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Altes Klubhaus wird zu einer modernen Seniorenresidenz

Von STEFFEN BRACHERT 05.06.2009, 18:20

Halle/MZ. - DESSAU / MZ- Gerlinde Lange kann sich noch gut erinnern. An die Mittagsdisco, die es einst im Klubhaus "Maxim Gorki" gab. An den Raum, in dem ihr Chor regelmäßig probte. An die Gaststätte "Kartoffelkäfer", die es bis Ende der 90er Jahre in der Oechelhaeuserstraße 62 gab. Alles Geschichte. Lange trägt heute einen weißen Kittel - und freut sich auf ihre neue Aufgabe. Die Dessauerin ist Pflegedienstleiterin in der neuen Seniorenresidenz "An den Kienfichten", die im Klubhaus "Maxim Gorki" entstanden ist.

Kauf von der Treuhand

Thomas Jetzke, ein gebürtiger Dessauer Immobilienmakler, der seit Jahrzehnten in Sandersdorf wohnt, hat das "Maxim Gorki" im Mai 2007 von der Treuhand gekauft. Anfangs mit der Idee, das Klubhaus irgendwie wieder zu beleben. Der Architekt brachte ihn davon ab und entwarf auf dem 15 000 Quadratmeter großen Grundstücke eine Seniorenresidenz, die auf insgesamt vier Etagen eine Nutzfläche von 1 850 Quadratmetern hat und einen riesigen Garten, in dem heute ein Springbrunnen sprudelt und zwei Kamerunschafe weiden.

Im Dezember 2007 begannen die Umbauarbeiten, die ein bis heute nicht aufgeklärter Brand ein paar Wochen später stoppte. Eine ganze Etage wurde verwüstet, im Keller eine 10 000 Bücher zählende Bibliothek fast vollständig vernichtet. "Ein halbes Jahr hat uns das Feuer mindestens gekostet", erklärt Jetzke, als er am Freitag das fast fertige Haus zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert. Etwa 1,3 Millionen Euro sind investiert. "Ohne Fördermittel", wie der Unternehmer betont.

Entstanden sind in den beiden oberen Etagen 13 Appartements, die zwischen 38 und 70 Quadratmeter groß sind und alle schon vermietet sind. "Wir hatten eine Anzeige geschaltet. Schon war alles weg", staunt Jetzke noch immer. Geschaffen werden in den beiden unteren Etagen zudem 30 stationäre Pflegeplätze, für die schon zahlreiche Anmeldungen vorliegen. "Uns fehlt zwar noch die Umnutzungsgenehmigung. Die Verhandlungen aber stehen vor dem Abschluss", erklärt der 39-jährige Jetzke, der mit der Seniorenresidenz Neuland betritt und sich deshalb einen Partner gesucht und mit Matthias Zinke gefunden hat. Beide haben einen eigenen Pflegedienst gegründet, dessen Leiterin Gerlinde Lange ist. Insgesamt 20 Arbeitsplätze sind in dem Haus entstanden.

Zinke ist den Dessauern als Macher von der Szenekneipe "P 1" im Zentrum bekannt. "Doch ich komme aus dem Pflegebereich und habe eigentlich immer ein eigenes Objekt gesucht", erklärt der 35-jährige Zinke, der nicht ohne Stolz die Appartements, aber auch die geräumigen Pflegezimmer präsentiert. An den Wänden dort hängen Bilder, die eine besondere Geschichte haben: Es sind farbenprächtige Werke des lange vergessenen Dessauer Malers Franz Markgraf (1894 bis 1987).

Im Oktober vorigen Jahres hatte der Anhaltische Kunstverein eine Ausstellung mit Werken Markgrafs in der Orangerie des Georgiums gezeigt. Für Zinke war das eine besondere Schau: Franz Markgraf ist ein entfernter Verwandter.

Als es darum ging, die Seniorenresidenz "An den Kienfichten" mit Kunst zu verschönern, fiele Zinke die Bilder wieder ein. Der Anhaltische Kunstverein vermittelt, Zinke kaufte 30 Markgraf-Bilder, die nun in den öffentlichen Bereichen und in den Wohnungen hängen. Hans-Joachim Rohowski vom Anhaltischen Kunstverein übergab am Freitag ein letztes Bild symbolisch.

Tag der offenen Tür geplant

"Wir wollen überall im Haus das Gefühl von Wohnen vermitteln", beschreibt Jetzke sein Ziel. Ob das gelungen ist, davon können sich die Dessau-Roßlauer am 21. Juni im "Maxim Gorki" selbst überzeugen. Von 10 bis 16 Uhr ist ein Tag der offenen Tür geplant, bei dem Jetzke auch sein neuestes Projekt vorstellen will. Im Hof, zwischen dem "Maxim Gorki" und der Kegelbahn, ist der Neubau eines Pflegeheims in Planung. 50 Plätze soll es dort geben. Die Absprachen laufen.