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Bald ohne Rauchzeichen Bald ohne Rauchzeichen: Kohlekessel der Stadtwerke in Dessau werden endgültig vom Netz genommen

Von Daniel Salpius 26.11.2018, 06:00
Spätestens im Frühjahr wird aus dem großen Schlot des Dessauer Heizkraftwerkes kein Rauch mehr aufsteigen. Die Kohlekessel werden vom Netz genommen.
Spätestens im Frühjahr wird aus dem großen Schlot des Dessauer Heizkraftwerkes kein Rauch mehr aufsteigen. Die Kohlekessel werden vom Netz genommen. Thomas Ruttke

Dessau-Roßlau - Spätestens im kommenden Frühjahr wird aus dem großen Schlot des Dessauer Heizkraftwerks An der Fine kein Rauch mehr aufsteigen. Die Kohlekessel werden endgültig vom Netz genommen. Mit der offiziellen Inbetriebnahme einer neuen Gasturbine des Kraftwerks am Donnerstag ist nun der entscheidende Schritt für Dessau-Roßlaus Kohleausstieg getan.

„Durch die Turbine wollen wir die Strom- und Wärmeversorgung Dessaus zukunftssicherer machen“, sagte Thomas Zänger, Geschäftsführer der Dessauer Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft (DVV).

Rund 15 Millionen Euro haben die Stadtwerke in die moderne Anlage investiert. Was sie allen Dessauern und Roßlauern definitiv bringen wird, ist sauberere Luft. „Die Turbine stößt deutlich weniger Schadstoffe aus, als bei der Kohleverstromung entsteht“, so Zänger. Was die Kosten für Fernwärme anbelangt, hoffe er, dass man die Preise stabil halten könne.

Auf Kohle könne man aufgrund der politischen Lage nicht mehr setzen

Zwar sei Kohle grundsätzlich günstiger als Erdgas, die Gasturbine sei jedoch effizienter. „Sollten die Preise also im nächsten Jahr steigen, liegt das nicht an der neuen Anlage, sondern unter anderem an den Gaspreisen.“

Dass mit der Investition - die bei weitem größte der vergangenen Jahre - bald die lange Geschichte der Kohleverbrennung am Standort zu Ende geht, bedauert Zänger auch ein wenig. „Um die Kollegen bei Mibrag tut es mir leid.“ Auf Kohle könne man jedoch aufgrund der politischen Lage nicht mehr setzen. Und dennoch sei die Entscheidung schlussendlich leicht gefallen, ergänzte Aufsichtsratsmitglied Wilhelm Kleinschmidt. Damit spielt er darauf an, dass der Umstieg durch das Kraft-Wärme-Kopplungsgesetz mit 3,5 Cent pro Kilowattstunde gefördert wird.

Als Zänger, Kleinschmidt und Kraftwerksleiter Christian Rintelmann am Donnerstag schließlich gemeinsam auf den roten Buzzer drücken, um damit den Startschuss zu geben, ist das nur noch ein symbolischer Akt. Die Turbine läuft seit Ende September im Dauerbetrieb und wird die Muldestadt schon in diesem Winter anteilig mit Fernwärme versorgen.

Gasturbine hat einen hohen Wirkungsgrad

Die neue Gasturbine hat eine Leistung von 24 Megawatt. „Außerdem verfügt sie über einen hohen Wirkungsgrad“, erklärt Christian Rintelmann. Der Energiegehalt des eingespeisten Erdgases könne zu 80 Prozent genutzt werden. Dabei ist zu beachten, dass die Maschine in erster Linie Strom erzeugt.

„Man muss sich das wie eine Flugzeugdüse vorstellen. Es wird ein Luft-Gas-Gemisch verbrannt. Nur treibt der Rückstoß in unserem Fall eben nicht einen Jet an, sondern eine Turbine,“, so Rintelmann. Durch die Bewegung werde Strom erzeugt. Wärme entstehe sozusagen als Abfallprodukt in Form der bis zu 1.100 Grad heißen Abgase. Diese werden im weiteren Prozess zu heißem Wasserdampf und dann als Wärme gespeichert.

Ende April 2018 wurde die komplizierte Technik von Siemens aus Finspong in Schweden geliefert. Der Einbau dauerte mehrere Monate. Eine erste Testphase starteten die Stadtwerke im August.

Die DVV betreibt nach eigenen Angaben ein 130 Kilometer langes Fernwärmenetz und versorgt unter anderem das Umweltbundesamt, das städtische Klinikum und das neue Sportbad Dessau mit Energie. (mz)

Die neue Gasturbine füllt einen eigenen Raum.
Die neue Gasturbine füllt einen eigenen Raum.
Thomas Ruttke