Becker's Radhaus in Dessau Becker's Radhaus in Dessau: Uwe Becker hat sein Fahrradgeschäft verkauft

Dessau - Ein gemütliches Fahrrad haben sie Uwe Becker geschenkt. Mit einem 80 Jahre alten schwarzen Rahmen, roten Felgen, einem großen Ledersattel auf Stahlfedern. Es ist das Abschiedsgeschenk der Mitarbeiter an ihren Chef.
Uwe Becker hat nach acht Jahren "Becker´s Radhaus" verkauft
Uwe Becker hat nach acht Jahren sein Geschäft „Becker’s Radhaus“ in der Kavalierstraße an der Museumskreuzung verkauft. Käufer ist das expandierende Unternehmen „Little John Bikes“ aus Sachsen.
Die Fahrradhandelskette hat inzwischen 26 Filialen vor allem in Ostdeutschland. Auf der Kavalierstraße nutzt das Unternehmen ab dem heutigen Freitag die bestehenden Flächen. Bis Mitte 2018 will es sich aber ebenerdig erweitern - dafür zieht das Reisebüro in der Ladenzeile weiter nach rechts.
Uwe Becker besitzt auch eine Dessauer Sicherheitstechnikfirma
Leicht fällt Becker der Schritt nicht. „Ich habe das hier aufgebaut, wir haben alle viel Kraft und Herz in das Geschäft gesteckt“, sagt der 47-Jährige. Aber es ging nicht anders. Becker ist gleichzeitig Inhaber einer Dessauer Sicherheitstechnikfirma mit derzeit 13 Mitarbeitern. „Beide Branchen sind sehr unterschiedlich und wachsen.
Aber auf Dauer funktioniert die Doppel-Verantwortung nicht. Ich will professionell leiten und mich auf einen Bereich fokussieren.“ Die Entscheidung musste reifen. Zuvor hatte Becker noch mit dem Gedanken für ein Flächengeschäft gespielt, also einen ebenerdigen Laden. „Beckers Radhaus“ ist derzeit auf vier Etagen untergebracht. Auch eine Neueröffnung an einem anderen Standort in Dessau war eine Idee. „Aber ich habe nichts passendes gefunden.“
Steffen John besuchte Uwe Becker im August zum ersten Mal
Und plötzlich stand im August Steffen John, der Geschäftsführer von „Little John Bikes“ im Laden. Er war auf der Suche nach einem weiteren Standort. Sein Unternehmen besteht seit 20 Jahren und hat heute knapp 200 Mitarbeiter. Zuletzt hatte John die Strategie geändert: Statt Neueröffnung geht es um Übernahmen von Geschäften in mittelgroßen Städten mit über 50 000 Einwohnern.
„Neue Läden sind schwierig, weil oft niemand auf ein weiteres Fahrradgeschäft wartet. Und ich will auch nicht als Fremder den Markt vor Ort stören. Davon hätten dann alle nichts“, sagt Steffen John. Und: „Das Thema Nachfolge beschäftigt auch die Radbranche. Jeder dritte Händler ist über 60 Jahre alt.“
Steffen John möchte an seinem 50. Geburtstag 50 Filialen besitzen
Dessau ist die 26. Filiale und wird nicht die letzte sein. Der 45-Jährige hat sich ein Ziel gesetzt: „Bis ich 50 bin will ich 50 Filialen haben. Das würde bedeuten, alle 66 Tage eine zu eröffnen.“ Dafür fährt John fast jeden Tag in ostdeutsche Städte in die Fahrradläden - und spricht die Händler an. In Dessau stimmte das Miteinander, Becker und John wurden sich einig.
Die sieben Mitarbeiter inklusive Azubi werden in Dessau übernommen
Die sieben Mitarbeiter inklusive Azubi werden übernommen. „Little John Bikes“ will sich von drei Etagen trennen und einen ebenerdigen Flächenladen eröffnen. Das Geschoss darüber soll für Büros genutzt werden.
Uwe Becker hatte vor 25 Jahren sein erstes Fahrrad verkauft - damals noch mit seinem Vater zusammen in Waldersee. Ab 2007 machte er allein weiter und zog 2009 an die Museumskreuzung. Auf knapp 500 Quadratmetern werden bei dem Vollsortimenter Räder verkauft. Der Klassiker sind Damenräder, inzwischen machen aber auch E-Bikes 25 Prozent des Umsatzes aus.
Im Jahr sollen 1.000 Fahrräder verkauft werden
Die Größe des Geschäfts ändert sich mit dem Umbau nicht. „Die meisten Hersteller werden bleiben, es wird aber auch neue geben“, sagt John. „Unsere Zielgruppe ist die ganze Familie, so ist ja auch das ,Radhaus’ aufgestellt.“ Etwa 1.000 verkaufte Räder im Jahr ist das Ziel für Dessau. Das Logo der Kette soll zunächst nur an der Tür und im Innenbereich angebracht werden. „Wir wollen nicht über Nacht alles ändern.“ Mit der Erweiterung wird dann ab Juli 2018 der Schriftzug großflächig zu sehen sein.
Uwe Becker hatte den Schlüssel am Donnerstag schon bereit gelegt. Am Freitag verabschiedet er sich. „Schweren Herzens, aber es ist auch ein Neubeginn." (mz)