Aus dem kleinen Porst in die Spitze des DDR-Fußballs
Dessau/MZ. - Ebenso wie seine bereits verstorbenen Mitspieler von Motor Dessau, Wolfgang Klank und Werner Welzel, erhält er die Berufung in die DDR-Nationalmannschaft. Am 14. Juni 1953, es ist das dritte Spiel der Auswahl und das erste auf heimischen Rasen, heißt der Gegner vor 55 000 Zuschauern im Dresdner Heinz-Steyer-Stadion Bulgarien. Wolfgang Klank steht im Tor und Karlheinz Ilsch stürmt auf der linken Seite. Eigentlich soll noch Werner Welzel mit von der Partie sein, doch er ist verletzt. Und ohne "Holdi", wie Welzel gerufen wird, erreicht der linke Außenstürmer nicht seine Bestform, wird in der 78. Minute ausgewechselt. "Wer Welzel sagt, muss auch Ilsch sagen. Beide gehören zusammen und verstehen sich traumwandlerisch sicher," stellt im Oktober 1952 die "Fußballwoche" fest. Im Nationaltrikot sollten sie jedoch nie gemeinsam auflaufen können. Beide werden in den folgenden Jahren von den verantwortlichen Trainern nicht mehr berücksichtigt.
Doch im heimischen Schillerpark, da sorgt Karlheinz Ilsch, der vom Sportverein Porst über Motor Köthen zu den Dessauern gekommen ist, und erstmalig in der Saison 1950 / 51 für die BSG Motor Dessau in der Oberliga aufläuft, weiter für Aufsehen. Sein älterer Bruder Gerhard Ilsch folgt ihm kurze Zeit später an die Mulde. Fortan wird er Ilsch II gerufen. Die Nummer eins bleibt Karlheinz Ilsch vorbehalten.
Vielleicht erinnern sich die Trauergäste am Sonnabend aber auch an das Spiel gegen die BSG Rotation Babelsberg, das am 17. Dezember 1950 mit einem 5:5-Unentschieden endet. Karlheinz Ilsch ist der beste Mann auf dem Platz, knallt den Ball fünfmal in die Maschen des gegnerischen Tores. Am Ende der Serie wird er mit 17 Treffern Motors Torschützenkönig. Eine Saison später bringt er es auf 19 und führt erneut die Torschützenliste der Mannschaft an. Im Oberligajahr 1952 / 53 kann ihm mit einem Tor Vorsprung nur Werner Welzel, er trifft 17 Mal, die Krone streitig machen. Selbst als Motor 1954 aus der Oberliga absteigen muss, zeigt Karlheinz Ilsch mit 13 Toren seine unnachahmliche Treffsicherheit. Er ist erneut der beste Torjäger der Mannschaft. Vielleicht gehen die Gedanken dieser Tage aber auch zurück ins Jahr 1957, als der Gegner am 19. Mai Motor Mitte Magdeburg heißt. "Spitze Ilsch stach dreimal zu", titelt danach die "Fußballwoche", und der Kanonier aus dem Schillerpark überzeugt auch mit 30 Jahren wieder einmal alle.
"Schnell und wuchtig, im Torschuss stark sowie ruhig und anständig", so beschreibt Hans Manthey, Trainer und Mitspieler, Karlheinz Ilsch viele Jahre später für eine Zeitschrift. So wird er in Erinnerung bleiben. Am Sonnabend heißt es nun Abschied nehmen von einem ganz großen Dessauer Fußballer.