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Abtrünnige Gemeinden gefährden Sekundarschule

Von Claus Blumstengel 08.10.2004, 17:41

Halle/MZ. - Im Landkreis Anhalt-Zerbst gibt es zu wenige Schüler.Schulschließungen standen in denletzten Jahren mehrmals auf derTagesordnung des Kreistages, betrafen unter anderem die Gymnasien in Coswig und Loburg, die Sekundarschulen in Jeber-Bergfrieden, Lindau, Güterglück, Vockerode und Rodleben sowie die Grundschule Vockerode. Ursache waren bisher vor allem die geburtenschwachen Jahrgänge nach der Wende. Mit der Kommunal- und Gebietsreform kommt nun eine weitere Ursache hinzu: Die Sekundarschule in Loburg, gerade erst in das ehemalige, fast neue Gymnasium umgezogen, ist gefährdet, weil sich die Gemeinden Ladeburg und Leitzkau 2005 nach Gommern im Jerichower Land eingemeinden lassen. Und die Schüler aus diesen Gemeinden müssten dann statt nach Loburg nach Gommern zur Schule fahren.

Mit den Konsequenzen dieser Eingemeindungen befasste sich in dieser Woche der Ausschuss für Bildung, Kultur, Soziales und Sport des Kreistages. Ab dem kommenden Schuljahr müsse der Loburger Schulbezirk erweitert werden, um die Sekundarschule zu erhalten, informierte Schulamtsleiterin Cornelia Kuhnert. Gemeint sind hier Orte, deren Kinder zurzeit Schulen in Zerbst besuchen. Würde die Loburger Schule geschlossen, so hätte der Landkreis laut Kuhnert 300 000 Euro Beförderungskosten mehr zu tragen, fast doppelt so viel wie jetzt. Und manche Schüler wären bis zu 72 Minuten unterwegs.

Er habe sich mit seinem Kollegen im Landkreis Jerichower Land über die Regelung offener Fragen verständigt, äußerte Sozialdezernent Dieter Reineck. So sei es wünschenswert, dass die Schüler aus den abtrünnigen Gemeinden das Schuljahr noch in Loburg beenden können. Auch sollte die Loburger Sekundarschule für diese Schüler offen bleiben, wobei Anhalt-Zerbst gegenüber dem Jerichower Land auf Gastschulgeld verzichten müsste.

"Wem helfen die großen Schulen und die langen Fahrtzeiten? Die Kinder sind schon lange genug unterwegs", sprach sich Ausschussmitglied Petra Fricke (SPD) für den Erhalt der Sekundarschule Loburg aus. Der Landkreis habe es verpasst, kleinere Schulen zu favorisieren, kritisierte sie und forderte: "Wir müssen uns mal für Außenstellen stark machen."

Eine kleine ländliche Schule könne für Eltern schon ein Anreiz sein, ihre Kinder dorthin zu schicken, argumentierte Ausschussvorsitzender Jürgen Michalek (CDU) für den Schulstandort Loburg und bekräftigte seine Aussage mit den Worten: "Gegen den Schulstandort Loburg wird der Kreistag nicht votieren."