Bauhaus-Museum in Dessau Bauhaus-Museum in Dessau: Der Zorn über den Standort scheint verebbt

Dessau-Roßlau - Die Frage war kurz und knapp. Gibt es einen Plan B? Claudia Perren, die Chefin des Bauhauses, gab die kürzestmögliche Antwort. „Nein.“ Jedenfalls nicht in Dessau-Roßlau.
Die Info-Veranstaltung zum geplanten Dessauer Bauhaus-Museum, die am Mittwoch in der Dessauer Bauhaus-Aula stattfand, wurde von Ran 1 komplett aufgezeichnet und wird nach Angaben des Senders am Sonnabend um 10 Uhr, 16 Uhr und 19 Uhr, am Sonntag um 10 Uhr, 16 Uhr und 19 Uhr sowie am Donnerstag, dem 29. Januar, um 19 Uhr gezeigt.
Das Versprechen hatte zum Amtsantritt von Oberbürgermeister Peter Kuras gestanden. Das Umsetzen dauerte. Anfang Dezember war im Anhaltischen Theater ein erster Anlauf für eine Bürgerversammlung in Sachen Bauhaus-Museum geplant. Eine Dienstreise von Bauhaus-Chefin Perren machte eine Verschiebung notwendig. Zwischendrin begannen im Stadtpark die Untersuchungen des Baugrundes. Das Jahr 2019 drängt.
Informationsversammlung zum 25-Millionen-Euro-Projekt
In der Bauhaus-Aula wurde am Mittwoch nachgeholt, was viele Einwohner am Anfang vermisst hatten. Eine Informationsversammlung zu dem 25-Millionen-Euro-Projekt, an das viele Hoffnungen geknüpft sind. Deutlich wurde zweierlei. Das Interesse am Museum ist weiter groß. Die Plätze reichten bei weitem nicht aus. Und: Der Zorn über den Standort Stadtpark scheint abgeebbt.
„Was war - was wird!“ war die Überschrift des Abends, die auf einem Schwarz-Weiß-Foto stand, das die historische Kavalierstraße zeigte. Eng bebaut. Voller Menschen. Also: Anders als jetzt. „Wir haben nie eine Stadtqualität entwickelt“, sagte Guido Fackiner, Stadtrat und Fraktionschef vom Liberalen Bürgerforum/Grüne.
Die leere Innenstadt sei die Herausforderung der Jetzt-Zeit, gab auch Kuras zu und wies der Nord-Ost-Ecke des Stadtparks dabei eine Scharnierfunktion zu. „Es tut uns gut, wenn wir die Innenstadt stärken, wenn wir unsere Stärken stärken.“ Mit dem Bauhaus-Museum. Das Projekt hatte in den vergangenen Monaten für viele Diskussionen gesorgt. Kuras räumte Missverständnisse ein. Das größte: „Dass der Geltungsbereich des Bebauungsplanes identisch ist mit dem Baukörper.“
Faktischer Rückblick
Kuras hatte den Abend mit einem faktischen Rückblick eingeleitet, der zeigte, wann was entschieden wurde, der aber auch außen vor ließ, warum welcher Standort favorisiert wurde. Im März 2013 hatte sich der Stadtrat auf drei festgelegt: zwei an den Sieben Säulen und den Stadtpark. „Es war nicht so, dass es damals wäschekorbweise Proteste gab“, sagte Kuras, der im OB-Wahlkampf Anfang vorigen Jahres viel Kritik zu hören bekam.
3.600 Menschen unterzeichneten eine Online-Petition gegen den Standort Stadtpark. „Das hat mich schon erschrocken.“ Am Mittwoch waren die Kritiker klar in der Unterzahl. „So viele Menschen laufen gar nicht im Stadtpark rum, wie dagegen sind“, rätselte beispielsweise Unternehmer Hans-Friedrich Druschke. „Ich bin glücklich, dass wir im Zentrum der Stadt einen so repräsentativen Bau bekommen.“ Der Beifall war deutlich.
