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Bestie mit tränenden Augen

Von Ilka Hillger 24.11.2004, 16:59

Dessau/MZ. - Hardy Kistner ist das Tier, zumindest in der neuen Märchenproduktion des Anhaltischen Theaters, die heute Vormittag Premiere hat. Karl Thiele inszeniert "Die Schöne und das Tier" nach Motiven von Gabrielle-Suzanne de Villeneuve und nimmt an diesem Dienstag noch einmal die Maske des Titelhelden in die Hand. Etwas mehr Fülle in den Lippen wünscht er sich. Maskenbildnerin Katrin Halbauer nickt. Bis zum Nachmittag bekommt sie das hin. Jetzt aber wird Hardy Kistner erst einmal die Maske übergestülpt, an der sie mehrere Wochen gearbeitet hat. Beherzt drückt Katrin Halbauer am Kinn des Schauspielers herum. Viel zu spät kommt die Frage: "Hast du eigentlich ein Gebiss? Nicht, dass ich etwas kaputt mache." Kistner lacht. Sehen tut man dies allerdings nicht. Ein Paar Augen und etwas Mund - mehr gibt sein Gesicht nicht frei, der Rest verschwindet hinter der Fratze des Tiers und unter langem Büffelhaar.

Während die Maskenbildnerin Augen, Lippen und Übergänge schminkt, kann Kistner über seine Verwandlung nachdenken. "Es ist immer wieder ein magischer Moment", beschreibt er den Augenblick, wenn er am Ende vor dem Spiegel die Augen öffnet. "Da staunt man jedes Mal neu." So, wie sich Schritt für Schritt Gesicht und Haare verändern, würde man auch als Darsteller in die Rolle wachsen. Derart entspannend, wie er den Aufenthalt in der Maskenbildnerei vor Vorstellungen heute findet, war es für den Schauspieler jedoch nicht immer. "Am Anfang war es die Hölle. Mit den Augen ging gar nichts. Nur flatter, flatter, trän, trän", beschreibt er seine ersten Erfahrungen mit durchaus kitzelnden Pinseln der Maskenbildner. Inzwischen sei die alles eine Frage der Gewöhnung.

Gewöhnen wird er sich in dieser Märchensaison am Theater wohl auch an die mit Sicherheit nicht ausbleibenden Reaktionen der Kinder. "Ich bin sehr gespannt darauf. Hoffentlich können wir bei allem Gröhlen die Geschichte weitererzählen." Denn dann wird man erfahren, dass unter dem dicken Fell des Tieres ein passabler Kerl steckt, in den sich selbst eine Schöne verlieben kann.