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Bauvorhaben in Dessau Bauvorhaben in Dessau: Synagoge nimmt Form an

Von Heidi Thiemann 03.10.2014, 19:06
Die einstige Synagoge in Dessau.
Die einstige Synagoge in Dessau. Archiv/Privat Lizenz

Dessau - Das Versprechen steht - und die Einlösung rückt ein Stück näher. Dessaus jüdische Gemeinde soll eine Synagoge bekommen. Dafür, kündigte Thomas Markworth, Präsident der Kurt-Weill-Gesellschaft zum Auftakt des diesjährigen Kurt-Weill-Festes an, würde die Gesellschaft der jüdischen Gemeinde das Projekt schenken. Und wie die künftige Synagoge, die an Stelle ihres im November 1938 niedergebrannten Vorgängers stehen wird, aussehen könnte, das zeigte Architekt Alfred Jacoby.

Erste Projektstudie erarbeitet

Jacoby, der ein Architekturbüro in Frankfurt betreibt und seit dem Jahr 2000 Direktor des Dessauer Institute of Architecture (DIA) an der Hochschule Anhalt ist, hat eine erste Projektstudie auf Papier und in Modellform erarbeitet, die er in dieser Woche dem christlich-jüdischen Gesprächskreis vorgestellt hat. Demnach soll das Kantorhaus in der Kantorstraße, das Sitz der jüdischen Gemeinde ist, mit einem Anbau ein neues Gemeindezentrum erhalten, das sich entlang der Askanischen Straße zieht. Zwei große Räume sollen entstehen - zum einen ein Saal mit Bühne (etwa 160 Plätze), der nicht nur von der jüdischen Gemeinde, sondern auch für andere öffentliche Veranstaltungen genutzt werden könne.

Die jüdische Gemeinde zu Dessau wurde 1994 gegründet und hatte 1995 27 Mitglieder. Heute zählt sie 370 Mitglieder und zusätzlich 210 Familienangehörige. Die Mitglieder kommen aus Dessau-Roßlau, Zerbst, Köthen, Wittenberg, Wolfen und Bitterfeld. Sitz und Mittelpunkt der Gemeinde ist das Kantorhaus, der einzig erhalten gebliebene Teil der ehemaligen Synagoge in Dessau.

Die Synagoge wurde 1908 am Eckgrundstück Askanische/Kantorstraße eingeweiht, ihr Vorgängerbau war 1729 errichtet worden. Zerstört wurde die Synagoge am 9. November 1938 beim so genannten Novemberpogrom.  

Zum anderen die Synagoge selbst (100 Plätze), die nach Jacobys Vorschlag ein Dach erhält, das an eine Kippa (Kopfbedeckung männlicher Juden) erinnert, sowie ein markantes Fenster mit Davidsterngeflecht, das in Richtung Jerusalem zeigt. „Das wird kein bombastischer Bau, aber ein Bauwerk, das sich gut einfügen wird in die Stadt“, erläuterte der Architekt seine Vorstellungen. Die ehemalige Synagoge, die als erste in Deutschland Opfer von Flammen in der Reichspogromnacht wurde, war ein Monument in der Stadt, das gleichberechtigt neben anderen sakralen Bauwerken stand, so Jacoby. Der Neubau nehme die Idee des Monumentes in der Stadt auf.

„Damit ist eine große Überraschung gelungen.“

Und das, was gezeigt wurde, erhielt uneingeschränkt Beifall. „Das ist ein sehr interessantes Projekt. Es gefällt mir“, sagte Alexander Wassermann, Vorsitzender der jüdischen Gemeinde in Dessau. Ulrich Plettner, Mitglied im christlich-jüdischen Gesprächskreis, lobte: „Damit ist eine große Überraschung gelungen.“ Nun gelte es, im politischen Raum - in Stadt und Land - Überzeugungsarbeit zu leisten, damit der Synagogenbau auch realisiert werden kann.

Jacoby veranschlagt dafür 2,5 Millionen Euro. Die Summe allein aufzubringen, ist die jüdische Gemeinde überfordert. (mz)