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Aufzug im Denkmal? Aufzug im Denkmal?: Unesco-Häuser sollen moderner werden

Von Sylke Kaufhold 12.10.2020, 07:56
Die Laubenganghäuser in der Peterholzstraße aus der Vogelperspektive
Die Laubenganghäuser in der Peterholzstraße aus der Vogelperspektive Thomas Ruttke

Dessau - Lang ersehnt, kam der Fördermittelbescheid für die Sanierung des Laubenganghauses Peterholzstraße 48 am Ende lautlos bei der Wohnungsgenossenschaft Dessau an.

Die fünf Laubenganghäuser, die Eigentum der Genossenschaft sind, gehören seit 2017 zum Unesco-Weltkulturerbe Bauhaus. Ein langer Prozess der Forschung und Vorbereitung war dieser Titelvergabe vorausgegangen.

„Das war auch für uns eine Lernphase“, erklärt Vorstandsvorsitzender Nicky Meißner. 2018 wurde dann der Fördermittelantrag gestellt. Bearbeitung und Befürwortung dauerten seine Zeit. Bis das ersehnte Papier schließlich im Februar in der Wolfgangstraße 30 eintraf.

Die Gesamtkosten für die „behutsame Sanierung“ sind mit 2,3 Millionen Euro veranschlagt

Mehrere Seiten umfasst der Bescheid des Landes, in dem zugesichert wird, das Sanierungsvorhaben Peterholzstraße 48 mit 1,55 Millionen Euro zu bezuschussen. Die Gesamtkosten für die „behutsame Sanierung“ des unter Denkmalschutz stehenden Hauses sind mit 2,3 Millionen Euro veranschlagt.

„Das ist eine sehr beachtliche Förderquote, wofür wir sehr dankbar sind“, sagt Meißner. Denn letztlich ermögliche sie es, die Miete nach der Modernisierung nur minimal - maximal 75 Euro im Monat - erhöhen zu müssen. „Damit verdrängen wir die Mieter nicht und der Charakter der Häuser bleibt erhalten.“

Was erwartet die Mieter der 18 Wohnungen? „Unser Ziel war es, die Häuser nicht nur als Denkmal zu konservieren, sondern deren Marktchancen auf dem hart umkämpften Wohnungsmarkt zu erhöhen“, erklärt Nicky Meißner. Die Ansprüche und Vorstellungen der Wohnungswirtschaftler und Denkmalpfleger hätten da teilweise weit auseinandergelegen. „Aber wir haben ein für beide Seiten tragfähiges Sanierungskonzept erarbeitet.“

„Das Spannungsfeld zwischen Denkmal und modernem Wohnhaus ist riesig“

Hart umkämpft und umstritten war der Aufzugwunsch. „Er wird kommen“, verkündet der Vorstandsvorsitzende. Man werde mit einer Rampenkonstruktion auf dem Hof einen barrierefreien Zugang in den Keller schaffen und dort den Aufzug platzieren, der auf allen Etagen hält. „Das wird ein Riesenaufwand, denn wir müssen drei Wohnungen verkleinern.“

Modernisiert werden Heizungsanlage und Bäder. Fassade und Laubengänge werden instand gesetzt. Das Treppenhaus soll wieder eine große Glasfassade, ähnlich der Peterholzstraße 40, erhalten und damit nah ans Original gebracht werden. „Das Spannungsfeld zwischen Denkmal und modernem Wohnhaus ist riesig“, verweist Meißner auf die Schwierigkeit.

Wenn dann 2022 die Außenanlagen umgestaltet wurden, ist die Peterholzstraße 48 zukunftsfähig

Doch die Hürden sind genommen. Alle Zeichen stehen auf Grün. In diesem Jahr stehen Planung und Ausschreibung auf dem Plan. Letztere ist erfolgt und wurde von AADe, Atelier für Architektur und Denkmalpflege in Köthen gewonnen. „Mit denen planen und bauen wir“, so Meißner. Im ersten Quartal 2021 soll der Bauantrag gestellt und von April bis Dezember gebaut werden. Dann liegt die letzte Generalsanierung der Laubenganghäuser 25 Jahre zurück. „Die Mieter werden von uns im Vorfeld und während der Maßnahme ausführlich informiert“, kündigt der Vorstand an.

Die fünf Laubenganghäuser in der Peterholzstraße und in der Mittelbreite wurden 1928 bis 1930 als soziale Wohnungsbauten gebaut. Die 90 Wohnungen, um die 48 Quadratmeter groß, sind noch heute bewohnt und komplett vermietet.

Von Beginn an waren die von Hannes Meyer entworfenen Häuser in genossenschaftlichem Besitz. Und wenig erforscht. Das holte eine Forschungsgruppe der Uni Kassel unter Leitung von Philipp Oswalt jetzt nach.

Wenn dann 2022 die Außenanlagen umgestaltet wurden, ist die Peterholzstraße 48 zukunftsfähig. „Dann erfolgt die Auswertung des Pilotprojektes, um auch für die anderen vier Häuser Lösungen zu finden“, blickt Meißner wiederum in die Zukunft. (mz)

Freuen sich über den Fördermittelbescheid, die Vorstände der Wohnungsgenossenschaft Dessau, Nicky Meißner (li.) und Matthias Kunz
Freuen sich über den Fördermittelbescheid, die Vorstände der Wohnungsgenossenschaft Dessau, Nicky Meißner (li.) und Matthias Kunz
Kaufhold
Noch sind viele Treppen zu bezwingen, ein Problem für die älteren Mieter
Noch sind viele Treppen zu bezwingen, ein Problem für die älteren Mieter
Thomas Ruttke
Auf der Hofseite wird eine Rampe für den barrierefreien Zugang angebaut.
Auf der Hofseite wird eine Rampe für den barrierefreien Zugang angebaut.
Thomas Ruttke