Unterstützung nicht nur für die Senioren
RAGUHN/MZ. - Sie sehen sich als eingeschworene Truppe. 140 Mitglieder zählt die Raguhner Ortsgruppe der Volkssolidariät. Doch trotz des gelebten Miteinanders, der Freude am Zusammensein und der über Jahre bestehenden engen Bande: Sie sind offen für neue Mitstreiter. Das betont Chefin Brunhilde Wulf, die zugleich mit einem Vorurteil aufräumen möchte: Auch wenn der Großteil der Mitglieder der Volkssolidarität bereits im Rentenalter sei - ein Muss wäre das nicht. "Hier kann jeder mitmachen. Auch die jungen Menschen sind willkommen."
Das jedoch ist derzeit mehr oder weniger Wunschtraum in der Muldestadt. Die Jugend fehlt. Doch den Kopf in den Sand stecken möchte deshalb niemand. "Warum auch", fragt Brunhilde Wulf. Das Leben in der Ortsgruppe sei so vielfältig. "Es gibt immer wieder neue Dinge zu erleben." Dazu gehöre ganz sicher der Plausch über Gott und die Welt bei Kaffee und Kuchen. Doch die monatlichen Treffen wären wirklich mehr als nur Kaffeeklatsch. Sie stehen immer wieder unter ganz speziellen Themen. Da geht es um die Sicherheit im Haus, da rücken ferne Länder in den Mittelpunkt. Im November wird deshalb Weltenradler Thomas Meixner in Raguhn über seine Erlebnisse berichten.
Das Leben ist schön, das Leben soll auch bunt sein. So verstehen die Mitglieder der Raguhner Volkssolidarität den Anspruch ihrer Gruppe. Deshalb ist diese auch sehr breit aufgestellt. Es gibt eine Singegruppe, ein paar Leute treffen sich regelmäßig zur Gymnastik, andere laufen beim Kegeln zur Hochform auf oder ziehen beim gemeinschaftlichen Schwimmen ihre Bahnen. "Die Handarbeitsgruppe dürfen wir nicht vergessen", erzählt Brunhilde Wulf, für die eine Sache besonders wichtig ist: "Ich kann mich auf alle Mitglieder verlassen. Da meine ich nicht nur die, die im Vorstand aktiv sind."
Seit dem Neubeginn 1993 - die Volkssolidarität hatte es in Raguhn vorher schon einmal lange Jahre gegeben - ist Renate Renn im Vorstand aktiv. Doch irgendwann sei auch die Zeit des Abschieds gekommen, gab die Seniorin bekannt. Am Sonnabend sollte sie im großen Rahmen verabschiedet werden. Der Gesundheitszustand machte dem Ansinnen einen Strich durch die Rechnung. "Das holen wir spätestens zur Weihnachtsfeier nach", hieß es schnell. Blumen und Dankesworte gab es allerdings doch noch. Dem Ex-Bürgermeister August Pietsch dankte die Volkssolidarität für jahrelange wohlwollende Unterstützung. Gerda Gerngroß erhielt für ihr Engagement die Ehrenurkunde des Landesverbandes. "Ein bisschen Lob muss auch sein."
Die Raguhner wissen, dass nicht alles problemfrei funktioniert. Neue Mitstreiter für den Vorstand zu finden, sei nicht so leicht. Aber was, wenn die derzeit Aktiven aus welchen Gründen auch immer nicht mehr so können wie bisher? Die Frage stand zur Feierstunde im Raum, sie bleibt auch weiter aktuell. Was sich Brunhilde Wulf allerdings auch wünscht, ist noch größeres Engagement für alte, kranke oder allein lebende Raguhner - ganz unabhängig, ob sie in der Volkssolidarität sind oder nicht.
Gelebte Solidarität bedeute auch, diese Menschen nicht nur an Geburtstagen oder in der Weihnachtszeit zu besuchen. "Wir müssen für sie zu jeder Zeit da sein", sagt sie.