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Winter im Freien Winter im Freien: Fidele Leute in Förstergrube

Von Ulf Rostalsky 18.01.2004, 17:27

Sandersdorf/MZ. - Veronika Schmitz schmückt den Weihnachtsbaum ab, Ehemann Walter und Hund Tommy sind auf Tour, treffen den einen oder anderen alten Bekannten, der morgendliche Plausch wird gemacht. Alltag ist das bei den "Campingfreunden Sandersdorf". Auf 60 Stellplätzen haben hier Familien aus Nah und Fern ihren Traum verwirklicht. Den Traum vom Camping während des ganzen Jahres. Sie sind Dauercamper, flüchten aus Wohnungen in Halle, Leipzig, Wolfen und erholen sich.

"Im Winter ist es hier einfach herrlich", sagt Veronika Schmitz und lobt die Ruhe auf dem Platz. Seit zehn Jahren ist der Sandersdorfer Campingplatz ihr zweites Zuhause geworden. Von Mai bis Oktober lebt sie ständig im kleinen Idyll mit Wohnwagen, Gartenzwerg und dem See vor der Tür. Im Winter komme die Familie allerdings nur am Wochenende hierher. Auch Silvester wurde in der Natur gefeiert. "Es finden sich immer ein paar Gleichgesinnte", erzählt Frau Schmitz, die bestätigt, auf dem Platz immer etwas zu tun zu haben.

Rasen mähen, Blumen gießen, gehören dazu. Auch der Schwatz mit den Nachbarn darf nicht fehlen. Eine davon ist Helga Rauchfuß, die seit 1968 zum Camping nach Sandersdorf kommt und mittlerweile mit dem Mann auch in der Gemeinde wohnt. Doch die Wohnung sehe man kaum, der Großteil des Lebens spielt sich in und um den Wohnwagen ab. "Was denken Sie, wie das hier ausgesehen hat?"

Familie Rauchfuß kann ein Lied von den Zuständen singen, als die Camper praktisch vor dem Aus standen. Gemeinde und Pächter stritten vor Gericht, den Campern fehlte es an allem: Wasser, Strom und vor allen Dingen einer klaren Perspektive für die Zukunft. Sie nahmen ihr Schicksal in die eigenen Hände, gründeten einen Verein und wollten damit das Campen am See am Leben erhalten. Viel Zeit und Liebe steckten sie in die Gestaltung des Platzes, legten Steingärten an, freuen sich schon jetzt auf den Frühling.

Schön sei, wenn hier alles blühe, blickt die Hallenserin Hannelore Raab in die Zukunft. Sie hat ihr Campingdomizil wie Familie Rauchfuß im Hanghuhnweg. "Ein Spaß", sagen die beiden Frauen und erklären den eigentümlichen Namen ihres Weges mit der exklusiven Lage. Direkt an der Böschung stehen ihre Wohnwagen, nichts versperrt den Blick aus dem Fenster auf den See. "Wenn der See nicht wäre, wären wir nicht hier."

Helga Rauchfuß und Hannelore Raab sehen im Wasser das große Plus der Anlage. Der Badestrand liegt vor der Tür, der Gesundheit tut das morgendliche Schwimmen auf jeden Fall gut. Campen im Winter - das sei keinesfalls grausig, vielmehr das wahre Erlebnis, glauben die Camper. "So richtig schön wäre es, läge überall Schnee", sagt Helga Rauchfuß. Die wohlige Wärme im Wohnwagen aber animierte auch so des Öfteren zu geselliger Runde bei Grog und Glühwein.