Winterdienst Winterdienst: Schneezäune werden oft zu Schanzen
Bitterfeld/MZ. - Sie sollen möglichst viel Schnee von der Autobahn oder der Landstraße fernhalten: Schneezäune, die zum Beispiel an der B 100 zwischen Halle und Bitterfeld stehen. Die Straßenmeisterei Sandersdorf beispielsweise, die für den Winterdienst auf Bundes- und Landesstraßen im Altkreis Bitterfeld zuständig ist, hat insgesamt auf sieben Kilometern Schneezäune aufgestellt. Auf der B 183 war dieser Tage gut zu sehen, wie die Zäune Verwehungen verhindert haben. Doch Christoph Krelle, in Sachsen-Anhalts Landesbetrieb Bau zuständig für den Winterdienst auf den Autobahnen und auch für das Aufstellen der Zäune, zweifelt deren Wirkung trotzdem an.
Kampf um die Genehmigung
"Die Zäune sind nur an einigen wenigen Stellen sinnvoll. Sonst sind sie eher ein Alibi-Schutz." Alles für die Katz also? Meistens ja, sagt Krelle. Im schlimmsten Fall könnten die Zäune sogar das Gegenteil bewirken. Dann nämlich, wenn sich zu viel Schnee angehäuft hat und er sich bis über den Zaun türmt. Krelle: "Dann entsteht so etwas wie eine Sprungschanze für alles, was noch kommt." Im Konkreten heißt das: Wind und zusätzlicher Schnee werden auf der entstandenen Schräge aufgewirbelt, beschleunigt und prasseln dann mit noch größerer Wucht auf die Straße.
Überhaupt sei das mit den Zäunen so eine Sache, sagt Krelle. Und das schon lange, bevor es überhaupt Winter wird. "Wenn wir sie aufstellen, ist es noch Herbst. Manche Felder sind noch nicht komplett abgeerntet. Da muss man hin und wieder um die erforderliche Genehmigung kämpfen." Im Frühjahr, wenn die ersten Felder wieder bestellt werden, sehe es nicht anders aus. Dann könne es nicht schnell genug gehen, bis die Zäune abgebaut werden. Schneit es schließlich, sei der Zaun zwar an besonders windigen Stellen hilfreich. Jedoch auch nur so lange, wie die Windrichtung passt. "In 80 Prozent aller Fälle weht der Wind in Ost-West-Richtung. So bauen wir die Zäune auch auf, da können sie schon das Gröbste abhalten. Wenn der Wind jedoch aus Norden oder Süden weht, gibt es ein Problem."
Straßenmeisterei entscheidet
Kritische Fälle mit vollgewehten Straßen aus den vergangenen Jahren seien meistens solch wechselnden Winden geschuldet. Und wenn es gar übermäßig viel schneit, verpuffe die Wirkung recht schnell. Umständlich beim Aufstellen, sinnvoll - wenn überhaupt - nur an einigen wenigen Stellen: Wozu gibt es überhaupt Schneezäune, wer sagt, wo sie stehen müssen und wie sehen Alternativen aus? Krelle weiß: "Wo ein Schneezaun aufgestellt wird, entscheidet die jeweilige Straßenmeisterei. Sie beruft sich auf Erfahrungen vergangener Jahre. Eine Regelung oder ein Gesetz, wo ein Zaun zu stehen hat, gibt es nicht." Im Übrigen helfe oft auch ein "ordentlicher Bewuchs" am Straßenrand. Allerdings auch hier nur, wenn der Wind nicht aus Norden oder Süden weht.