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Bauhaus-Stiftung Bauhaus-Stiftung: Was vom Bauhaus in Amerika übrig blieb

Von Ina Henrichs 06.12.2002, 15:16

Dessau/MZ. - Acht Jahre lang arbeitete die Amerikanische Produzentin und Regisseurin an dem Dokumentarfilm "Bauhaus in Amerika" - eine wahre Geschichte, wie sie sagt, an die man aber auch glauben muss. Anders sei die unermüdliche Begeisterung nicht zu erklären. So viel habe ihr die beachtliche Story gegeben - eine Kopie des Films für die Bauhaus-Stiftung in Dessau? Geschenkt! Das sei das mindeste an Vergeltung.

So hat denn in dieser Woche ein winziges Publikum den Film zum ersten Mal in Dessau gesehen, einen Film, für den eine Förderung zu erhalten so schwer war, weil er eben nicht unterhaltsam ist, sondern informativ, substanziell, dicht - und die 80 Minuten in den Zentren Bosten, Chicago und Black Mountain so lange dauern, als wären es 120.

Aber bemerkenswert besetzt ist das Werk, mit alten Bauhäuslern, Schülern, Architekten, Designern, Zeitzeugen - ein Fest für Fachleute: Interviews mit Anni Albers, Bertrand Goldberg, Helmut Jahn, Sidney Janis, Philip Johnson, Gyorgy Kepes, I.M. Pei, Stanley Tigerman, James Ingo Freed. Geschwärmt wird von Walter Gropius als einem weltoffenen Lehrer, von Mies van der Rohe als einer, der den Leuten schon beibringen wird, in seinen Häusern zu wohnen.

Und es wird geschimpft: Tom Wolfe, Autor des Buches "From Bauhaus to Our House", prangert vor schreiend gelbem Hintergrund die Unmenschlichkeit des Bauhausstils an. Das ist natürlich nicht gerechtfertigt, sagt Judith Pearlman, enthusiastische Anwältin der eigentlichen Bauhaus-Idee. Denn war das Ziel der Bewegung nicht eine humanere Gesellschaft? Es sei nicht die Schuld der Bauhäusler, dass auch in ihrem Namen billig und bombastisch gebaut wurde. "Der Idealismus der frühen Tage wurde Opfer des typisch amerikanisch-ökonomischen Imperativs."

Bauhaus überzeugte nach dem Weltkrieg nicht mit seinen Prinzipien, sondern mit dem Neuen, das zur Mode der Moderne wurde. Und einfach irgendwann wieder out war, folgt man Michael Graves, Schüler von Gropius, der die Schlichtheit nicht mochte und sich selbst in postmodern-eitler Art in seinen Gebäuden finden wollte. Von sozialer Städteplanung, von Nachbarschaften sprach keiner mehr. "In New York sieht man nicht mal mehr den Himmel, weil jeder für sich baute", sagt Judith Pearlman. Berlin sei für sie die beste aller großen Städte, in der man die alten Werte noch beherzige und mit einem Blick auf die deutsche Hauptstadt endet der Film.

Die Bauhaus-Idee lebt, glaubt sie, und die Kritik - die sei so alt wie die Bewegung selbst. "Die Leute versuchen zumindest, den Herausforderungen zu begegnen." Wie beeindruckt sei sie gewesen von Omar Akbars Power-Point-Präsentation vor zwei Monaten in New York. Der Bauhaus-Direktor stellte ein Projekt für die so genannten Slum- oder Squattersiedlungen in Brasilien vor. Ein Vorhaben, mit dem man doch wieder den Weg zurück, zum eigentlichen Ansinnen, der Vermenschlichung komme. Dem Bauhaus mangelnden Einfluss vor Ort vorzuwerfen, sei leicht. "Was wollen die Leute? Was fehlt ist weder Engagement noch Kompetenz, sondern lediglich Geld."