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Verein für Luftfahrt Bitterfeld Verein für Luftfahrt Bitterfeld: Hoch oben über den Dächern von Prag

Von silke ungefroren 15.09.2015, 09:18
Der Linde-Ballon über Prag: Er hat das Zentrum schon verlassen und ist in nordöstlicher Richtung unterwegs.
Der Linde-Ballon über Prag: Er hat das Zentrum schon verlassen und ist in nordöstlicher Richtung unterwegs. privat Lizenz

bitterfeld/MZ - Noch voller Eindrücke vom Wochenende, lassen Frank Zwanzig und seine Frau Silvia keine Müdigkeit aufkommen. Erst am Sonntagabend zurückgekehrt von großer Tour, machen sie sich am Montag Morgen gleich auf zum Bitterfelder Ballonplatz in der Richard-Schütze-Straße. Sie haben noch einen Tag Urlaub, denn das Auto muss leergeräumt, alles wieder an seinen Platz verfrachtet werden: der Gasballon, der Korb, sämtliche dazugehörigen Utensilien.

Damit hatten sich die beiden mit weiteren Mitgliedern des Bitterfelder Vereins für Luftfahrt (BiVfL) am Freitag aufgemacht in Richtung Prag. Dort wartete ein besonderes Event: Der Prager Ballonklub feierte sein 50-jähriges Bestehen mit der mehrtägigen „Fiesta Praha 2015“. Da in der Tschechischen Republik schon seit vielen Jahren nur noch Heißluftballone gefahren werden, sollte der Start von zwei Gasballonen ein besonderes Highlight sein. Und so hatten sich die Prager an ihre Freunde aus dem benachbarten Deutschland gewandt.

„Das Ganze lief über unseren Sportfreund Volker Löschhorn aus Stuttgart, der auch zum Bitterfelder Verein gehört“, erzählt Frank Zwanzig. „Und natürlich haben wir die Einladung nach Prag gern angenommen.“ Dort sorgten der Linde-Gasballon aus Bitterfeld und ein ebensolches Gefährt aus Stuttgart mit ihrem Start am Samstagnachmittag für großes Aufsehen - nicht nur bei den vielen hundert Festbesuchern, sondern auch bei den tschechischen Ballonfahrern selbst. „Das ist ja auch was anderes als ein Heißluftballon, mit dem man nur eine Stunde fahren kann und wo man ständig den Brenner betätigen muss“, erklärt Zwanzig.

In Bitterfeld hat die Ballonfahrt eine lange Tradition, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts entwickelte. Grundlage bildete der preiswert anfallende Wasserstoff durch die chemische Industrie. 1904 stieg der erste Ballon in Bitterfeld auf - von da an regelmäßig.

Mit dem Zweiten Weltkrieg jedoch endete die Ballonfahrt in Bitterfeld jäh - wie auch in anderen Städten Deutschlands. Erst nach der Wende wurde die Tradition wiederbelebt und am 18. Februar 1990 der Bitterfelder Verein für Luftfahrt gegründet. Von Sportfreunden aus anderen Regionen hat es damals große Unterstützung gegeben.

Der Ballonplatz in Bitterfeld ist mit einem Wasserstoff-Anschluss ausgestattet. Lieferant des Gases ist die Firma Linde, produziert wird es in Leuna und über ein Wasserstoff-Verbundnetz direkt nach Bitterfeld geliefert. (ung)

Nahezu lautlos hingegen gleitet der Gasballon dahin und gestattet einen wundervollen Blick auf Städte und Landschaften. Der mit Wasserstoff gefüllte Ballonkörper ermöglicht es, dass man mehrere Stunden unterwegs sein kann. Das haben auch die tschechischen Ballonsportfreunde genossen, die in beiden deutschen Körben als Gäste mitfahren durften.

Den Bitterfelder Linde-Ballon hat Frank Zwanzig geführt. Der Mann ist seit zwölf Jahren im Bitterfelder Verein aktiv und dort auch Fahrtenwart. Den Pilotenschein hat er seit 2007. „Zum Ballonfahren bin ich gekommen, nachdem ich das erste Mal mit einem Korb in der Luft war“, erzählt der 46-Jährige. „Da habe ich gedacht, das könntest du öfter tun.“

Wieviel Piloten am Start waren und wie lange die Fahrt mit dem Gasballon dauerte, lesen Sie auf der nächsten Seite.

Rund 200 Fahrten als Pilot sind mittlerweile daraus geworden, davon etwa ein Drittel mit dem Heißluftballon, der Rest mit dem Gasballon. In dieser Kategorie ist Zwanzig übrigens der amtierende Deutsche Vizemeister - die Meisterschaften wurden 2014 in Bitterfeld ausgetragen.

Hoch oben über Prag geschwebt sind mit ihm nicht nur die tschechischen Ballonfreunde, sondern auch seine Vereinskollegen Volker Löschhorn und Detlef Stremke. Nach genau drei Stunden und 42 Minuten ist der Linde-Ballon in Budceves gelandet. „Das liegt gut 70 Kilometer nordöstlich von Prag“, sagt Pilot Zwanzig.

Dort haben schon Silvia Zwanzig und Herbert Mühlnickel gewartet. Beide sind ebenfalls im Bitterfelder Verein und waren als Rückholer im Einsatz - jene guten Seelen also, die dem fahrenden Ballon folgen und mit dem Piloten in Funkkontakt stehen, um Besatzung und Ausrüstung nach der Landung zum Ausgangsort zurückzubringen. Vorher muss aber alles noch ordnungsgemäß zusammengepackt und im Auto verstaut werden.

„Prag war schon ein tolles Erlebnis“, fasst Silvia Zwanzig die Eindrücke der Mannschaft zusammen. Denn natürlich wurde die wundervolle Metropole auch aus anderen Perspektiven heraus als aus der Luft in Augenschein genommen: bei einem ausgiebigen Stadtbummel beispielsweise und einer Bootsfahrt auf der Moldau.

Pilot Frank Zwanzig und seine Frau Silvia sind von ihrer Prag-Tour zurück. Nun wird alles wieder aus dem Auto und an seinen Platz geräumt.
Pilot Frank Zwanzig und seine Frau Silvia sind von ihrer Prag-Tour zurück. Nun wird alles wieder aus dem Auto und an seinen Platz geräumt.
andré kehrer Lizenz