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Ziel ist geordneter Rückzug

Von Ute Otto 07.04.2008, 15:50

Bad Schmiedeberg/Bitterfeld/ MZ. - Ohne Gegenstimmen, gleichwohl mit Stimmenenthaltungen, hat nach Informationen von Marek Stannigus, der vor einem Jahr kommissarisch die Nachfolge von Karlheinz Horn angetreten hatte, die Mitgliederversammlung am Montag im Kurhaus Bad Schmiedeberg dem Vorschlag des Vorstandes zugestimmt. Der benennt hauptsächlich finanzielle Gründe dafür, dass der Verein das Tourismusmarketing nicht mehr stemmen kann.

"Landkreise und Gemeinden hätten sich aus dem Verband verabschiedet beziehungsweise tragen sich mit dem Gedanken, weil sie den Spielraum für solche freiwilligen Leistungen nicht mehr haben", erklärt Vorstandsmitglied Martin Gille. Die aber sind die größten Beitragszahler. Vom Salär der Einzelmitglieder könnte die Präsentationen auf regionalen und überregionalen Messen auf Dauer nicht bezahlt, zumal "die "Eintrittskarten dafür auch immer teurer werden", geschweige denn eine Geschäftsstelle unterhalten werden.

Diese hat ihren Sitz in Kemberg am Markt. Neben der Vereinsorganisation kümmert sich dort Christine Fehse unter anderem um die Anfragen potenzieller Reisender, den Internetauftritt und um die Redaktion der Verbandszeitung "Ferienland Dübener Heide", von der bislang mehr als 950 000 Exemplare erschienen seien. Mit etwas Glück muss Frau Fehse zum Jahresende nicht ihr Büro räumen und sich arbeitslos melden: Die Landesarbeitsgemeinschaft "Urlaub und Freizeit auf dem Lande", wo auch der Tourismusverband Dübener Heide Mitglied ist, hat seine Geschäftsstelle im Harz nach dem altersbedingten Ausscheiden des Betreuers geschlossen. Nun erwäge der Magdeburger Vorstand, diese nach Kemberg zu verlegen.

Der Vorstand will die noch verbleibenden knapp neun Monate noch nutzen, Partner zu finden, die Teile der Arbeit, wie zum Beispiel Internetportal und die Zeitschrift, übernehmen. Die derzeit noch 85 Mitglieder des Verbandes in der Dübener Heide werden nach der Auflösung "jeder für sich den geeigneten Partner suchen", so Stannigus. Da komme der Verband Tourismusregion Wittenberg ebenso in Frage wie die neue Arbeitsgruppe Tourismusmarketing des Naturparkvereins.

"Die länderübergreifende Arbeit war das große Verdienst des Tourismusverbandes Dübener Heide", sagt Uwe Hesse von der Eisenmoorbad Bad Schmiedeberg Kur GmbH, wo seiner Ansicht nach künftig das Manko liegen wird. Wenn der Verband im November auf der Messe "Touristik & Caravaning" in Leipzig nochmals alle Anbieter aus der Heide an einem Gesamtstand von 84 Quadratmeter vereine, "wird es das zum letzten Mal gewesen sein". Dass damit "auch die kleine Zimmervermieterin auf so einer internationalen Messe präsent sein konnte, war einzigartig", verweist Hesse auf eine weitere Charakteristik des sich auflösenden Vereins. Ob die sich in den großen Regionalverbänden wieder finden, ist für ihn fraglich.

Von einer "schmerzlichen Entscheidung" spricht auch der Ehrenvorsitzende Walter Dlouhy. Der Verband habe mit seinem Marketing dazu beigetragen, dass sich die Dübener Heide seit 1992 "von der grauen Maus zur Tourismusregion" entwickelt habe. Darin stecke "kolossale ehrenamtliche Arbeit". Dennoch verteidigt Gille das Ende mit Schrecken. Es sei immer noch ehrlicher, als dahinzuvegetieren und möglicherweise noch Insolvenz beantragen zu müssen. "Wir haben nun mal kein finanzielles Hinterland", sagte er.