Von High Heel bis Filzstiefel Von High Heel bis Filzstiefel: Soex nimmt in Thalheim neue Recycling-Anlage für Schuhe in Betrieb

Thalheim - Der große Chef von Soex trägt heute blaue, sportliche Schuhe. Auch der Leiter seines Wolfener Werkes, der Chef des Recycling-Bereichs, andere ebenfalls. Und das nicht von ungefähr. Sie tragen quasi eine Botschaft in die Welt: Seht her, aus alten Schuhen werden neue - zumindest deren Sohlen zunächst.
Und das dank der weltweit ersten vollautomatischen Schuhrecyclinganlage, die am Mittwoch beim Unternehmen in Thalheim in Betrieb ging. Die kann Schuhe - vom High Heel bis zum Filzstiefel - in fünf Bestandteile trennen: Kunststoff, Schaumstoff, Leder, Metall, Textil. Das konnte bisher keine andere. Die so separierten, wiederverwendbaren Materialien gehen als Rohstoffe in einen neuen Produktionskreislauf ein.
Die Anlage ist Teil einer Sieben-Millionen-Euro-Investition, die Soex in letzter Zeit am Standort Thalheim vollzogen hat. Zeitgleich zum Aufbau der Schuh-Anlage lief der Umbau der Sortierstrecke. Seit 1998 ist Soex im Areal A des Chemieparks und hat seitdem, wie Geschäftsführer und Mitgesellschafter Axel Buchholz erklärt, knapp 40 Millionen Euro investiert sowie 800 Arbeitsplätze geschaffen, sechs mit der neuen Anlage.
Rund 35 Tonnen Altschuhe werden für Soex in Deutschland pro Tag gesammelt
Ewa Wonschik hat einen davon. Die Frau, die früher in einer Fabrik in Dessau neue Schuhe hergestellt hat, sorgt nun in Thalheim dafür, dass alte Schuhe recycelt werden. Die Arbeit findet sie interessant. „Das ist ein Pilotprojekt“, erklärt sie. „Wir testen hier alles, finden die Mengenströme heraus etc., damit die Maschine optimal arbeiten kann.“ Da ist noch Luft nach oben, sagt Buchholz. Schafft sie heute eine Tonne am Tag, ist das noch längst nicht das Ende der Fahnenstange. „Wir sammeln Erkenntnisse, die in die nächste Anlage einfließen.“
Rund 35 Tonnen Altschuhe werden für Soex in Deutschland pro Tag gesammelt. Drei Viertel davon werden wiederverwendet, der Rest recycelt. Der Bedarf dafür liegt bei täglich vier bis fünf Tonnen, die Anlage kann die Hälfte davon abdecken. Also ist klar: Die nächste, von der Buchholz noch nicht weiß, ob die in Wolfen oder in Dubai steht, ist größer. Doch unabhängig davon: Mitarbeiter, sagt Pressesprecher Tim Krawczyk, werden bei Soex weiterhin gesucht.
Die Pilot-Anlage übrigens ist Ergebnis eines Projektes, das Forscher von Soex zusammen mit der EU über fünf Jahre entwickelt haben. „Nach Ende des Forschungsprojekts, das die EU zu einem Viertel gefördert hat, haben wir es auf eigene Kosten weitergeführt und fit für die Industrie gemacht“, so Buchholz. Stolz auf das, was vor den Toren seines Ortes passiert, ist der Thalheimer Ortsbürgermeister Manfred Kressin (CDU), der vor 20 Jahren „quasi die Kabel mit verlegt hat“, wie er scherzt. „Soex bietet seinen Leuten viele soziale Sachen wie kaum eine andere Firma.“ (mz)
Mit Standorten und Beteiligungen in sechs Ländern und rund 1.200 Mitarbeitern deckt die Soex-Group die gesamte Kette von der Sammlung von Alttextilien über die Vermarktung noch brauchbarer Stücke, das Recycling und die Verwertung ab. Kunden für tragbare Altkleidung beliefert Soex in etwa 90 Ländern.
