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Klimawandel 9.000 Bäume gepflanzt: Jägerschaft Dessau hofft auf Nachahmer ihrer Spendenaktion

Dürre und Schädlinge haben dem Wald zugesetzt. Dank der Jäger wurden 1,5 Hektar mit Hilfe vieler Unterstützer im Stadtwald aufgeforstet. Die Schadensfläche ist zehnmal größer. Wie es nun weitergeht.

Von Heidi Thiemann 05.02.2022, 12:00
Das Waldareal an der Lobenbreite zwischen Groß- und Kleinkühnau zeigt große Kahlflächen durch Waldschäden auf. Hier  wurde mit Hilfe der Dessauer Jägerschaft aufgeforstet. Ein Zaun schützt die jungen Pflanzen vor Verbiss.
Das Waldareal an der Lobenbreite zwischen Groß- und Kleinkühnau zeigt große Kahlflächen durch Waldschäden auf. Hier wurde mit Hilfe der Dessauer Jägerschaft aufgeforstet. Ein Zaun schützt die jungen Pflanzen vor Verbiss. (Foto: Thomas Ruttke)

Dessau/MZ - „Eine tolle Aktion“, sagt Stadtförster Guido Siebert mit Blick auf den zwischen Klein- und Großkühnau gelegenen Stadtwald „Lobenbreite“. 1,5 Hektar Kahlfläche konnten hier aufgeforstet werden. An zwei Wochenenden im November wurden rund 9.000 kleine Setzlinge in die Erde gebracht. Von vielen engagierten Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen.

Wer weiß, ohne die Initiative, die die Dessauer Jägerschaft ergriffen hatte, wäre die Fläche wohl noch heute kahl. Seit April sammelten die Waidmänner mit Unterstützung der Bürgerschaft und von Unternehmen rund 21.000 Euro. Stadtrat und Stadtverwaltung gaben 69.000 Euro dazu.

Bürgerschaftliches Engagement hat Aktion zum Erfolg verholfen

Andere schlossen sich an. Das Veranstaltungszentrum Golfpark etwa, blickt Kreisjägermeister Michael Mitsching zurück. Auch viel Unterstützung aus den Ortschaften selbst habe es gegeben. „Die Menschen haben verstanden, es braucht bürgerschaftliches Engagement. Und wir sind stolz wie Bolle, dass sich so viele angeschlossen haben“, sagt Mitsching und auch, dass er sich freuen würde über Nachahmer der Aktion.

Kreisjägermeister Michael Mitsching sagt: „Das Schicksal eines Försters ist es, dass er Wald pflanzt für die übernächste Generation“.
Kreisjägermeister Michael Mitsching sagt: „Das Schicksal eines Försters ist es, dass er Wald pflanzt für die übernächste Generation“.
(Foto: Lutz Sebastian)

Mittlerweile ist das aufgeforstete Gelände eingezäunt, „um es vor Verbiss von Hasen- und Rehwild zu schützen“, sagt Stadtförster Siebert. Zwischen ein und drei Jahre alt waren die Setzlinge, als sie im November in die Erde kamen. Bis hier wieder richtig Wald zu sehen ist, vergeht viel Zeit. „Es dauert wohl zehn Jahre, bis eine Dickung entsteht“, sagt er zu dem Bestand. Die Roteiche wachse etwas schneller, Esskastanien langsamer. Aber wenn sich die Zweige der Bäume berühren oder überlappen und die Bäume ein geschlossenes Kronendach gebildet haben, dann wird von Dickung gesprochen.

Doch noch Jahrzehnte mehr wird es brauchen, bis der Wald zu dem wird, was er einmal war. „Das Schicksal eines Försters ist es, dass er Wald pflanzt für die übernächste Generation“, weiß auch Michael Mitsching.

Im November 2021 halfen unter anderem auch Lukas, Luca und Maad (v.l.n.r) vom Kinderheim „Wolkenfrei“  zusammen mit ihrem Erzieher Matthias Förster (Neo Scope von „Down Below“) bei der Wiederaufforstung in der Lobenbreite
Im November 2021 halfen unter anderem auch Lukas, Luca und Maad (v.l.n.r) vom Kinderheim „Wolkenfrei“ zusammen mit ihrem Erzieher Matthias Förster (Neo Scope von „Down Below“) bei der Wiederaufforstung in der Lobenbreite
(Foto: Danny Gitter)

Die Schadfläche in der Lobenbreite ist freilich nicht die einzige im Bereich des Dessauer Stadtwaldes. „Fast alle Waldflächen sind von Umwelteinwirkungen betroffen, wenn auch in unterschiedlicher Intensität“, erklärt Siebert. Stürme, Dürre, Pilze, Käfer haben den Bäumen zugesetzt. „Wir rennen dem Totholz hinterher. Zur Waldpflege kommen wir nicht mehr.“

In den letzten drei Jahren wurden 2.500 Festmeter Holz im Stadtwald gehauen. Auf rund 15 Hektar der Waldfläche summiert sich durch große Waldschäden der Kahlschlag. Und ein Ende der Schadholzbeseitigung ist noch nicht abzusehen. Demnächst, kündigt Siebert an, „müssen wir an den Bocksfichten in Kühnau ran“.

Ziel ist es, Aufforstung der jetzigen Kahlflächen in fünf Jahren zu schaffen

Kahl sollen die Flächen nicht bleiben. „Unser Ziel ist es, sie in den nächsten fünf Jahren aufzuforsten“, so der Stadtförster. Stück für Stück nur könne das geschehen, so denn Geld dafür da ist. Er versuche auch Aufforstungen über Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für Bauprojekte zu realisieren. Auf einigen Flächen hofft der Förster auf Naturverjüngung, dass also der Wald ohne Zutun des Menschen neu wächst. Ganz ohne den Menschen werde es nicht gehen: „Wir wollen vernünftiges Holz erwirtschaften.“

Probleme beim Verkauf des geschlagenen Holzes

Probleme bereite momentan aber der Holzverkauf. Im Beckerbruch zum Beispiel liegen noch Polter von im Vorjahr geschlagenem Holz. „Das ist viel zu schade für Brennholz“, findet Siebert. Holzkäufer hätten aber Wurmbefall bemängelt. Weshalb er weiter auf Käufersuche ist. „Wir wollen einen Preis erzielen, der so gut wie möglich ist.“