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Anhaltische Philharmonie Anhaltische Philharmonie: Mit Frauenpower ins neue Jahr

Von Ute König 05.01.2015, 21:08
Ein Mann am Taktstock: Ed Spanjaard
Ein Mann am Taktstock: Ed Spanjaard Jurjen Stekelenburg Lizenz

Dessau - Mit Frauenpower startet die Anhaltische Philharmonie ins neue Jahr. Das 4. Sinfoniekonzert am 8. und 9. Januar jeweils um 19.30 Uhr ist eine klangvolle Hommage an „Starke Frauen“, bei der das Publikum in musikalischer Gestalt drei ganz unterschiedlichen Frauen begegnet: Mignon, Scheherazade und Mademoiselle „Jenomy“. Die Leitung des Konzerts ist allerdings in Männerhand. Es dirigiert der Niederländer Ed Spanjaard.

Vor zwei Jahren stand Ed Spanjaard schon einmal am Dirigentenpult der Anhaltischen Philharmonie. „Ich habe mich damals sehr wohl hier gefühlt“, sagt er. „Das Orchester ist ausgezeichnet und flexibel, die bewundernswerte deutsche Orchestertradition immer spürbar.“ Programmatisch setzte man beim ersten Gastdirigat auf französische Musik. Auch bei seinem zweiten Auftritt in Dessau steigt er mit solcher ins Programm ein, nämlich mit der Ouvertüre zur Oper „Mignon“ von Ambroise Thomas. „Tatsächlich ist die französische Musik eine besondere Vorliebe von mir“, sagt Spanjaard. Französisch war seine erste Fremdsprache, in Frankreich war er zum ersten Mal im Ausland, die Musik Debussys erinnert ihn an seine Jugend. „Außerdem habe ich die gesamte Oper ,Mignon’, aus der wir in Dessau die Ouvertüre spielen, im Konzert und Rundfunk oft dirigiert.“

Einer Virtuosin gewidmet

Französisch wird es auch beim zweiten Programmpunkt, dem Klavierkonzert Es-Dur (KV 271) von Wolfgang Amadeus Mozart, das auch unter der Bezeichnung „Jeunehomme“ bekannt ist. Dieser Titel steht dem Dessauer Konzert-Motto „Starke Frauen“ jedoch keineswegs im Wege. Denn mittlerweile ist belegt, dass Mozart dieses Konzert nicht etwa für einen „jeune homme“ (jungen Mann) sondern für die französische Pianistin Louise Victoire Jenamy geschrieben hat. Sie war die Tochter des Tänzers Jean George Noverre und dieser wiederum ein guter Freund des Österreichischen Komponisten.

Zum Sinfoniekonzert „Starke Frauen“ lädt die Anhaltische Philharmonie vor allem das weibliche Publikum ein und ruft mit einer Sonderaktion zu „Frauenpower im Konzert“ auf. Jede Dame erhält beim Kauf einer zweiten Karte diese zum halben Preis und damit die Gelegenheit, die beste Freundin, die Mutter oder die Nachbarin ins Sinfoniekonzert zu entführen. Für Abonnentinnen gilt das Anrecht bereits als erste Karte, sie können ebenso ein zweites Ticket zum halben Preis erwerben. Dafür stellt das Theater ein Kontingent von 50 Karten zur Verfügung. Die Aktion gilt, solange der Vorrat reicht.

Die Idee der Anhaltischen Philharmonie, Konzertteilnehmerinnen zu ermuntern, Freundinnen mitzubringen, hat auch den 28 Frauen des Clubs Soroptimist International Dessau-Wörlitz gut gefallen: Sie laden 25 Frauen, die sich ehrenamtlich engagieren ein. Zugesagt haben Frauen aus dem Hospizdienst des Anhalt-Hospiz, der Notfallseelsorge des Diakonischen Werkes im Kirchenkreis Dessau, die Ehrenamtlerinnen des Kinderhilfsprojektes Kleine Arche, die Grünen Damen und Frauen des Schwabehaus-Vereins. Sie erwartet zudem ein Empfang mit einer besonderen Konzerteinführung.

Und so ist die Wahl der Solistin für die Konzerte am Donnerstag- und Freitagabend doppelt passend. Für ihr 4. Sinfoniekonzert konnte die Anhaltische Philharmonie die Pianistin Anne Queffélec gewinnen. Die 66-Jährige stammt aus Frankreich und ist - ganz Powerfrau - seit den 1960er Jahren regelmäßig auf den Bühnen der bedeutendsten Musikzentren der Welt zu erleben. „Gerade bei Mozarts Konzerten ist die Auswahl des Solisten für mich von ganz besonderer Bedeutung“, betont Dirigent Ed Spanjaard, „da ich früher ein halbes Dutzend Mozartsche Klavierkonzerte selbst spielte und dirigierte – das Es-Dur-Konzert KV 271 aber leider nie.“

Herrliches Stück

Das Stück wird damit eine echte Premiere für Spanjaard - auch hinsichtlich der Zusammenarbeit mit Queffélec. Denn die beiden Künstler kennen sich bisher nur von Aufnahmen und durch gemeinsame Freunde. „Ich freue mich sehr auf die Bekanntschaft sowohl mit Anne Queffélec, als auch mit diesem ,Jenamy’-Konzert, das ein wahrer Geniestreich des jungen Mozart ist“, betont Spanjaard.

Im Mittelpunkt des 4. Sinfoniekonzerts steht schließlich die Sinfonische Suite „Scheherazade“ des russischen Komponisten Nikolai Rimski-Korsakow aus dem Jahr 1888. Als ein „Piéce de résistance“ (Stück des Widerstandes) beschreibt es Ed Spanjaard. Interessant sei schon der Anfang mit dem brutalen Motiv des Sultans und sofort danach der fantasievollen und feinsinnigen Geigenkadenz Scheherazades, der märchenerzählenden klugen Frau. Man könne die Suite jedoch auch als absolute Musik hören, betont der Dirigent. „Sie ist so farbenprächtig und abwechslungsreich, obwohl alles aus nur wenigen Motiven entwickelt wird.“ Ed Spanjaard schwärmt: „Ein herrliches Stück – herrlich für die Musiker und natürlich auch für das Publikum.“ (mz)

Tickets und Infos gibt es unter Tel. 0340/25 11 333 sowie unter www.anhaltisches-theater.de, an der Theaterkasse oder an den bekannten Vorverkaufsstellen.