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20 Tote in den Schweizer Alpen 20 Tote in den Schweizer Alpen: Abgestürzte Ju 52 trug den Namen "Dessau"

Von Annette Gens 05.08.2018, 17:55
Dieses von der Kantonspolizei Graubünden zur Verfügung gestellte Foto zeigt die Absturzstelle der JU-52, die am Samstagnachmittag aus unbekannten Gründen abgestürzt ist.
Dieses von der Kantonspolizei Graubünden zur Verfügung gestellte Foto zeigt die Absturzstelle der JU-52, die am Samstagnachmittag aus unbekannten Gründen abgestürzt ist. CANTONAL POLICE OF GRISONS/Keyst

Dessau - Am 3. Oktober 2009 war halb Dessau auf dem Flugplatz. „Es war wie immer, wenn eine Ju 52 in der Stadt erwartet wurde“, erinnert sich Dessau-Roßlaus Ex-Oberbürgermeister Klemens Koschig an die tolle Stimmung und erwartungsfrohe Menschen. Koschig gehörte zu jenen, die den ersten Rundflug mit der Ju 52 absolvierten, die an diesem Tag auf den Namen „Dessau“ getauft wurde.

Und die jetzt ein tragisches Ende genommen hat: Die „Dessau“ ist am Sonnabend in der Schweiz abgestürzt. 20 Menschen - 17 Passagiere und drei Besatzungsmitglieder - kamen dabei ums Leben.

Die Maschine war am Wochenende zu einer zweitägigen Reise im Tessin unterwegs. 17 Uhr am Samstag sollte das Flugzeug ursprünglich wieder im schweizerischen Dübendorf landen, wo es stationiert ist. Die Absturzstelle liegt in den abgelegenen Bergen Graubündens auf 2500 Metern Höhe. Die Kantonspolizei hatte zunächst lediglich den Absturz an der Westflanke des Berges Piz Segnas gemeldet.

Wrack der Ju 52 soll mit Unterstützung der schweizerischen Luftwaffe geborgen

Rettungs- und Bergungskräfte stiegen mit mehreren Hubschraubern auf. Am Sonntag wurde bekannt, dass die Absturzstelle über Nacht gesichtet worden war. Am Sonntag begannen die Bergungsarbeiten mit der Identifizierung der Insassen.

Das Wrack soll mit Unterstützung der schweizerischen Luftwaffe geborgen werden. Dafür wurde der Pass und damit die Absturzstelle, die in einem Wandergebiet liegt, komplett gesperrt.

Wie es zum Absturz kam, ist offen. Ein Augenzeuge sagte der Schweizer Zeitung „20 Minuten“, das Flugzeug sei eine Kurve von 180 Grad geflogen und dann „wie ein Stein zu Boden gestürzt“. Die Trümmer lägen verstreut in einem eng begrenzten Gebiet, was eine Explosion eher unwahrscheinlich mache.

Auf einer Pressekonferenz am Sonntag in der Schweiz wurde bestätigt, dass die Ju 52 nahezu senkrecht und mit hoher Geschwindigkeit auf den Boden geprallt ist. Eine Kollision mit einem anderen Flugzeug werde ausgeschlossen. Auch habe die Ju im Vorfeld ihres Absturzes keine Teile verloren.

„Ju Air“ stellt nach Unglück Flugbetrieb ein

„Hohe Temperaturen können eine Beeinträchtigung der Leistungsfähigkeit eines Flugzeugs bedeuten“, sagte Daniel Knecht von der Sicherheitsuntersuchungsstelle der Schweiz. „Das Alter einer Maschine hat aber nichts mit der Gefährlichkeit eines Fluges zu tun.“

Unmittelbar nach dem Unglück stellte die „Ju Air“ ihren Flugbetrieb ein. Das Unternehmen bietet in der Schweiz touristische Rundflüge an. „Das Team der Ju-Air ist tief traurig und denkt an die Passagiere, die Crew und Familien und Freunde der Verunglückten“, teilte das Unternehmen mit. Seit der Wiedereröffnung des Flugplatzes Dessau bestehen enge Kontakte zur Flugplatz Dessau GmbH, die als Tochtergesellschaft der Stadtwerke den Hugo-Junkers-Flugplatz betreibt, sagte Stadtwerke-Sprecher Christian Mattke.

1994 waren die drei Maschinen aus der Schweiz gemeinsam mit der Lufthansa-Ju 52 hier zu Gast. Mattke sprach von der großen Betroffenheit, mit der die Unglücksnachricht auf dem Verkehrslandeplatz aufgenommen wurde.

Die zerstörte Ju 52 wurde 1939 an die Schweiz ausgeliefert

1991 landete zum ersten Mal eine Ju 52 aus der Schweiz in Dessau. „Die alten Junkers-Leute standen mit Tränen in den Augen am Flugfeld und zählten jede einzelne Niete an der Maschine“, erinnert sich Hans-Georg Landes, Sprecher des Fliegerclubs „Hugo Junkers“. Neben aller Trauer um die Opfer - Landes ist bewusst, dass auch ein Original verloren gegangen ist. Er sah Bilder des Wracks und geht von einem Totalschaden aus. „An einen Wiederaufbau ist bestimmt nicht zu denken“, sagte er.

Die zerstörte Ju 52 war 1939 zusammen mit zwei weiteren Maschinen gleichen Typs von den Junkerswerken Dessau an die Schweiz ausgeliefert worden. Alle drei dienten der Luftwaffe als Schul-, Beobachtungs- und Transportflugzeug. Erst 1981 wurden sie ausgemustert. Mit einer landesweiten Spendenaktion unter dem Motto „Flieg weiter, Tante Ju“ retteten die Schweizer 1982 die drei Junkers-Maschinen vor dem Flugzeugfriedhof.

Klemens Koschig kann die Unglücksnachricht kaum fassen. „Bei Sonnenschein“, denkt er an den 3. Oktober 2009 zurück, „flogen wir mit Tante Ju über Bernburg, die Goitzsche, über Wittenberg und den Wörlitzer Park.“ (mz)

Wie die Ju Air am Sonntag außerdem bestätigte, handelt es sich bei dem Unglücksflieger um die Maschine, die im Oktober 2009 auf dem Flugplatz in Dessau auf den Namen „Dessau" getauft wurde.
Wie die Ju Air am Sonntag außerdem bestätigte, handelt es sich bei dem Unglücksflieger um die Maschine, die im Oktober 2009 auf dem Flugplatz in Dessau auf den Namen „Dessau" getauft wurde.
Landes