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Für Tiere und Äcker da Agrargenossenschaft Mosigkau will mit ihren Bio-Produkten das Image der Landwirtschaft verbessern

Von Uwe Lehmann 05.06.2021, 14:00

Mosigkau - Dirk Lippmann fährt jeden Morgen die gut 25 Kilometer von seinem Wohnort Diebzig (Gemeinde Osternienburger Land) nach Dessau-Mosigkau zu seiner Arbeit in der dort ansässigen Agrargenossenschaft. Er ist Landwirt. Und das mit Leib und Seele. „Ich freue mich jeden Morgen, wenn ich aufstehe, auf den bevorstehenden Arbeitstag“, erzählt der 51-Jährige.

Dabei gibt es in Deutschland seit Jahren immer weniger Bauern. Immer mehr Höfe schließen, weil keine Nachfolger zu finden sind. Denn die Landwirtschaft hat sich verändert. Freie Märkte und technischer Fortschritt bieten einerseits Chancen, bergen allerdings auch Risiken. Ein Landwirt ist heute ein Multitalent.

Bild der Landwirtschaft ist in der Öffentlichkeit nicht immer das beste

Chemische und physikalische Kenntnisse über Funktionsweise von Boden und Tieren gehören genauso zu seinen Fertigkeiten wie ein ausgeklügeltes Dokumentations- und Büromanagement. Steuerlehre und Betriebswirtschaft sind nicht weniger essenziell als Social Media und Marketing. Controller, Manager, Chief Officer - das alles ist ein Landwirt in Personalunion. Dennoch ist das Bild der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit nicht immer das beste.

In Mosigkau stellt man sich diesen Aufgaben. Dabei hilft auch der Zusammenhalt. „Wir sind wie eine Familie“, berichtet Lars Schröder. Jeder kann sich auf den Anderen verlassen. „Wir helfen uns gegenseitig“, sagt Dirk Lippmann. In Mosigkau hat jeder Mitarbeiter sein Arbeitsgebiet. Ob in den Ställen oder auf dem Acker - die anfallenden Arbeiten werden aufgeteilt. Und wenn Not am Mann ist, wird sich gegenseitig geholfen. „Ich bin da einer der Allrounder“, erzählt Dirk Lippmann, der hauptsächlich für die Mastbullen in der Agrargenossenschaft zuständig ist. „Aber auch bei der Silage, im Sommer beim Getreide abfahren oder beim Ausstallen unserer Schweine packe ich dann ebenfalls mit an.“

„Wir sind eine Genossenschaft, in der jeder ein Mitbestimmungsrecht hat“

Vielseitig einsetzbar, das sind alle im Team des Dessauer Betriebes. Tino Cosel, der wie Lars Schröder in Wulfen (Gemeinde Osternienburger Land) wohnt, bringt es auf den Punkt: „Wir sind eine Genossenschaft, in der jeder ein Mitbestimmungsrecht hat. Das ist wie ein größerer Familienbetrieb. Ob Feldbau oder Stall, Büro, Chef, Werkstatt alle halten zusammen und keiner sich für eine Arbeit zu schade i“

Der Chef des Ganzen, ist Lutz Kreißler. Neben den dreizehn Mitgenossenschaftlern ist er Herr über einen großen Fuhrpark an Traktoren und landwirtschaftlichen Maschinen, rund 1.500 Hektar Acker- und Grünflächen, zweihundert Mastbullen, knapp 150 Mutterkühe mit Nachzucht und ungefähr 650 Schweinen. „Der Chef hält alle Fäden super in der Hand. Er ist schon eine coole Socke. Wenn jemand Probleme hat, gibt es für ihn immer eine Lösung. Er ist der letzte der nein sagt“, lobt Mitarbeiter Tino Cosel.

Vor einigen Jahren baute der Hof eine Bio-Schweinemast auf

Vor einigen Jahren baute der Hof eine Bio-Schweinemast auf. Zweieinhalb Mal im Jahr werden jeweils 650 Tiere gemästet. Aus Norddeutschland bezieht die Mosigkauer Agrargenossenschaft die acht bis zehn Wochen alten Ferkel. Diese werden in der Stallanlage der ehemaligen Rinderzuchtanlage nahe der Ortslage Kochstedt dann knapp vier bis fünf Monate gefüttert, ehe sie dann mit einem Gewicht von 120 bis 130 Kilogramm im Auftrag der Firma „Bioland“ zum Schlachthof transportiert werden.

Aber vorher haben die Tiere in Dessau-Kochstedt, wie es Lutz Kreißler formuliert, „ein wahres Schweineleben“. Sie können wählen zwischen einem Aufenthalt im Stall oder im Freien. „Man sieht den Tieren sichtlich ihre Freude an, wenn sie bei Sonnenschein in der Außenanlage herumtollen und spielen. Da möchte man ab und an tauschen“, berichtet Dirk Lippmann. Der gehört zum vierköpfigen Trupp, der beim Ausstallen der Tiere mit anpackt. (mz)