Wirtschaftsgebäude sollen von Bildfläche verschwinden
WOLFEN/MZ. - Die Remisen, die früher als Waschhaus, Stallung und Lager genutzt wurden, sollen noch in diesem Jahr von der Bildfläche verschwinden.
Dass der Antrag der Wohnstättengenossenschaft Bitterfeld-Wolfen (WSG) von der Unteren Denkmalschutzbehörde bewilligt worden ist, darüber hat sich in der Gutenbergstraße ein Sturm der Entrüstung erhoben. Nicht nur, weil die Wohnhäuser mit Gärten und kleinen Wirtschaftsgebäuden, die 1920 / 1921 für Werksangehörige der Anilinfabrik gebaut wurden, im Band 13 des Denkmalverzeichnisses des Landes Sachsen-Anhalt als "städtebaulich, firmen- und sozialgeschichtlich wichtig" bezeichnet werden. Die privaten Hauseigentümer in der Gutenbergstraße fühlen sich gegenüber der WSG benachteiligt, denn ihnen war auferlegt worden, die unter Denkmalschutz stehenden Nebengebäude zu sanieren.
"Wir haben den Abbruch beantragt, weil wir eine denkmalgeschützte Sanierung der fünf Remisen nicht leisten können", sagt Norbert Rückriemen, Vorstand der WSG. Die Genossenschaft konzentriere sich auf die Sanierung des Kernbestandes, also der Wohnungen, auf anderes müsse man aus wirtschaftlichen Gründen verzichten. Eine von der Straße aus sichtbare Remise in der Jahnstraße 16 werde denkmalpflegerisch instand gesetzt, so dass das historische Ensemble erkennbar bleibe. Auf den Abrissflächen sollen Grün- und Parkflächen entstehen.
Warum es im Hinblick auf den Denkmalschutz so unterschiedliche Entscheidungen geben kann, erklärt Reinhard Cäsar, Sachbearbeiter für Denkmalschutz im Bauordnungsamt des Kreises Anhalt-Bitterfeld: "Es sind immer Einzelfallentscheidungen, für die es keine Schablone gibt." Sie werden, so Cäsar, im Benehmen mit dem Landesamt für Denkmalpflege getroffen. Dabei werde unter anderem geprüft, was für den Eigentümer zumutbar ist. Im Falle der Jahnstraße handele es sich um kein Einzel-, sondern um ein Flächendenkmal, bei dem es darum gehe, das äußere Erscheinungsbild des Straßenzuges zu erhalten.
Auch wenn die Wirtschaftsgebäude in der Jahnstraße 6 bis 16 bereits seit Jahrzehnten dem Verfall preisgegeben sind, werden sie von den Mietern immer noch genutzt. "Die Stallung und das Waschhaus sind Bestandteil des alten Mietvertrages. Dort stellen wir unsere Räder unter", sagt Karin Faber, die in der Jahnstraße 8 wohnt. Ihr Nebengebäude steht mit auf der Abrissliste, obwohl es nach ihren Worten im Vergleich zu den vier anderen noch "sehr gut in Schuss ist". Der Garten und diese Unterstellmöglichkeit seien es, die die Leute in den Wohnungen gehalten haben. "Schade wär's", sagt auch Gabriele Kutscher zum geplanten Abriss. Räder, Campingstühle, Werkzeug und werde sie dann wohl künftig in den Keller hucken müssen.