Der richtige Mann für «Kunst und Krempel»
Dessau/MZ. - Und das seit 20 Jahren! Geht es um Schmuck, Silber und alte Uhren, so ist Dr. Carl Ludwig Fuchs gefragt. "Auch Porzellan kann ich bewerten", ergänzt der Kunsthistoriker und Archäologe, der unter anderem in Wien, Florenz und Heidelberg studiert hat. Heute gehört Fuchs zu den Experten der MZ-Aktion "Kunst und Krempel" von 14 bis 17 Uhr im Johannbau.
Als die Redaktion ihn um seine Mitwirkung bat, sagte der renommierte Wissenschaftler sofort zu. "Ich bin doch Dessauer, ich gehöre hierher", begründet Fuchs seinen spontanen Entschluss. Seit Januar ist er Bürger der Stadt, hat hier in der Johannisstraße das Hunoldsche Haus - oder das Palais Minckwitz, wie er es lieber nennt - erworben und aufwändig restauriert (die MZ berichtete).
Dessau ist dem Neubürger, der in Aken aufgewachsen ist, seit der Kindheit vertraut. Als er zwölf war, flüchteten die Eltern mit ihm zwar
nach Westdeutschland. Später besuchte er jedoch jedes Jahr einige Wochen seine frühere Heimat, "weil ich solches Heimweh hatte", gesteht Carl Ludwig Fuchs. Als er schließlich das Palais in der Johannisstraße entdeckte, das ihn an sein Elternhaus in Aken erinnerte, stand für ihn fest: "Ich möchte nach Hause."
Da hatte er in vielen Städten Deutschlands schon imposante Spuren hinterlassen. Nach dem Studium und nach Tätigkeiten an Museen in Nürnberg und Heidelberg durfte er - was einem Doktoranden eher selten vergönnt ist - das Thema seiner Doktorarbeit "Neue Methoden der Restaurierung von Schlössern" in die Praxis umsetzen. Das Land Baden-Württemberg beauftragte ihn mit der Restaurierung des Schlosses Schwetzingen, eben jenes Baues, über den Fuchs promoviert hatte.
Bald folgten Aufträge für Restaurierungspläne weiterer Schlösser, unter anderem für das Neue Schloss in Bayreuth, das Residenzschloss Erbach, für zwei Palais und das Rathaus in Heidelberg. Dr. Fuchs hatte in so manchem historischen Gebäude zwischen originalgetreuer Architektur und über die Jahrhunderte veränderten oder hinzugefügten Anbauten und Farben zu unterscheiden. So sind die Zornesfalten durchaus nachvollziehbar, die seine Stirn noch heute furchen, wenn er von den Interventionen der Denkmalbehörde berichtet, die ihm erklären wollte, wie man das Palais Minckwitz restaurieren müsse. "Dabei hatten die das Haus schon für den Abriss freigegeben", sagt der Dessauer. Er habe dort in der Johannisstraße "jede Tür, jedes Schloss gerettet", und das ohne jegliche Fördermittel.
Eine Tafel möchte er noch anbringen, die auf die Geschichte des 1750 errichteten Gebäudes hinweist, auf den Dessauer Hofbildhauer Ludwig Nikolaus Friedemann Hunold (1773-1840) und auf den nachfolgenden Hausbesitzer Baron von Minckwitz.