Anhaltisches Theater Anhaltisches Theater Dessau: Neue Spielzeit beginnt mit Eröffnungskonzerten am Mausoleum

Dessau - Selten war ein Eröffnungskonzert der Anhaltischen Philharmonie mit so viel Hoffnungen und Sehnsüchten aber gleichzeitig auch großen Fragezeichen an die Zukunft verbunden, wie zum Start in die nunmehr 226. Spielzeit des Anhaltischen Theaters am 4. September.
Krise ist den Theatermachern kein Fremdwort. Es ist erst einige Jahre her, als der Rotstift angesetzt werden sollte, einzelne Sparten und zeitweilig sogar das gesamte Haus kurz vor der Schließung standen. Doch die Theaterbelegschaft, die Kommunalpolitik und Stadtgesellschaft konnten sich gegen die drastischen Kürzungspläne aus Magdeburg erfolgreich zur Wehr setzen.
Der jetzige Gegner dagegen ist unsichtbar und schert sich nicht um Proteste. Keine öffentliche Meinung und kein Stimmungsbild kann ihn aus der Ruhe bringen. Er ist einfach da. Die Menschen müssen sich mit ihm arrangieren, solange es keinen Impf- und Wirkstoff gegen ihn gibt.
Anhaltischen Philharmonie zieht mit seinen Musikern vom Friedensplatz zum Mausoleum
Deshalb werden zumindest die ersten Monate der neuen Spielzeit ungewöhnliche Lösungen parat halten, um unter Pandemie-Bedingungen irgendwie einen Spielplan realisieren zu können. Das ging und geht auch nicht an der Anhaltischen Philharmonie vorbei.
Wo sonst auf der großen Bühne vor dem Anhaltischen Theater die bisherigen Spielzeiten mit einem musikalischen Amuse-Gueule bevorstehender Premieren eröffnet worden und Menschen zum großen Teil in Scharen kamen, um dem zu lauschen, wird es diesmal still sein.
„Wir können das Geschehen und die Ansammlung von Menschen dort nicht wirksam kontrollieren“, so der Generalmusikdirektor (GMD) Markus L. Frank. Deshalb zieht der Chef der Anhaltischen Philharmonie mit seinen Musikern vom Friedensplatz zum Mausoleum im Tierpark um. Das abgesperrte Gelände bietet genug Sicherheit, um behördliche Auflagen für solche Veranstaltungen zu erfüllen.
„Die Leute hungern nach Kultur. Ohne sie wäre das menschliche Dasein nur ein Vegetieren.“
Es wird ein langes Wochenende. Fünfmal wird gespielt, einmal am Freitagabend, ab 19 Uhr, sowie am Samstag und Sonntag, jeweils um 16 und 19 Uhr. Bis zu 500 Personen können vor der Bühne am Mausoleum Platz nehmen. Der GMD ist zuversichtlich, dass diese Plätze zu jeder Veranstaltung voll belegt sein werden.
„Die Leute hungern nach Kultur. Ohne sie wäre das menschliche Dasein nur ein Vegetieren“, stellt Frank fest. „Wir wollen mit den Eröffnungskonzerten am Mausoleum neugierig auf das Programm der neuen Spielzeit machen. So werden die Solistinnen und Solisten des Theaters zusammen mit der Anhaltischen Philharmonie musikalische Höhepunkte aus den kommenden Premieren präsentieren“, gibt der GMD einen kleinen Vorgeschmack.
Melodien aus Verdis „Rigoletto“ werden ebenso erklingen, wie aus Strauss’ „Rosenkavalier“ und Offenbachs „Ba-ta-clan“. Zudem gibt es Opernhighlights im musikalischen Spektrum zwischen Mozart und Tschaikowsky und ein rhythmisches „Summertime“ von Gershwin.
