Das Schwedenhaus taucht wieder auf
Dessau/MZ/ihi. - Kaum ein Jahr ist seitdem vergangen, da wurde am Mittwoch begonnen, das Relief, das das Gebäude prägt, wieder zu errichten. Fürst Leopold III. Friedrich Franz von Anhalt-Dessau (1740-1817) ließ das Wohnhaus, in dem zugleich Gerätschaften zur Instandhaltung der benachbarten Hochwasserwälle eingelagert werden konnten, zwischen 1784 und 1786 bauen. 1792 schenkte der Fürst die "Gustavusburg", damals auch "Gustav Adolf" genannt, dem schwedischen Hauptmann Baron von Greifenheim.
Seine Bezeichnung erhielt das Gebäude, gelegen auf der rechten Seite zwischen Waldersee und der Autobahnauffahrt Dessau-Ost, nach einem vergoldeten Relief an der Hauptfassade, die der Straße zugewandt ist. Das Relief zeigt Gustav Adolph zu Pferde, über dem ein Siegesengel mit Lorbeerkranz schwebt - eine religiös motivierte Huldigung des Fürsten Franz an den Schwedenkönig, der als Führer der protestantischen Partei im Dreißigjährigen Krieg 1632 bei Lützen fiel. Einer Legende zufolge, die jedoch nicht belegt ist, soll Gustav Adolph ein Jahr zuvor bei einem Angriff Zuflucht unter der nahen Löbbenbrücke gefunden haben.
Das Schwedenhaus an der Hauptstraße des Gartenreiches zwischen Dessau und Wörlitz war in seiner Gestaltung inspiriert von Bauten der Renaissance und der englischen Gotik. Als bemerkenswerter architektonischer Akzent der Landschaftsgestaltung fand es in Reisebeschreibungen Erwähnung, die Chalcographische Gesellschaft zu Dessau widmete ihm eine besonders reizvolle Darstellung.
Seit 1863 wurde es als Gastwirtschaft betrieben. Noch bis 1969 war das Baudenkmal genutzt, verfiel danach zusehends und ist 1981 willkürlich bei einer Feuerwehrübung weitgehend zerstört worden. Mangels Pflege verwilderte das umgebende, zudem mit Pappeln zugepflanzte Gelände. Vor einigen Jahren sicherte man die Ruine und umgab sie mit einem Zaun.
Das Bauwerk wurde zum Teil massiv aufgeführt, zum Teil in Fachwerk, dessen Verputz eine Ziegelimitation aufwies. Aus Sandstein jedoch ist der Risalit, also der vorspringende Mittelteil der Fassade, errichtet worden. Glücklicherweise blieben nicht nur das Relief, sondern auch alle anderen Sandsteinteile erhalten. Durch die finanzielle Förderung des Landes erhielt die Kulturstiftung in diesem Jahr die Möglichkeit, die vorhandene Bausubstanz instand zu setzen und den Risalit mit dem Relief zu restaurieren. Jetzt bietet sich von der Straße am Ortsausgang Waldersee her eine neue, überraschende Sicht auf die Ruine des Schwedenhauses. Anlass geben auch die Veranstaltungen anlässlich des 375. Todestages Gustav Adolfs im kommenden Jahr. Durch einen Picknickplatz mit Fahrradständern und eine Informationstafel soll die Anlage im Gartenreich neu erschlossen werden.