Das andere Alphabet das Telefonbuches
Dessau/MZ. - Sieht so Ihr Ergebnis aus? Dann sollten Sie sich schleunigst bewerben - als Beiarbeiter von Telefonbucheinträgen. Wenn Sie zudem sämtlich Einträge ab St. Georg unter dem Stichwort "Kirchengemeinde Pfarramt Alten Ph.-Melanchthon-Kirche" einordnen, dürfte der Karriere nichts mehr entgegenstehen.
Kreisoberpfarrer Joachim Diestelkamp nennt es die "Potenz der Katastrophe": Eine Kirchgemeinde, aber auch Einrichtungen der Evangelischen Landeskirche Anhalts im Telefonbuch zu finden, erfordert Geduld und Kombinationsvermögen beim Suchenden, der im Telefonbuch wie im Internet auf eine Menge völlig ungeordneter und keiner Logik unterzuordnender Einträge stößt: Mal wird der Name der Kirchengemeinde genannt, mal der des Pfarrers (der längst im Ruhestand sich befindet), mal heißt es "Ev. Pfarramt", mal "Evang. Pfarramt", dann wieder "Kirchengemeinde". Es scheint, als besorge ein Zufallsgenerator die Einträge.
Diestelkamp versucht seit Jahren, Ordnung ins Telefonbuch zu bekommen. Pressesprecher Johannes Killyen kennt das Problem gleichfalls: "Für uns ist der Weg nicht durchsichtig."
Theoretisch ist alles ganz einfach. Der Kunde wählt die entsprechende Servicenummer seines Providers - im Falle der Landeskirche sind das Telekom und Arcor, gibt die gewünschte Änderung durch - fertig. "Im Internet erfolgt der Wechsel tagesaktuell, im Telefonbuch mit der nächsten Ausgabe." Sagt jedenfalls Matthias Klesen, Pressesprecher bei DeTeMedien, Tochterfirma der Telekom und neben regionalen Telefonbuchverlagen Mitherausgeberin und -verlegerin. Die Regionalverlage hätten mit den Angaben im Telefonverzeichnis selbst nichts zu tun.
So war die Aussage eines Mitarbeiters von der Verlag und Wirtschaftswerbung Halle GmbH - sie gibt unter anderem das lokale Dessauer Telefonbuch heraus - er könne da gar nichts machen. Der einzige Weg sicherzugehen sei es, eine Anzeige zu schalten. "Das Geld können wir sinnvoller ausgeben", befindet Diestelkamp und besteht auf korrekten Einträgen.
Immerhin ist zuletzt etwas geschehen: die Einträge wurden verändert - ohne dass die Kirche jüngst etwas unternommen hätte. Das Ergebnis: eine nochmalige Verschlechterung gegenüber den alten Einträgen. Kleser erstaunt das. Aber: "Wie das im konkreten Fall gelaufen ist, kann ich wirklich nicht sagen."