A9 bei Vockerode A9 bei Vockerode: Diebe klauen Gerüstteile von Autobahn-Turm

Dessau/Vockerode/MZ/ABE - Schock für die Industriegerüstbau GmbH aus Dessau: Diebe haben auf einer Baustelle in der Region zugeschlagen
Ulrich Malinowski zufolge sind Diebstähle ziemlich regelmäßig das Los der Gerüstbauer. „Geklaut werden auf Baustellen meist kleinere Gerüstabschnitte und Einzelteile, die dann zu kompletten Gerüsteinheiten für gewerbliche oder private Zwecke zielgerichtet ergänzt werden“, erklärt er. Der von seiner Tochter und ihm geführte Betrieb nimmt diese Vorfälle nicht auf die leichte Schulter. „Der Industriegerüstbau Dessau GmbH sind in den letzten 24 Jahren durch Diebstahl mehr als 200 000 Euro Schaden entstanden.“
Ins Visier der Täter geriet der markante Turm an der Autobahnbrücke über die Elbe zwischen Vockerode und Klieken. Laut Ulrich Malinowski, einer der Geschäftsführer des Betriebs, ist nach dem Abschluss von Dachdecker-, Blitzschutz- und Fassadenarbeiten an dem Gebäude ein erheblicher Verlust zu beklagen. „Wir wollten mit dem Abbau beginnen, als wir feststellen mussten, dass auf der Seite, die der Autobahn abgewandt ist, 110 Quadratmeter Gerüst und der eingebaute Leiteraufgang von bisher unbekannten Tätern bereits fachgerecht demontiert wurden“, so der Oranienbaumer. Die Polizei bestätigt eine entsprechende Strafanzeige, die am 1. Juli erfolgte.
Schaden in Höhe von 6300 Euro
In der Höhe fehlten insgesamt 14 Meter, so Malinowski. Von den ursprünglich 38 Metern waren nur noch 24 vorhanden. Da sich die Standhöhe auf einer Seite verringerte, litt die Stabilität der Konstruktion. „Es entstand eine erhebliche Gefährdung.“ Weswegen die Gerüstbauer zur eigenen Sicherheit den Leiteraufgang erneut errichten mussten, so Malinowski. „Der Wiederbeschaffungswert der entwendeten Gerüstteile beträgt rund 6 300 Euro.“ Derlei Diebstähle kommen nach seiner Erfahrung gar nicht so selten vor. Allerdings kann er auch von angenehmen Überraschungen berichten. Erst in diesem Jahr habe man durch Zufall vor längerer Zeit entwendete Gerüsteinheiten sicherstellen können. So tauchte ein knapp 50 Quadratmeter großes Gerüst, das 2002 in Bitterfeld verschwand, im April in Elster wieder auf. Etwa 70 Quadratmeter groß war das in Wittenberg aufgestellte Gerüst, dass das Unternehmen seit 1998 vermisste. Dessen Sicherstellung erfolgte im vergangenen Monat in Pratau.
„Gerüstteile können eindeutig identifiziert werden: Durch die eingepresste oder eingebrannte Kennzeichnung des Produzenten und durch die Markierung des Gerüstbetriebs“, erläutert der Fachmann. Er erinnert sich an Gerichtsverfahren, in deren Ergebnis Täter strafrechtlich belangt wurden. „An Diebesgut kann man niemals Eigentum erlangen“, schiebt er nach.
Turm steht unter Denkmalschutz
Zur Geschichte des Turms an der A 9 sagt Malinowski, dass der beim Brückenbau errichtet wurde und von den Nationalsozialisten - in Verbindung mit einer Raststätte - als Aussichtsplattform für die groß geplante Elbeschifffahrt vorgesehen war. Dazu sollte er eigentlich zwei Etagen höher werden. Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde er dieser Bestimmung nicht mehr zugeführt. In der DDR wusste dann die Staatssicherheit das Gemäuer als „Horchposten“ zu nutzen. „Heute“, so der Geschäftsführer, „dient der Turm, der sich im Eigentum der Autobahnmeisterei befindet und in deren Auftrag wir tätig geworden sind, lediglich als Antennenstandort.“ Da er unter Denkmalschutz stehe, werde er noch erhalten.