Basketball-Oberliga Basketball-Oberliga: Dessau kämpft um jeden Zentimeter

dessau/MZ - Die erlösende Nachricht kam kurz vor dem Hauptgang. Gerade hatten Spieler und Verantwortliche des BC Anhalt ihre Vorspeise geschafft, da platzte mitten in das gemütliche Abendessen im „Alten Theater“ das Ergebnis aus Halle: Verfolger HSC 96 hatte in eigener Halle tatsächlich gegen die BSW Sixers II verloren, was nichts anderes bedeutete als: Die Dessauer Korbjäger sind definitiv für die Oberliga-Play-offs der Saison 2013/14 qualifiziert. Es war das passende Ende eines Tages, der in die Dessauer Basketball-Geschichte eingehen dürfte.
Vor dem Oberligaspiel am Sonnabend konnte die männliche U16 des BC Anhalt ihren zweiten Saisonsieg feiern. Gegen die weibliche U15 des SV Halle gewann der Landesligist klar mit 69:37.
Ein Teil der Mannschaft gehört am morgigen Mittwoch zum Schulteam des Dessauer Gymnasiums „Philanthropinum“, das in Wolmirstedt am Landesfinale „Jugend trainiert für Olympia“ teilnimmt. In der männlichen Wertungsklasse III trifft es auf Teams aus Halle und Magdeburg.
„Für solche Abende betreibt man diesen Sport“, meinte ein völlig geschaffter Matthias Brucksch, bevor er im „Alten Theater“ ein weiteres Getränk zum Anstoßen orderte. Knapp drei Stunden zuvor hatte er die Sporthalle des Philanthropinums betreten und war so überrascht wie fast alle seiner Teamkollegen und das Publikum: Auf dem Feld machte sich für das wichtige Spiel gegen den Tabellenführer USC Magdeburg ein Trikot mit der Nummer fünf warm. Doch getragen wurde es nicht etwa wie üblich von Tobias Berger, sondern von seinem Bruder Ingo. In einer Nacht- und Nebelaktion hatte der jüngere Bruder - momentan am Fuß verletzt - die Dessauer Basketball-Legende zu einem Comeback überredet.
Rückkehr nach zwölf Jahren
Im Sommer 2002 hatte Ingo Berger, der den damaligen BV Dessau 93 als Kapitän in die 2. Regionalliga führte, den Verein verlassen. Nun, zwölf Jahre später und nach fast vier Spielzeiten Basketballpause, stand er wieder auf dem Feld. „Tobias hat mich gefragt - und ich habe ja gesagt“, meinte der mittlerweile 36 Jahre alte und in Leipzig lebende Berger, der darum bat, „daraus jetzt kein großes Ding zu machen“.
Aber das ließ sich schwer vermeiden. „Noch einmal mit ihm zusammen aufzulaufen“, meinte Martin Weidig, „ist schon der Wahnsinn.“ Bergers Comeback blieb aber nicht die einzige Personalrochade des Abends: Der eigentliche Spielertrainer Weidig übergab das Taktikboard vollends an seinen Assistenten Tobias Berger, um sich nur auf das Spielen konzentrieren zu können. „So hatten wir prinzipiell gleich zwei neue Spieler“, meinte Tobias Berger.
Das aber half zunächst gegen den Spitzenreiter nur bedingt. Der USC Magdeburg hatte zwar seine erfahrenen Spieler Jan Bank und Vladi Ivanov daheim gelassen, ließ aber keinen Zweifel an seinen Ambitionen. Mit hohem Einsatz und traumhafter Wurfquote sorgten die Gäste schnell für klare Fronten und Stille in der Halle (21:30/10.).
Sieben Minuten unglaublicher Basketball
Als der Vorsprung zum Start des zweiten Viertels sogar auf zwölf Zähler angewachsen war, drohte bereits die Vorentscheidung. „Doch dann“, meinte Tobias Berger, „haben wir endlich begonnen, richtig dagegen zu halten.“ Was folgte, waren sieben Minuten unglaublicher Basketball. Fabian Röske warf sich in jeden Rebound, die gesamte Mannschaft ackerte, kämpfte um jeden Zentimeter Spielfläche. Was der USC jetzt vergab, verwandelte der BC Anhalt. Nach einem 20:3-Lauf ging der BC Anhalt mit einer 43:38-Führung in die Kabine.
Und das Beste: Er ließ nach dem Seitenwechsel nicht nach. Schritt für Schritt wurde die Führung ausgebaut. Stefan Ahrens (28 Punkte) drehte auf - und die Fans trieben ihre Mannschaft gegen einen nie aufgebenden Gegner zum 84:68-Erfolg. „Wir sind kaputt, aber glücklich“, meinte Weidig, „und wir sind stolz, dass wir es erneut in die Play-offs geschafft haben.“
Und Ingo Berger? Der verließ lächelnd die Sporthalle des Philanthropinums. Ob man sich noch einmal wiedersehen würde in dieser Saison? Berger grinste nur. „Wo spielt ihr nächste Woche?“