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Box-Trainer Matthias Bader Box-Trainer Matthias Bader: Im Leben wie im Ring

Von Daniel George 25.06.2014, 19:02

Dessau/MZ - Matthias Bader lächelt, wenn er an das vergangene Jahr zurückdenkt. Nicht etwa, weil es ein besonders schönes Kapitel in seinem Leben war. Nein, ganz im Gegenteil. Vielmehr, weil er es überstanden hat. Der Boxtrainer des VfL 96 Dessau hat den größten Kampf seines Lebens gewonnen, nicht im Ring, sondern im Krankenhaus - den Kampf gegen den Krebs.

Nicht unter Zugzwang

Doch darüber möchte Bader an diesem Freitagabend im Büro des Vereinsgebäudes eigentlich gar nicht reden. Der 46-Jährige ist niemand, der sich in den Vordergrund stellt. Es geht ihm um die Sache, es geht ihm um den Boxsport - das merkt man bei jedem Wort. Immer schwingt dabei dieser unbändige Enthusiasmus mit.

Eine Etage höher wird gerade fleißig trainiert. „Die Kinder sollen bei uns Spaß haben“, sagt Bader, „wir betreiben hier Amateursport.“ Während es beim PSV 90 Dessau professionell zuginge, sei das beim VfL anders, deshalb trennten sich die Wege vor fünf Jahren auch, wie Bader erzählt, zugleich aber meint: „Wir pflegen ein freundschaftliches Verhältnis. Enrico Schnurre (Abteilungsleiter beim PSV, Anm. d. Red.) ist ein feiner Kerl.“

Die Ausrichtung der Vereine ist unterschiedlich: Während der PSV einige Profis nach oben bringen will, agiert der VfL im Amateur-Boxbereich eher im Schatten. „Das stört uns gar nicht so sehr“, erklärt Trainer Bader, „wir stehen nicht unter Zugzwang. Erfolge sind schön, aber das ist nicht unser primäres Ziel.“ Der ehemalige Boxer - von 1978 bis 1996 war Bader selbst in Köthen und Dessau aktiv - spricht in diesem Zusammenhang von einem Projekt. Das getragen wird von einem Leitspruch, unter der die ganze Arbeit beim VfL und auch bei den Boxern der HG 85 Köthen, die Bader im vergangenen Jahr zeitweise betreute, steht: einhundert Prozent Boxsport, null Prozent Gewalt.

„Wir möchten die Kids von der Straße fernhalten“, sagt der Vater eines neunjährigen Sohnes. In den vergangenen fünf Jahren, so lange gibt es die Abteilung beim VfL, ist das immer wieder gelungen. Sportliche Erfolge kamen dazu: Die Dessauer Boxer standen bei Landesmeisterschaften, Mitteldeutschen Meisterschaften, Deutschen Meisterschaften oder internationalen Turnieren auf dem Podest.

Überwältigender Besuch

Momentan trainieren 22 Mitglieder, darunter fünf Mädchen, immer mittwochs und freitags ab 18 Uhr in der Turnhalle in der Schillerstraße. Viermal darf sogar kostenlos trainiert werden. „Jeder darf sich ausprobieren. Die Eltern sollen wissen, dass ihre Kinder bei uns gut aufgehoben sind“, erklärt Bader, lächelt und wirkt doppelt glücklich. „Es geht mir wieder gut“, sagt Bader, „das ist mein sechstes Training, das ich wieder leite.“

Matthias Bader ist zurück, auch wenn er eigentlich nie richtig weg war. „Wenn man im Krankenhaus liegt und dann stehen plötzlich mehr als ein Dutzend Boxer in deinem Zimmer“, erinnert er sich, „dann ist man erst einmal überwältigt.“ So überwältigt, dass es weitergehen musste. Matthias Bader meint: „Man muss einfach kämpfen.“ Im Leben wie im Ring.