Avendi geht in Waldsiedlung
Dessau/MZ. - Zwischen 55 und 80 Quadratmeter werden die Wohnungen groß. Fünf Millionen Euro sollen in das seit einem Jahr leer stehende Kasernengebäude in der Bergstraße investiert werden.
Die Übereignung des städtischen Hauses an Diringer & Scheidel ist Teil einer nicht alltäglichen Vereinbarung. Bis 2001 hatte die Stadtverwaltung die Lobenbreite in Kleinkühnau als Wohnstandort ausgewiesen, diesen aber im neu erarbeiteten Flächennutzungsplan erheblich verkleinert. Der Grund waren sinkende Einwohnerzahlen und ein hoher Wohnungsleerstand in Dessau. Was brauchte es da Neubaugebiete?
Die Lobenbreite hatte durch diese Entscheidung aber über Nacht erheblich an Wert verloren. Diringer & Scheidel, Eigentümer des Gebietes, drohte mit Klage. 2003 verständigte man sich auf einen Kompromiss, um den Flächennutzungsplan verbindlich zu bekommen. Die Baufirma sollte entschädigt werden. "Das Objekt Bergstraße", bestätigt Andreas Graupner, Projektentwickler bei der Firmengruppe Diringer & Scheidel, "ist uns in diesem Zusammenhang angeboten worden." Im letzten Stadtrat wurde der Deal perfekt gemacht.
Das Haus selbst ist in einem relativ guten Zustand. "Das Dach war und ist dicht. Das ist der entscheidende Vorteil", sagt Graupner. "Wir hoffen, dass uns unliebsame Überraschungen wie im Palais Bose erspart bleiben." Das Denkmal geschützte Haus in der Johannisstraße hatte Diringer & Scheidel zuletzt zu einem Pflegeheim umgebaut und Anfang dieses Jahres eröffnet. Mit großem Ärger und erheblichen Mehrkosten. Die sollen diesmal verhindert werden.
Baustart in Kochstedt ist Anfang 2007. "Wir arbeiten derzeit an der Planung und wollen im Oktober den Bauantrag stellen", erklärt Graupner. Erste Skizzen lassen das Projekt erahnen. "Wir wollen ein offenes Haus." Sogar eine Cafeteria ist im Innenhof geplant. Der Zeitplan ist eng gesteckt. Ende des Jahres schon sollen die Wohnungen bezugsfertig sein. Im Februar 2008 will die Avendi Senioren Service Dessau GmbH das neue Pflegeheim eröffnen. Die 100-prozentige Tochterfirma von Diringer & Scheidel betreibt schon jetzt das Objekt Hausmannstraße und das Palais Bose. Über 70 Mitarbeiter kümmern sich dort um 110 Pflegebedürftige und die Bewohner von 48 Wohnungen. Am dritten Standort könnten noch einmal fast 40 neue Stellen entstehen.
"Ich freue mich auf Kochstedt", sagt Dessaus Avendi-Chef Ralf Zaizek. "Unser Konzept der Nähe von Pflege und Wohnen hat sich bislang ausgezahlt. Die Nachfrage ist intensiv. Wir glauben fest an einen Erfolg." Und das, obwohl Dessau rein rechnerisch genügend Pflegeplätze hat und das Kochstedter Projekt deshalb nicht mit Fördergeldern rechnen kann. Zaizek aber sieht die künftige Entwicklung. "In einem wachsenden Stadtteil wie Kochstedt gibt es auch ein wachsendes Potenzial an Pflege und Hilfe."