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Ein Herzensort Am Kindertag der ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst im Mutterhaus Dessau eröffnet

EinAnlaufpunkt für Eltern, Ehrenamtliche und Ratsuchende.

Von Sylke Kaufhold 06.06.2021, 12:00
Die  ehrenamtlichen Familienbegleiter Doreen Eichler  (li.) und Monika Enge im Spielzimmer  des ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienstes.
Die ehrenamtlichen Familienbegleiter Doreen Eichler (li.) und Monika Enge im Spielzimmer des ambulanten Kinder- und Jugendhospizdienstes. (Foto: Kaufhold)

Dessau - Seit Dienstag hat der ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst eine Adresse: Gropiusallee 3, im Erdgeschoss des Mutterhauses der Anhaltischen Diakonissenanstalt. „Einen schöneren Termin als den Kindertag hätte man für die Eröffnung dieser Räumlichkeiten nicht finden können“, freut sich Monika Enge.

Begeistert schaut sie sich in den Räumen um, nimmt gedanklich das Gemeinschaftszimmer mit dem angrenzenden Spielzimmer, die Küche, den etwas abgeschiedenen Gesprächsraum in Besitz. „Es ist toll, dass es jetzt diese Räumlichkeiten gibt, damit erweitern sich für uns die Möglichkeiten“, sagt die ehrenamtliche Familienbegleiterin.

Der ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst „Lila Wolke“ ist noch eine junge Einrichtung

Auch Doreen Eichler, die ebenfalls ehrenamtlich im Hospizdienst arbeitet, ist begeistert. „Es ist ein Anlaufpunkt für uns, aber auch für die Eltern, die hier andere Betroffene treffen, sich austauschen und gemeinsam Zeit verbringen können.“ Denn Eltern schwerstkranker Kinder seien oftmals allein, hätten nur wenige soziale Kontakte. Genau solch ein offener Ort der Begegnung, wie es die beiden Ehrenamtlichen beschrieben haben, sollen die Räumlichkeiten auch sein, hebt die Einrichtungskoordinatorin Jeanette Weigang hervor. „Wir sehen uns als Anlaufpunkt und Beratungsort für Eltern.“

Der ambulante Kinder- und Jugendhospizdienst „Lila Wolke“ ist noch eine junge Einrichtung. Erst im Oktober vorigen Jahres nahm er seine Arbeit auf. Monika Enge und Doreen Eichler haben 2020 ihre Ausbildung zum Familienbegleiter gemacht. „Damit wurden wir sehr gut auf die Aufgabe vorbereitet“, hebt Enge hervor. Bereits 2018 absolvierte sie die Ausbildung zur Sterbebegleiterin für Erwachsene.

Die 68-jährige Monika Enge begleitet seit 2019 den heute 15-jährigen schwerst kranken Leon

Die 68-Jährige begleitet seit 2019 den heute 15-jährigen schwerst kranken Leon. Vom ersten Moment an, erzählt sie, habe sie viel Wärme für dieses Kind empfunden. „Mir ist von innen heraus das Herz aufgegangen, die Begegnungen mit ihm sind auch für mich eine große Bereicherung.“ Corona aber hat auch ihre Kontakte stark eingeschränkt. „Jetzt freue ich mich darauf, ihn wieder zu sehen und mit ihm Zeit zu verbringen“, so Enge.

Berührungsängste hat auch Doreen Eichler nicht. Sie ist schon seit 2016 in der Sterbe- und Trauerbegleitung tätig und fand in diesem Ehrenamt ihre Bestimmung. „Es ist eine tolle Aufgabe für mich, die auch viel mit mir selbst macht“, so die 49-Jährige. Sie sei entspannter geworden, bewerte vieles jetzt anders, weil sie die Prioritäten anders setzt. Monika Enge bestätigt das. „Auch ich sehe jetzt vieles aus einem anderen Blickwinkel.“

Dank der neuen Räume des Hospizdienstes kann die Betreuung jetzt auch mal über den ganzen Tag gehen

Für Doreen Eichler ist das Ehrenamt ein Ausgleich zum Job. Sie arbeitet in einem Callcenter, wo Zahlen, Normen und Um-sätze ausschlaggebend sind. „Da brauchte ich einen Ausgleich, den habe ich im Hospizdienst gefunden.“ Seit einem Jahr betreut sie vierjährige Zwillinge in Zerbst, teilt sich diese Aufgabe mit einer anderen Ehrenamtlichen. „Wir sind zu Hause bei den Kindern und unterstützen die Eltern“, erklärt Eichler. Inzwischen sei sie ein Teil der Familie. „Wir freuen uns auf uns“, sagt sie. Ihre Hochachtung vor dem, was die Eltern jeden Tag leisten, sei riesig. „Deshalb bin ich sehr froh, wenn ich ihnen ein bisschen abnehmen kann und sie unterstützen.“ Dazu gehöre auch, ihnen Zeit zu geben, um sich einmal voll und ganz dem gesunden Geschwisterkind der Zwillinge widmen zu können.

Dank der neuen Räume des Hospizdienstes kann die Betreuung jetzt auch mal über den ganzen Tag gehen. Die Küche bietet beste Bedingungen für ein zünftiges Spaghetti mit Tomatensoße-Mittagessen. Und der Tierpark für einen Nachmittagsausflug ist nicht weit. ADA-Vorsteher Torsten Ernst bezeichnete die Eröffnung als „kleinen Neuanfang im Zuge der Umstrukturierung“. Durch den Zusammenschluss mit dem Städtischen Klinikum wurden Verwaltung und Personalabteilung in der Gropiusallee überflüssig. Die freigewordenen Räume wurden für den Hospizdienst umgebaut. „Langfristig wollen wir das Erdgeschoss des Mutterhauses zu einem Begegnungsbereich entwickeln.“ (mz)

Kontakt: Annett Simroth, Tel. 0152/08926193 oder per Mail: [email protected]