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„Wenn ich eine Favoritenliste mit drei Standorten habe, dann wird es auch einer davon“, sagte Perren. Zum Amtsantritt im August hatte sich die neue Bauhaus-Chefin in Sachen Standort noch zurückgehalten. Ihr Vorgänger, Philipp Oswalt, habe die „Sieben Säulen“ favorisiert. „Das entspricht dem Konzept einer Museumsinsel. Das hat Vorteile, keine Frage.“ Doch auch für den Stadtpark spreche einiges. „Touristiker haben gesagt“, sagte Kuras, „wenn wir Leute in der Innenstadt wollen, dann darf das Bauhaus-Museum nicht auf der gleichen Seite der Bahn wie das Bauhaus stehen.“ Perren zeigte sich zudem zuversichtlich, die vom Landesrechnungshof kritisierte Betriebskostenproblematik in den Griff zu bekommen. „Man darf erste Überschläge nicht mit dem Ergebnis am Ende verwechseln.“
Neuigkeiten am Mittwoch
Neuigkeiten gab es am Mittwoch im Detail. Die Touristinformation wird nicht mit in das Museum einziehen. „Wir haben das diskutiert, um Synergien zu erschließen“, gab Kuras zu. Doch die Touristinformation brauche eine große Fläche, die dann dem Museum verloren ginge. Die Baugrunduntersuchungen haben keine grundsätzlichen Probleme aufgezeigt. Es gab zwar die Bestätigung, dass der Untergrund voll mit nachkriegsbedingtem Schutt und damit schwierig ist. Doch Bombenfunde blieben aus.
Fragen gab es am Mittwoch um so mehr. Wie viel Bauhaus-Museum Dessau-Roßlau für 25 Millionen Euro bekommt? „Genug“, sagte Kuras, der auf ein „kleines, aber feines Museum“ hofft, das 2019, zum 100. Geburtstag des Bauhauses, eröffnet wird. 2.100 Quadratmeter Ausstellungsfläche sind geplant, 3 500 Quadratmeter Nutzfläche. Die Parkplätze entstehen an den Y-Häusern. Die Zufahrt zum Museum soll über die Friedrichstraße erfolgen. Wie das Museum aussieht, ob die Architekten eher in die Höhe gehen und die Ecke Kavalier-/Friedrichstraße als Bezugspunkt nehmen oder ob das Museum eher flach die Kavalierstraße entlang entsteht?
Die Ausschreibung für das Projekt soll in den nächsten Wochen starten - offen für alle registrierten Architekturbüros. Was das heißt, muss sich zeigen. Für das Guggenheim-Museum in Helsinki hatte es 1.700 Einsendungen gegeben. „Wir hoffen, dass es unter 500 bleibt“, sagte Bauhaus-Chefin Perren. Wenn nicht? „Dann braucht die Jury ein, zwei Tage mehr.“ In etwa neun Monaten soll der zweistufige Wettbewerb durchgezogen werden. Die besten Ideen sollen am Ende in einer Ausstellung gezeigt werden.
Herausforderung für Innenstadt
Baubeginn für das Museum wird 2016 sein. Für Dessaus Innenstadt wird das eine Herausforderung, weil parallel dazu die Kavalierstraße umgestaltet wird - inklusive neuer Gleisanlagen für die Straßenbahn und den Bau einer Zentralhaltestelle vor dem Rathauscenter. Das Land hat dafür Stadtumbaumittel in Aussicht gestellt. Dessaus Zentrum erfindet sich neu.
„Es wird eine gigantische Baustelle“, sagte Kuras in der Bauhaus-Aula. „Das wird aussehen wie auf dem Potsdamer Platz.“ Die kleine Übertreibung sorgte für Heiterkeit bei einem ernsten Thema. Klar ist: Einschränkungen sind während der Bauzeit unausweichlich. „Wir können nicht bis 2019 nur Problemdiskussionen führen“, mahnte Fackiner. „Eine Baustelle ist eine Baustelle“, sagte Perren. „Doch“, gab sich Kuras überzeugt, „es lohnt die Anstrengung.“
