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Ausstellung in der Schlosskirche Ausstellung in der Schlosskirche: Oktober 1669 loderten in Beesen Scheiterhaufen

Von Herbert Scholz 21.08.2003, 13:44

Nienburg/MZ. - Auf den ersten von insgesamt 20 Ausstellungselementen wird unter anderem vermittelt, dass in ganz Deutschland mindestens 40 000 Todesopfer nach Hexenprozessen zu beklagen sind. Für Sachsen-Anhalt sind bisher 250 Prozesse in 43 Orten nachgewiesen.

Einer dieser Prozesse fand 1669 in Beesenlaublingen statt. Gertrud Schmidt und ihr Ehemann Hans Politz wurden danach am 5. Oktober beziehungsweise am 19. Oktober auf dem Scheiterhaufen verbrannt. Beider Sohn Andreas war mit angeklagt, aber ihm gelang am 12. Oktober des Jahres 1669 die Flucht.

Mit der so genannten Hexenbulle "Summis desiderantes" des Papstes Innozenz VIII. setzte am 5. Dezember 1484 die Hexenverfolgung ein. Für Oberdeutschland wurden extra zwei Sonderinquisatoren eingesetzt. Ein rapider Anstieg der Verfolgungen wegen "Teufelspakt, Teufelsbuhlschaft oder Schadenzauber" setzte in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ein.

Im Stadtarchiv Schönebeck, so ist in der Ausstellung weiter zu erfahren, befinden sich zwölf Akten mit 370 Blatt zu Hexenprozessen. Nachweislich fand in diesem Territorium der erste Prozess 1576 statt. In einer Rechnung heißt es "22 ggr (gute Groschen) Bottenlohn nach Magdeburgk und Bernburgk". Wahrscheinlich handelt es sich um das Einholen der Urteile.

Parallel zur Ausstellung läuft eine Unterschriftenaktion der Gemeinde zur Rehabilitierung der Opfer von Hexenverfolgung. Bisher hat sich nur die Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern dazu bekannt, dass die Kirchen Mitschuld an der Verfolgung Unschuldiger tragen.

Mit den Unterschriften wird die Bitte an die Kirchen herangetragen, die unschuldigen Opfer theologisch zu rehabilitieren und ihre Christenehre wieder herzustellen, sich der Mitverantwortung zu stellen, in angemessener Form der Opfer zu gedenken und die Erforschung der Geschichte der Hexenverfolgungen zu fördern.

Die Ausstellung in der Schlosskirche Nienburg ist von Montag bis Freitag jeweils von 11 bis 16 Uhr, an Sonnabenden und Sonntagen von 14 bis 16 Uhr geöffnet.