Baustopp am Umweltbundesamt Baustopp am Umweltbundesamt : Hängepartie um Öko-Vorzeigebau dauert immer länger

Dessau/Magdeburg - Der klimapolitisch ambitionierteste Büro-Neubau Deutschlands wird auch in diesem Jahr nicht fertig. Die 13,5 Millionen Euro teure Erweiterung des Umweltbundesamts in Dessau-Roßlau sollte ursprünglich im Frühjahr 2018 vollendet sein, dann im Sommer dieses Jahres. Jetzt hat die Behörde den Einzug in diesem Jahr abgeschrieben. „Nach aktuellem Stand“ werde das Haus 2019 nicht fertig, sagte ein Behördensprecher. „Das ist natürlich eine sehr unbefriedigende Situation für alle Beteiligten.“ Grund der Hängepartie ist ein Streit darum, wie dick die Dämmung des Gebäudes sein muss.
Die Besonderheit des vierstöckigen Hauses: Es soll mehr Energie erzeugen als die Nutzer verbrauchen. Dafür ist eine ungewöhnlich dicke Dämmung von 28 Zentimetern vorgesehen, darauf soll flächendeckend Photovoltaik installiert werden.
Drei Zentimeter fehlen: Baubehörde stellt Mängel an Dämmung fest
An der Dämmung hat Sachsen-Anhalts Baubehörde (BLSA), die den Bund als Bauherrn vertritt, jedoch Mängel ausgemacht: An einigen Stellen fehlen drei Zentimeter. Um herauszufinden, wer dafür haften muss, hat das BLSA einen Baustopp verhängt. An der Fassade geht seither nichts mehr voran.
Der Architekt des Gebäudes übt daran harsche Kritik. „Das ist absolut ärgerlich. Das Gebäude ist komplett gedämmt, nur an Randbereichen der Fenster sind die Dämmstoffstärken etwas geringer. Das Haus wird auch so den Standard eines Plus-Energie-Gebäudes erfüllen“, sagte Claus Anderhalten der MZ.
„Das Haus ist innen komplett fertig, man könnte es morgen beziehen.“ Der Berliner, der in Sachsen-Anhalt bereits das Museum Luthers Elternhaus in Mansfeld und den Anbau der Burg Giebichenstein in Halle errichtet hat, sieht einen Schaden für sein Büro, die Baufirmen wie auch den Bund als Bauherrn. Von einer „unendlichen Geschichte“ spricht die Architektenkammer Sachsen-Anhalt. „Ich finde es sehr bedauerlich, dass sich das so hinzieht“, sagte Geschäftsführerin Petra Heise.
Wer muss für die Mängel zahlen?
Verantwortlich für das Agieren des Landesbaubetriebs ist das Finanzministerium. Dort sieht man die Schuld an der verfahrenen Situation bei anderen. „Sowohl die Planer als auch die Ausführungsfirma negierten die von der Bauverwaltung angezeigten Mängel sowie diesbezüglichen Verantwortlichkeiten“, heißt es in einer Antwort des Finanzressorts auf Anfrage der Landtagsabgeordneten Sarah Sauermann (fraktionslos). Eine Aufhebung des Baustopps kommt für den Landesbaubetrieb nicht in Frage: Erst müsse gerichtsfest geklärt werden, wer für die Mängel bezahlen muss.
Eine außergerichtliche Einigung ist bereits gescheitert, derzeit läuft ein sogenanntes selbstständiges Beweisverfahren. Dieses soll für einen späteren Zivilprozess Beweise sichern. Noch fehlt jedoch eines von zwei bestellten Gutachten.
Der Wittenberger Bundestagsabgeordnete Sepp Müller (CDU) fordert vom Bund, die 110 Büroarbeitsplätze sofort zu beziehen. „Da werden teure Ersatzbüros angemietet und Mitarbeiter müssen pendeln, obwohl das Haus fertig ist“, kritisiert Müller. „Das ist doch Kindergarten.“
Unmut über Besetzung des Chefpostens im Umweltbundesamt
Unterdessen sorgt auch die Besetzung des Chefpostens im Umweltbundesamt für Unmut. Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) hatte gefordert, dass ein Ostdeutscher Präsident wird, tatsächlich wurde es mit Dirk Messner ein Westdeutscher.
Ungewöhnlich direkt forderte Haseloff den Neuen am Freitag per Twitter auf, sich nun im Land anzusiedeln. „Sicher wird Herr Messner seinen Hauptwohnsitz in Dessau-Roßlau am Behördensitz nehmen“, schrieb Haseloff. Messner reagierte darauf ausweichend. (mz)