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Sicher auf Tauchstation 21.000 Euro Fördergeld - Wasserretter des DRK in Dessau erhalten neue Taucheranzüge

20.04.2021, 08:28
Niklas Müller war einer der ersten, der die neue Technik für die Taucher ausprobieren konnte.
Niklas Müller war einer der ersten, der die neue Technik für die Taucher ausprobieren konnte. Foto: Thomas Steinberg

Dessau - Torsten Spieler zieht an Gurten, dreht an Schrauben und ruckelt dies und das zurecht. Geduldig lässt Niklas Müller die Prozedur über sich ergehen, zu der alleine er kaum in der Lage wäre. Müller steckt in einem dicken Taucheranzug, auf dem Rücken trägt er die Pressluftflasche, an den Händen dicke Handschuhe und vorm Gesicht eine Maske. Er atmet über den Lungenautomaten und das klingt so, dass man sich unweigerlich an Darth Vader erinnert fühlt. Nur steht Müller auf der Seite des Guten und mit einem Dutzend Leuten hinter einer Lagerhalle im Gewerbegebiet Mitte.

Müller ist einer der vier Rettungstaucher bei der Wasserwacht vom Deutschen Roten Kreuz Dessau. Dass er weitab von jeglichem Gewässer die Tauchausrüstung anlegt und vor dem weißen Unimog der Wasserwacht für die Kameras und Smartphones posiert, ist keine Übung, sondern wenn man so will, ein historischer Moment: Nach 25 Jahren im Dienst bekommen die Wasserretter zum ersten Mal ihre Ausrüstung gestellt. Bislang mussten sie immer auf ihr privates Equipment zurückgreifen, wenn sie zum Training oder zu Einsätzen ausrückten.

„Es kommt nicht oft vor, dass wir so viel Geld ausgeben können“, sagt Guido Schulze, Katastrophenschutzbeauftragter beim DRK. Die Situation ist absurd: Obwohl die Tauchtruppe Teil des offiziellen Katastrophenschutzes ist und Hilfe in Dessau-Roßlau und den Nachbarkreisen leistet, wird sie nicht institutionell gefördert, sondern muss sich aus Spenden und Mitgliedsbeiträgen finanzieren.

Nun aber konnte die Wasserwacht 21.000 Euro auf einen Schlag für Equipment ausgeben. 80 Prozent kamen als einmalige Förderung vom Land, jeweils zehn Prozent von der Stadt und dem DRK.

Geliefert hat das Equipment nach einer Ausschreibung Stephan Christensen, Inhaber eines Tauchshops in Bösel, Landkreis Cloppenburg in Nordrhein-Westfalen. Das Material ist auf der Höhe der Zeit. Die Trockentauchanzüge sind besonders stabil, die Vollgesichtsmasken erlauben die Kommunikation per Funk.

Nicht nur die Taucher sind damit sicherer und komfortabler unterwegs. Auch die Arbeit der Leinenführer wird erleichtert, wenn sie den Tauchern beim Anlegen der nunmehr standardisierten Ausrüstung helfen. Als einer aus der Truppe einen der alten Tauchanzüge hervorholt, lächelt Christensen milde.

Dass die Rettungstaucher nicht regulär finanziert werden, ist ein Webfehler im System. Gewiss werden sie weit seltener angefordert als der Rettungsdienst, aber ihre Fähigkeiten sind so speziell, dass niemand sie ersetzen kann, egal ob es nun um Unglücksfälle geht, bei Hochwasser den Verbau von Sandsäcken unter Wasser oder wie jüngst das Anschlagen eines quer in der Jonitzer Mulde liegenden Baumes, damit das THW den Brocken an Land ziehen kann.

Es sei, sagt DRK-Geschäftsführer Ralf Zaizek am Sonnabend, eine Selbstverständlichkeit fürs DRK zu helfen. Aber man müsse dazu in die Lage versetzt werden. „Und das will ich als Appell verstanden wissen.“ (MZ/TST)