Bahnstrecke Bahnstrecke: Bahnhof Rodleben ist am Netz
Dessau-rosslau/MZ. - Willkommen am Bahnhof Rodleben! Am Bahnhof Rodleben? Wolfgang Hieke schmunzelt. "Ein Bahnhof ist eine Bahnanlage mit mindestens einer Weiche, auf der Züge beginnen, enden, kreuzen oder einander überholen können", bringt der Projektleiter der Deutschen Bahn die amtliche Definition.
In Rodleben ist all das ab sofort möglich, weshalb der Dessau-Roßlauer Ortsteil auch ohne Bahnhofsgebäude einen Bahnhof hat und Zerbst zwar ein schmuckes Bahnhofsgebäude sein Eigen nennt, aber nur noch ein Haltepunkt ist. "Ein Haltepunkt", sagt Hieke, "ist eine Bahnsteiganlage an der freien Strecke, die den Halt von Zügen zum Ein- und Aussteigen ermöglicht." Wie in Zerbst.
Es ist Donnerstag früh kurz nach 8 Uhr, als Wolfgang Hieke und Rodlebens Ortsbürgermeister Frank Rumpf die symbolische Inbetriebnahme des Rodlebener Bahnhofs besiegeln. Seit dem 26. Dezember war die Bahnstrecke komplett und der Bahnübergang Rodleben teilweise gesperrt gewesen.
Am Donnerstag endete der Schienenersatzverkehr, ist die gesamte Strecke zwischen Dessau und Magdeburg nunmehr zweigleisig befahrbar. "Wir sind froh", sagt Rumpf, "dass trotz mancher Widrigkeiten alle Termine eingehalten werden konnten." Rodleben sei halt nicht Berlin, frotzelte der CDU-Stadtrat. "Wir hatten", erklärte Hieke, "Weihnachten und Silvester aber auch Glück mit dem Wetter."
Die Umleitungsstrecke hatte an den Nerven der Autofahrer gezehrt, das Warten an der Rodlebener Schranke hatte manche Beschwerde zur Folge. Entwarnung kann auch noch nicht gegeben werden. Erst am 14. September wird der Streckenabschnitt zwischen Dessau und Magdeburg an das Elektronische Stellwerk Dessau angeschlossen. Erst dann kann die automatische Schranke in Betrieb gehen. Hieke gibt aber trotzdem Entwarnung: "Die Züge sind auf der Strecke jetzt viel schneller unterwegs. Die Schließzeiten werden sich verringern." Am Donnerstagmorgen zumindest sind keine Staus in Sicht.
In den vergangenen zweieinhalb Wochen wurde auf der Bahnstrecke zwischen Neeken und dem Abzweig Schwerstarbeit geleistet. Sechs Kilometer Gleise und Gleisbett sowie 16 Kilometer Oberleitungen wurden neu verlegt. Statt einem Gleis - das zweite war nach dem zweiten Weltkrieg als Reparationsleistung abgebaut und in die Sowjetunion verbracht worden - hat der Bahnhof Rodleben nun sogar drei Gleise und zwei 155 Meter lange und komplett neue Bahnsteige mit kleinen Wartehäuschen.
"Wir hätten den Bahnhof zwar gern an der alten Stelle gehabt", gibt Rodlebens Ortsbürgermeister Frank Rumpf zu. Da hätten die Bahnfahrer die Bundesstraße 184 nicht mehr queren müssen. Da wäre der Weg in den Ort etwas kürzer gewesen. "Doch mit dem Ergebnis sind wir zufrieden: Rodleben hat einen ordentlichen und modernen Bahnhof bekommen", sagt Rumpf, um gleich einzuschränken: "Jetzt muss nur noch die Umleitungsstrecke wieder auf Vordermann gebracht werden."
Da konnte Hieke aber beruhigen. "Wir sind am Mittwoch die Strecke abgefahren. Da haben einige Stellen ganz schön gelitten. Doch das wird mit den Restarbeiten an der Strecke wieder hergestellt."