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Ausstellungseröffnung Ausstellungseröffnung: Exposition macht mit Altern vertraut

Von Ina Otto 04.10.2001, 17:53

Dessau/MZ. - "Bin ich alt?", steht über dem großen Spiegel an der weißen Trennwand. "Diese Frage kann jeder für sich selbst beantworten", meint Michael Romahn. Er ist der Vorsitzende des Dienstleistungsvereins Katharina e. V. mit Sitz in Oranienbaum. Dieser Verein organisierte die Ausstellung "Vorsicht, Senioren", die am Donnerstag in der Herzklinik in Coswig eröffnet wurde.

"Wir wollen das Thema der Überalterung in unserer Gesellschaft aufgreifen", erzählt Romahn über die Idee dieser Ausstellung "von Laien für Laien", wie der Organisator betont. In fünf Themenbereichen wird das Alter erlebbar gemacht und auch jüngeren Besuchern verständlich dargestellt.

Der Titel "Vorsicht, Senioren!", der seinen Ursprung von einem Verkehrsschild in Berlin-Zehlendorf vor einem Seniorenwohnheim hatte, ist zweideutig gemeint, wie Romahn erklärt. Klar beinhalte er Ängste vor dem Älterwerden. Aber er gilt auch als Aufforderung für die Senioren, ihr Leben in die Hand zu nehmen.

Neben einem Gehparcours, in dem kleine Stufen und ein balancebeeinträchtigender Pfad überwunden werden müssen, verdeutlicht auch eine Ernährungswaage die körperlichen und geistigen Schwierigkeiten des Älterwerdens. Besonders treffend wird dies auch mit dem "Bücherregal des Erinnerns" dargestellt: Die Ordner mit der Aufschrift "Jugend", "Beruf" oder "Familie" lassen sich problemlos herausnehmen und durchblättern, jedoch die mit "vorgestern", "gestern" und "heute" beschrifteten Mappen sind im Regal festgeschraubt. Symbolisch stehen sie für die Schwierigkeiten mit dem Kurzzeitgedächtnis bei älteren Menschen.

"Das Alter kann natürlich Einschränkungen und Probleme mit sich bringen. Aber es gibt Möglichkeiten, diese Einschränkungen abzupuffern", zeigt sich auch die Pflegedienstleiterin der Coswiger Herzklinik, Inge Vosteen, beeindruckt von den eröffneten Perspektiven und Ideen der Ausstellung. "Es ist interessant und anregend. Jeder wird sich daraus das mitnehmen, was er mitnehmen möchte", meint sie.

"Alter heißt nicht unbedingt Beendigung der Lebensfreude", sagt Michael Romahn. So umfasst die Ausstellung auch Hilfsmittel für das tägliche Leben, zum Beispiel einen Halter für Spielkarten, ein Mühlespiel mit großen Steinen und einen Fernseher mit Sprachsteuerung. In einem kleinen Raum ist es den Besuchern möglich, mit allen Sinnen zu genießen: Während leise Entspannungsmusik aus dem CD-Player ertönt, können sie sich in einem bequemen Sessel zurücklehnen und im warmen Licht die herbstlichen Bilder betrachten.

Für die reine Konzeption der Ausstellung benötigte der Dienstleistungsverein e. V. Katharina rund ein halbes Jahr. In ebenso langer Zeit wurden dann die Ausstellungsstücke zusammengetragen und Exponate von verschiedenen Pflegeeinrichtungen ausgeliehen.

Die Ausstellung selber begann im Luther-Gymnasium in Wittenberg. "Der war für die Kids der Renner", deutet Michael Romahn auf den motorisierten Rollsitz mit am Lenker angebrachtem Korb, der den Senioren beim Einkauf behilflich sein soll.

Insgesamt haben bisher mehr als 3 000 Besucher die Wanderausstellung gesehen. "Überwiegend positive Meinungen", las Romahn bisher im Gästebuch. Das Publikum sei sehr gemischt. "Wir legen auch Wert darauf, dass Schulklassen herkommen, weil die Ausstellung das Verständnis für die Generationen untereinander fördern soll", sagt Michael Romahn.

Die Ausstellung "Vorsicht, Senioren!" steht Besuchern noch bis zum 18. Oktober im Foyer der Herzklinik Coswig offen.