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800 Jahre Weißandt-Gölzau 800 Jahre Weißandt-Gölzau: Zum Stolz kommt Dankbarkeit

Von Katrin Löwe 01.09.2002, 16:03

Weißandt-Gölzau/MZ. - Vor kurzem hätte die Rede von Bürgermeister Burkhard Bresch zur Übergabe des neuen Feuerwehr-Gerätehauses und der Eröffnung der Festwoche "800 Jahre Weißandt-Gölzau" noch etwas anders geklungen. Von Stolz wäre die Rede gewesen, so Bresch. Nun, nach dem Hochwasser, sei es nicht nur Stolz, sondern auch Dankbarkeit, von solch einer Katastrophe verschont zu bleiben. Dankbarkeit, die konkret umgesetzt wurde - in einen Beitrag für die Opfer. Bresch übergab eine Spende von 5000 Euro an den Raguhner Bürgermeister.

Stolz herrschte freilich dennoch, das neue Feuerwehr-Gerätehaus, das in einer Bauzeit von knapp zehn Monaten entstand, kann sich sehen lassen. "Es ist nicht nur ein Zweckbau, sondern ein Ort der Gemeinschaft", so Bresch. Rund 550 000 Euro sind investiert worden, davon sind rund 160 000 Euro Eigenanteil der Gemeinde, dazu kommen Förderungen durch das Arbeitsamt. 17 Menschen fanden über ABM hier eine Beschäftigung.

Entstanden ist ein Anbau der Fahrzeughalle - für die alte hatte die Unfallkasse aufgrund fehlender Din-Normen nur noch eine Ausnahmegenehmigung erteilt -, das komplette alte Objekt wurde saniert. Nun gibt es dort u.a. große Beratungsräume und einen kompletten Sanitärbereich. "Sie mussten jahrelang darauf warten, aber ich denke, das Warten hat sich gelohnt", konstatierte Kreisbrandmeister Lothar Huth. Die Weißandt-Gölzauer - derzeit 33 aktive Einsatzkräfte, sieben Alterskameraden und elf in der Jugendwehr - hätten nun hervorragende Bedingungen. Das befand auch Wehrleiter Tino Amler, der sich bei dieser Gelegenheit bei allen Arbeitgebern bedankte, für die es selbstverständlich war, Feuerwehrleute für den Katastropheneinsatz freizustellen. Das Geld, das Landrat Ulf Schindler zur Einweihung des Gerätehauses übergeben hat, wird ebenfalls gespendet.

Eine Woche lang wird in Weißandt-Gölzau das 800-jährige Bestehen gefeiert. 32 Generationen hätten hier gelebt, so Schindler in seiner Rede. "Manchmal wünsche ich, ein alter Baum müsste erzählen können, wie es war", sagte er. Nun, das wird wohl ein Wunsch bleiben. Dafür aber sahen die Besucher der Festwoche am Samstag an einigen Stellen, wie es heute ist. Beim Tag der offenen Tür der Wehr, der mit Vorführungen einherging. Oder nur unweit davon beim Tag der offenen Tür von Orbita.

Dort nahmen bereits in der ersten Stunde rund 500 Menschen bei voll laufender Produktion an Betriebsführungen teil, berichteten Geschäftsführer Reinhard Händel und Josef Schuhbauer, Vorsitzender der Geschäftsführung. Vor allem für ehemalige Mitarbeiter sei Orbita Anziehungspunkt, herzliche Begrüßungen, selbst Tränen habe es gegeben. Auch Georg Schumann und Manfred Giebel, beide von 1965 bis 1991 dort beschäftigt, waren am Samstag zurückgekehrt. "Weißt du noch, damals ..." - eine häufig gebrauchte Redewendung. "Es hat sich einiges verändert", konstatierte Giebel. Kein Wunder, seit 1991 sind laut Schuhbauer rund 80 Millionen Euro auf dem 210 000 Quadratmeter großen Betriebsgelände investiert worden - insbesondere in hochmoderne Technik. Die Anlage für die seit anderthalb Jahren laufende Stretchfolienherstellung z.B. gehöre mit zu den leistungsstärksten in Europa, so Händel. Bei Orbita - nach eigenen Angaben größter Arbeitgeber im Kreis und unter den Top 12 der industriellen Arbeitgeber in Sachsen-Anhalt - sind derzeit 540 Mitarbeiter beschäftigt (1991 waren es 120), darunter 30 Auszubildende.