Betreutes Wohnen in Dessau Betreutes Wohnen in Dessau: Volkssolidarität stellt Serviceleistungen ein

Dessau - Verwirrung herrscht bei den Mietern der Seniorenresidenz am Funkplatz 8. „Dort wird jetzt einfach zum 1. Januar 2015 die Betreuung durch die Volkssolidarität (VS) 92 beendet“, schildert Kathrin Krause, deren Mutter schon seit vielen Jahren dort wohnt. Die Bewohner, fürchtet sie, „werden nun ohne Nachfolge eines anderen Betreuers einfach im Stich gelassen.“
"Wir lassen niemanden in Stich."
Wieland Böhme, Geschäftsführer der VS 92, bestreitet das. „Wir lassen niemanden in Stich. Und unser Motto ,Bei uns sind Sie in guten Händen’ steht nicht nur auf dem Papier.“ Dennoch gibt es Probleme am Funkplatz 8. Aber Fakt ist: die Mieter bleiben wohnen, „für sie ändert sich das nicht“, so Böhme, auch alle Pflege- und Versorgungsleistungen seitens der VS 92 bleiben bestehen. Die Betreuung aber, zu der laut Betreuungsvertrag auch die Benutzung des Begegnungsraumes, die Organisation von Veranstaltungen oder Serviceleistungen wie Post- und Blumenservice bei Abwesenheit der Bewohner gehören, endet. Zum einen, erläutert Böhme, weil der VS 92 ab dem neuen Jahr keine Gemeinschaftsräume in dem Haus mehr zur Verfügung stehen. Zum anderen, weil es „zwischen den Bewohnern des Hauses keine übereinstimmenden Auffassungen zum Umfang und zur Finanzierung zu den von uns angebotenen Betreuungsleistungen“ gibt.
Die Volkssolidarität 92 bietet an mehreren Standorten in Dessau betreutes Wohnen an: im Haus Anneliese (Törtener Straße), im Haus Julie von Cohn-Oppenheim (Tornauer Straße), im Haus Allerstraße sowie am Funkplatz.
Die Seniorenresidenz am Funkplatz ist das kleinste der vier Häuser, wo 10 Zwei- und elf Einraum-Wohnungen vermietet werden. In den andere Objekten sind es je rund 100 Wohnungen bzw. in der Allerstraße 29 Wohneinheiten für betreutes Wohnen. (hth)
Problematischer Mietvertrag
Dass es zu der jetzigen Situation gekommen ist, liegt hauptsächlich am Auslaufen eines vor 15 Jahren geschlossenen Generalmietvertrages für die Immobilie, in der die VS 92 betreutes Wohnen anbietet. Generalmietvertrag heißt, über die VS 92 wurden die 21 Wohnungen vermietet, „wenn Leerstand war, mussten wir das selber tragen. Die Aufwendungen für die Vermietungen lagen auch bei uns“, so Böhme. Das sollte beim Abschluss eines neuen Mietvertrages im Interesse der Mieter und der VS 92 entsprechend berücksichtigt werden. „Unsere Vorschläge haben aber kein positives Echo gefunden“, erklärt Böhme zu den Verhandlungen über die Chemnitzer Hausverwaltung HGVC mit der Eigentümergemeinschaft des Hauses Funkplatz 8. Seit Herbst vergangenen Jahres, sagt er, sei verhandelt worden. 14 verschiedene Varianten wurden durchgerechnet, doch eine Einigung gab es nicht. Die Konsequenz: Der Generalmietvertrag wird nicht fortgesetzt. Weshalb der VS 92 ab Januar das bis dahin angemietete Büro, der Begegnungsraum und auch das Pflegebad im Haus nicht mehr zur Verfügung stehen. Ebenfalls die Hausmeistertätigkeiten, die die VS 92 übernommen hatte, werden zum Jahresende eingestellt. Hier, so Böhme, ist die Hausverwaltung HGVC in der Pflicht, alles zu regeln. Weshalb die VS 92 auch alle Eigentümer angeschrieben habe, damit sich um diese Probleme gekümmert werde.
Warum auch die Volkssolidarität noch auf eine Lösung hofft, lesen Sie auf Seite 2.
Lösung nicht ausgeschlossen
„Wir haben uns voll für das Haus verantwortlich gefühlt“, bedauert Böhme die Entwicklung, doch müsse die VS 92 auch wirtschaftlich denken und handeln. Es habe, sagt der Geschäftsführer, mehrere Gespräche mit den Bewohnern und Angehörigen vor Ort gegeben. Auch seien alle Mieter nochmals angeschrieben worden. Die VS 92, versicherte er, würde die Betreuung am Funkplatz gerne weiterführen, „doch die Bedingungen müssen stimmen“. Weshalb Böhme jetzt den Ball auf dem Spielfeld der Mieter sieht, die sich positionieren müssten über das, was und in welchem Umfang sie betreuungsmäßig haben möchten und was sie bereit sind, dafür auszugeben. Noch sei der Prozess nicht endgültig abgeschlossen, sagt Böhme. Dass sich noch eine Lösung findet, sei denkbar. Erst einmal wird nun bis Ende Januar die Betreuung fortgesetzt. (mz)