"Das bringt Branche in Verruf" "Das bringt Branche in Verruf": Dessauer Bestatter entsetzt über Fall aus MZ-Artikel

dessau - Der MZ-Beitrag „Geschäft mit dem Tod?“ am Freitag hat Kerstin und Karl-Heinz Bachmann aufgewühlt. Und auch verärgert. „Das bringt die ganze Branche in Verruf“, findet Karl-Heinz Bachmann, der sich deshalb den konkreten Namen des betreffenden Bestattungsunternehmens gewünscht hätte. „Es arbeiten nicht alle so und nicht nur wir distanzieren uns von solchen Geschäftsgebaren“, betonen Bachmanns.
Seit 1991 betreiben sie ihr Bestattungsinstitut Bachmann in Dessau. „Wir waren damals zwei in der Stadt“, erinnert sich Inhaberin Kerstin Bachmann. Heute gibt es zwölf Bestattungsunternehmen in Dessau-Roßlau, etliche gehören einer Kette an.
Im Laufe der Jahre hätten sich immer wieder ehemalige Mitarbeiter von Bestattern selbstständig gemacht und eigene Unternehmen gegründet, erzählt Bachmann. „Man braucht ja nur das Gewerbe anmelden, keine Befähigungsnachweise oder sonst irgendwas vorweisen.“
Die Wahl des Bestatters sei immer die Sache der Angehörigen
Als Branchenkenner sind ihnen im MZ-Bericht einige Details aufgefallen, die sie richtigstellen wollen. „Wenn in der Nachtbereitschaft ein Verstorbener abgeholt wird, dann müssen die Angehörigen nicht zwingend mit diesem Unternehmen auch den Vertrag abschließen“, stellt Karl-Heinz Bachmann zum Beispiel klar. Die Wahl des Bestatters sei immer die Sache der Angehörigen. „Und wenn die ein schlechtes Gefühl haben, dann können sie auch den Bestatter wechseln.“
Ein weiteres Detail stieß Bachmann auf: „Ich verstehe die Eile nicht, mit der der Verstorbene abtransportiert werden sollte.“ Denn 36 Stunden dürfe ein Toter laut Bestattungsgesetz dort bleiben, wo er verstorben ist. „Die Frau hätte also auch nach der Todesnachricht noch in Ruhe ein Bestattungsunternehmen suchen können.“
Zumal dieser „normale Sterbefall“ eigentlich auch gar kein Fall für den Bereitschaftsdienst gewesen sei. Denn eigentlich dienen die Bereitschaftsdienste der Bestatter der Gefahrenabwehr und werden bei unnatürlichen Todesfällen von Polizei und Feuerwehr gerufen. Elf der zwölf Dessau-Roßlauer Bestatter beteiligen sich an den Diensten, die sie jeweils für eine Woche übernehmen. Auch in Todesfällen, bei denen kein Angehöriger da ist, werde der Bereitschaftsdienst gerufen. „Das geht dann über das Ordnungsamt“, erklärt Kerstin Bachmann.
„Scheuen Sie sich nicht, mit den Bestattern zu reden und sich zu informieren über Möglichkeiten und Preise“
Die Bandbreite der Bestattungs-Dienstleistungen sei in der Tat groß, wissen Bachmanns. Sie raten deshalb, sich vorher zu informieren. „Scheuen Sie sich nicht, mit den Bestattern zu reden und sich zu informieren über Möglichkeiten und Preise“, sagt Karl-Heinz Bachmann. Seriöse Unternehmen gäben bereitwillig Auskunft und erklärten, was notwendig ist und machbar ist.
Und noch eines sei enorm wichtig, ergänzt Kerstin Bachmann. „Eine Beerdigung ist Vertrauenssache, da sollten sich die Partner sympathisch sein. Sagt das Bauchgefühl nein, dann unbedingt drauf hören.“ Werden Familienangehörige in einem Heim betreut, sollten sie den gewünschten Bestatter rechtzeitig mitteilen. „Das muss ja nicht gleich beim Einzug sein, aber man sollte dran denken“, so ihr Rat.
Um als Bestatter zu arbeiten, brauche es keine Ausbildung
Als Bachmanns vor 28 Jahren ihr Bestattungsinstitut gründeten, mussten sie der Handwerkskammer einen Wirtschaftsplan vorlegen und auf eigene Kosten etliche Schulungen absolvieren. „Ohne die Zertifikate hätten wir nicht arbeiten dürfen“, so Kerstin Bachmann. Heute sei Bestatter zwar ein Ausbildungsberuf, um ein Bestattungsunternehmen aufzumachen oder als Bestatter zu arbeiten, brauche es aber keine Ausbildung. „Das kann jeder machen“, wünschten sich Bachmanns in dieser Beziehung strengere Regeln. Dass die Handwerkskammer diesbezüglich etwas ändern will, freut die beiden. (mz)