Das Ensemble auf der Bühne musste wegen der Mindestabstände halbiert werden
Durch das Programm führen Generalintendant Johannes Weigand und Operndirektor Felix Losert. Für die musikalische Leitung zeichnen Markus L. Frank, Elisa Gogou und Wolfgang Kluge verantwortlich. Das Programm ist eine gute Stunde lang (ohne Pause).
„Wir sind unglaublich dankbar, dass es wieder losgeht“, sagt der Chef der Anhaltischen Philharmonie. Seit dem 24. August kann sein Orchester in der vollen Besetzung proben, wie es sich zu den Eröffnungskonzerten auf der Bühne präsentieren wird. Vorher wurde seit Mitte März solo oder in kleinen Gruppen geprobt. Doch es ist noch anders als vor dem Lockdown.
„Durch die Mindestabstände auf der Bühne musste ich mein Ensemble praktisch halbieren“, erläutert Frank. Nur jeweils 34 der 74 Mitglieder der Anhaltischen Philharmonie werden pro Konzert spielen. Die Solistinnen und Solisten müssen in einem Abstand von sechs Metern singen. Doch damit leben sie lieber, als gar nicht auftreten zu können.
Die nunmehr 226. Spielkzeit des Anhaltischen Theaters wird in Kooperation mit dem Tierpark Dessau mit gleich fünf Eröffnungskonzerten vor dem Mausoleum eingeläutet: am Freitag, 4. September, um 19 Uhr, Samstag, 5. September und Sonntag, 6. September, jeweils 16 und 19 Uhr. Mit dabei sind Kammersängerin Iordanka Derilova, Rita Kapfhammer, Costas Latsos, Ania Vegry, David Ameln, Don Lee, Kammersänger Ulf Paulsen, Roman Weltzien und die Anhaltische Philharmonie Dessau.
Karten für das Eröffnungskonzert können an der Theaterkasse im Anhaltischen Theater erworben werden. Die Theaterkasse ist werktags von 10.30 Uhr bis 15.30 Uhr geöffnet und telefonisch unter der Nummer 0340/2 51 13 33 oder über die E-Mail-Adresse [email protected] zu erreichen. Eine Abendkasse gibt es nicht.
Der Eintritt beträgt 26 Euro pro Person, ermäßigt 20 Euro und für Abonnenten 18 Euro. Zu den Veranstaltungen sind Fragebögen mit Kontaktdaten auszufüllen sowie ein Mund-Nasenschutz für den Gang zum Sitzplatz zu tragen. Auf ein Catering-Angebot wird verzichtet. Das Theater lädt die Besucher daher ein, ihre eigene Verpflegung mitzubringen, da kein Catering angeboten werden kann. Die Gäste werden darum gebeten, keine Glasflaschen und Gläser mitzubringen, da diese auf dem Veranstaltungsgelände nicht zulässig sind.
Der Tierpark weist zudem darauf hin, dass am 5. und 6. September verkürzte Öffnungszeiten gelten. Für den regulären Besucherverkehr wird der Park an diesen beiden Tagen bereits um 14 Uhr geschlossen. Auch am Freitag (4. September) schließt der Tierpark bereits um 17 Uhr seine Pforten.
Für das Erlebnis in der beschaulichen Kulisse gibt es noch Restkarten
Zudem ermöglicht der Pandemie-Spielplan, wie zu den Eröffnungskonzerten am Mausoleum, ungewöhnliche Erlebnisse. Unbekannt ist der Ort Frank und seinem Ensemble nicht. Bereits 2019 gab es dort eine Operngala. „Vor dem Mausoleum ist man umgeben von Natur. Da kann es durchaus vorkommen, dass Schwalben und andere Vögel sich konzertant einbringen“, erzählt der GMD.
Für das Erlebnis in der beschaulichen Kulisse gibt es noch Restkarten. Denn für alle fünf Termine konnte das Kartenkontingent noch einmal erweitert werden. Karten gibt es im Vorverkauf, eine Abendkasse gibt es nicht. (mz)
