Wirtschaft in Bitterfeld Wirtschaft in Bitterfeld: US-Investor setzt aufs Solar-Valley

Thalheim - Das ehemalige Sovello-Gelände im Solar Valley hat einen neuen Eigentümer. Mehr als drei Jahre nach der Insolvenz des Solarproduzenten ist das Areal an die Firma Westcore aus Kalifornien (USA) verkauft worden. Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Westcore kauft und entwickelt Immobilien weltweit und will das Geschäft in Deutschland ausweiten. Im Gebäudekomplex mit 70.000 Quadratmetern vermietbarer Fläche sollen mehrere Firmen angesiedelt werden.
„Wir werden einen modernen Standort entwickeln. Denkbar sind produzierende Betriebe, Logistikunternehmen und auch Werkstätten“, sagt Jan Bartelheimer von der Tochtergesellschaft Westcore Europe mit Hauptsitz in der Schweiz. Auch eine Bezeichnung ist schon gefunden: Sun Park. „Damit wollen wir uns von dem negativ besetzten Namen Sovello trennen. Und zeigen, dass etwas Neues entsteht.“ Ab Januar beginnt die Vermarktung: Sechs bis acht Firmen sollen sich ansiedeln. Bartelheimer gibt sich optimistisch: Der Standort habe großes Potenzial. „Er liegt zentral und die Verkehrsanbindung ist optimal. Die Nachbarschaft zum Chemiepark, aber auch zu BMW, Porsche und zum Logistiker DHL im Raum Leipzig ist interessant.“ Zudem sei das Gebäude hochwertig gebaut und vielseitig nutzbar. „Es ist ein Luxusdampfer, aus dem wir etwas machen wollen. Es wird ein hohes Mieterinteresse geben, in Berlin wäre so ein Objekt längst vermietet.“
Standort mit viel Potenzial
Die Vermietung von Sovello war lange ein Problem. Nachdem der Solarmodul-Hersteller 2012 Insolvenz angemeldet hatte, fand sich kein Käufer oder Mieter. Der Gebäudekomplex mit einst bis zu 1.250 Mitarbeitern lag verwaist, die Hallen waren leer geräumt. Ab 2005 waren dort drei eigenständige Werke mit jeweils vier Hallen entstanden. Allein das Grundstück misst rund 200.000 Quadratmeter.
Der Sun Park soll nun nach dem Vorbild anderer Standorte im Bestand von Westcore Europe vermietet werden. Zum Portfolio gehören Objekte in der Schweiz, in Berlin und Österreich. Es sind größere Industriebauten, die meist zu Gewerbeparks mit mehreren Mietern umfunktioniert wurden. In Wien ist aus einem Sitz von Philipps ein Wirtschaftspark mit Produktions- und Lagerflächen entstanden. In Berlin sind in den „Erlenhöfen“, dem früheren Forschungs- und Entwicklungsgelände von AEG, unter anderem Arztpraxen, Hotel und Einzelhandel eingezogen.
Der Thalheimer Standort biete die Chance zur Vielfältigkeit, sagt Christian Halpick von der Leipziger Immobilienfirma Aengevelt. Sie ist vom neuen Eigentümer mit der Vermarktung beauftragt worden, in den vergangenen Jahren setzte sie dies im Auftrag des Insolvenzverwalters um. „Mit einem Branchenmix gestaltet man einen Standort krisenfester als durch die Fokussierung auf nur einen Großmieter.“ Aengevelt hat bereits den Q-Park in der Nähe vermietet, einen ehemaligen Sitz von Q-Cells. Dort ist eine Auslastung von fast 90 Prozent erreicht.
Wer könnte einziehen?
Der Q-Park ist nun das kleine Vorbild für das dreimal größere Sovello-Objekt. „Ich schätze, dass bis Ende 2016 etwa 40 bis 50 Prozent der Flächen ausgelastet sind“, so Halpick. Geworben wird europaweit. Zunächst sollen die großen Flächen vermietet werden. In den Seitenriegeln der Hallen sind auch kleinere Gewerbe möglich.
Halpick hat vor allem Unternehmen aus den Bereichen Technologie und Logistik im Blick. So kämen Firmen in Frage, die Elektronik für Automobilbauer wie in Leipzig zuliefern. Weil das Online-Geschäft boomt, seien auch Versandfirmen denkbar. Ebenso soll es Gespräche mit dem regionalen Diakonieverein geben. Der evangelische Träger hat im Q-Park bereits einen Standort mit Werkstätten für behinderte Menschen eröffnet. Und: An den Standort sollen Forschungsprojekte geholt werden. „Bei vielen Firmen besteht Bedarf an neuen Technologien. Wir stellen die Flächen für die Entwicklung zur Verfügung.“ In Kontakt treten wolle man mit Unis, Firmen und Instituten.
Der Markt insgesamt biete jedenfalls Chancen. „Im Raum Leipzig finden die Firmen keine Flächen mehr, es ist alles voll. Auch Halle wird wirtschaftlich attraktiver.“ (mz)
