1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Dessau-Roßlau
  6. >
  7. Ausstellung in Dessau: Ausstellung in Dessau: 31 Künstler zeigen ihre Werke bei der sechsten Brau-Art

Ausstellung in Dessau Ausstellung in Dessau: 31 Künstler zeigen ihre Werke bei der sechsten Brau-Art

Von Andreas Behling 08.09.2014, 12:59
Die Brauart-Ausstellung wurde am Sonnabend in der historischen Schultheiß-Brauerei eröffnet.
Die Brauart-Ausstellung wurde am Sonnabend in der historischen Schultheiß-Brauerei eröffnet. Behling Lizenz

Dessau/MZ - Gestalten? Für den Bildhauer Fred Giese heißt das: Gedanken in Form bringen. So hat es der Oranienbaumer im Katalog zur Brau-Art 2014 formuliert. Und deshalb steht dort nicht von ungefähr in der Zeile, die nach dem bevorzugten Stil fragt, auch die Bezeichnung „Formgestalter“. Fast folgerichtig setzte Giese das aktuelle Motto der Schau um: Zu seinen „Lichtgestalten“ zählen Torsos, die in ihren hölzernen Rahmen nicht allein sind. Zum einen hat sie der Künstler mit einer Taschenlampe, zum anderen mit einer Kerze kombiniert.

Seine 30 Kolleginnen und Kollegen, welche die sechste Brau-Art in der historischen Schultheiß-Brauerei noch bis zum 21. September bestreiten, haben sich auf mannigfachen Wegen dem Thema angenähert und es - ganz in der Natur der Kunst liegend - mit völlig verschiedenen Mitteln umgesetzt. Da stehen Fotografien gleichberechtigt neben Ölgemälden, für die Bernhard Schmidt ausdauernde Modelle benötigte. An und in der extra angefertigten „Spirale“, die zusätzlichen Platz zur Hängung bietet, hat sich David Fischer vom Cover der Pink Floyd-Platte „The dark side of the moon“ inspirieren lassen.

„Kanzel-Gestalten“

Die Brau-Art-Ausstellung im vergangenen Jahr, die mit „Illusionen“ überschrieben war, sahen nach Angaben von Olivia Seipelt 1.959 Kunstinteressierte. Die zur jüngsten Vernissage am Wochenende angelegte Strichliste näherte sich der 300er Marke. Um demnächst den Publikumszuspruch exakter zu erfassen, wünscht sich die Kuratorin einen Spender für einen mechanischen Handzähler. Mit dem kleinen Gerät, zu bedienen per Fingerdruck, lässt es sich besser zählen. (abe)

Das ist so subversiv wie das aufgereihte Trio „Weich-, Tod- und Spaßmacher“. Und wo sonst würden Arbeiten aus Holz - Jürgen Ludwig lässt ein Dreieck ein Ausrufezeichen sehen - Keramik und Metall so eine Harmonie erzeugen, wenn nicht während der Brau-Art? Da sind Porzellanfiguren ganz in der Nähe von Masken aus Kupfer zu sehen. Letztere, von Juliane Noack aus 0,1 Millimeter dünnen Platten gefertigt, sind vielleicht so groß wie eine Hand. Kaum ausgewachsener die grimmigen Kreaturen von Hannes Uhlenhaut. Wer geschickt ist, kann sich eine der verbiesterten Keramiken aus einem Automaten angeln. Eher auf die Pirsch ist Henry Mertens gegangen. Seine „Kanzel-Gestalten“ nennt er eine fotografische Annäherung. In einer Art Feld-, Wald- und Wiesenforschung hat er sich mit Hochsitzen beschäftigt. Die sind in der Tat nur auf den ersten Blick gleichförmig. Abgesehen davon, dass der Zahn der Zeit manches Exemplar echt stark benagte, verblüfft insbesondere die Innenausstattung der teilweise auf Rädern montierten Kanzeln. Waidmänner und -frauen sitzen in den „jagdlichen Einrichtungen“ nicht bloß auf schnöden Holzbrettern! Mertens erspähte neben Kunststoffstühlen sogar Chefsessel. Da wird der kapitale Hirsch mit Stil anvisiert.

Ein paar Schritte von den Aufnahmen entfernt stellt der Niederländer Issac Monté pelzumwucherte Schädel als „Urbane Parasiten“ zur Schau. Katerina Belkina, in Russland zu Hause, wartet hingegen mit überraschenden Selbstporträts auf. In einer gekonnten Mischung von Fotografie, Malerei und Zeichnung posiert sie so, wie sie Gustav Klimt, Pablo Picasso, Frida Kahlo oder Paul Gauguin gesehen und auf die Leinwand gebannt haben könnten. Und das in einem stattlichen Format, gedruckt auf einem Spezialpapier namens „Hahnemühle Torchon“.

„Das ist Papier für Aquarelle“, zeigte sich Projektmanagerin Agnes-Julia Zsikin verblüfft. Wie Brau-Art-Kuratorin Olivia Seipelt wirkte sie zur Vernissage, als der größte Ansturm vorüber war, zwar geschafft, doch ungemein glücklich. Das Zitat von Karl Valentin, von Jan-Gert Buechting („Die Ausstellung hat erneut an Qualität und Tiefe gewonnen.“) zur Eröffnung ins Feld geführt, traf in einer leicht abgewandelten Version auch auf das Duo zu. „Kunst ist schön, macht aber viel Arbeit“, hatte der dialektische Humorist gesagt. Genau so viel Arbeit macht es aber, schöne Kunst ansehnlich zu präsentieren. Gelohnt hat sich der Einsatz allemal. Freiräume kreativ zu besetzen, sei „vitalisierend für verlassene Objekte“, merkte Oberbürgermeister Peter Kuras an.

Die Schau „Gestalten“ ist bis zum 21. September täglich von 14 bis 18 Uhr geöffnet, freitags bis 20 Uhr. Sonderöffnungen sind auf Anfrage möglich.

31 Künstler stellen derzeit ihre Werke in der Alten Schultheiss-Brauerei in Dessau aus.
31 Künstler stellen derzeit ihre Werke in der Alten Schultheiss-Brauerei in Dessau aus.
Andreas Behling Lizenz
Bis 21. September erwartet die Besucher eine große Bandbreite künstlerischer Techniken und Ausdrucksformen.
Bis 21. September erwartet die Besucher eine große Bandbreite künstlerischer Techniken und Ausdrucksformen.
Andreas Behling Lizenz