Suche nach einem Konzept Suche nach einem Konzept: Tourismusverband will mehr Schwung für Goitzsche-Region

Wolfen - Der Tourismus ist ein Wirtschaftsfaktor in der Region. Schätzungen zufolge wurden im vergangenen Jahr gut 600.000 Gäste an der Goitzsche und bei deren Nachbarn gezählt. Ist das Bergbaufolgeareal wie der gesamte Altkreis Bitterfeld dennoch ein schlummernder Riese, der richtig wachgeküsst werden muss? Und wenn das so sein sollte: Wer übernimmt die Aufgabe und lässt sich selbst vor den Karren spannen?
„Tourismusinitiative 2020“ ist ein Projekt, mit dem der Tourismusverband WelterbeRegion Anhalt-Dessau-Wittenberg mehr Schwung in die Sache bringen will. „Der Arbeitskreis Goitzsche ist ins Stocken geraten“, redet Geschäftsführerin Elke Witt Klartext und mahnt: „Wir brauchen einen Ansprechpartner.“ Es ist der Auslöser einer emotional geführten und vom CDU-Bundestagsabgeordneten Sepp Müller moderierten Diskussion.
Lokalpolitiker, Verwaltungsangestellte und Akteure aus der Privatwirtschaft eint ein Gedanke. Die Goitzsche ist die Trumpfkarte, die alle ausspielen wollen. Nur machen sie es voll umfänglich? Vetter-Touristik-Chefin Birgit Vetter hat ihre Zweifel. 2017 und 2018 wären gute Jahre gewesen. Einmal habe Luther geholfen, das andere Mal das Wetter. Alles könne schnell ganz anders aussehen. „Wir brauchen es hier wirklich nicht mehr im Klein-Klein. Einer muss es machen.“
Ingo Jung nimmt Stadt, Kreis und nicht zuletzt den Goitzsche-Zweckverband in die Pflicht
Es geht um Außendarstellung, um ein Gesicht, einen Macher. „Wir reden seit Jahren über das Gleiche. Aber nichts wird abgeliefert“, ist Ingo Jung, Geschäftsführer der Goitzsche-Tourismusgesellschaft, überzeugt. „Die Privatwirtschaft allein kann es nicht liefern.“ Jung nimmt Stadt, Kreis und nicht zuletzt den Goitzsche-Zweckverband in die Pflicht. Stein des Anstoßes ist unter anderem das 100.000 Euro teure Marketingkonzept für das Bergbaufolgeareal. Das soll als „Go!tzsche Seeregion“ punkten. Macht es für Jung allerdings nicht. „Es kommt nichts“, meint er schließlich.
Ist der Zweckverband Goitzsche in einer solchen Situation und fürs Marketing überhaupt der richtige Ansprechpartner? Wohl nicht. Dessen Geschäftsführer Klaus Hamerla machte nicht zum ersten Mal darauf aufmerksam, dass Marketing nicht zu den Verbandsaufgaben zähle. Schon personell - neben ihm und einer Büromitarbeiterin gebe es nur noch zwei für die Pflege der Außenbereiche zuständige Mitarbeiter - sei eine solche Arbeit nicht zu stemmen.
„Es ist die Frage, was der Verband ist: Ein reiner Dienstleister für die Infrastruktur oder ein für die ganze Region einschließlich des Marketings zuständiges Gremium?“ Für den Muldestausee-Bürgermeister Ferid Giebler (parteilos) ist die Diskussion über eine Satzungsänderung nötig. „Wir brauchen aber nicht nur das Instrument für die Goitzsche. Es ist auch die Heide, der Muldestausee, der Irrgarten. Es geht um mehr.“
„Wir reden jetzt über Änderungen, die sicher erst im nächsten Jahr spürbar werden“
Dafür dem Zweckverband mehr Aufgaben zuzuschreiben, ist eine Idee. Eine andere könnte eine Art „Initiativkreis 2.0“ sein. Eine Neuauflage des Vereins, der unter anderen von regionalen Wirtschaftsunternehmen mitgetragen wurde und insbesondere in der Nachwendezeit und rund um die Expo 2000 für Schlagzeilen in und außerhalb der Region sorgen konnte.
Das Marketing könnte aber auch in den Händen eines eigens dafür angestellten Experten liegen. Sepp Müller will nichts auf die lange Bank schieben. „Wir reden jetzt über Änderungen, die sicher erst im nächsten Jahr spürbar werden.“ Müller will Nägel mit Köpfen machen. „Eine Stellenbeschreibung bis zum 3. Quartal zu erstellen und alles finanziell untersetzen“, regt er an. Die Marketingfachkraft könne durchaus auch beim Tourismusverband WelterbeRegion angesiedelt sein.
Alles neu? Offenbar nicht. Bereits im 2017 vorgestellten Marketingkonzept für die Goitzscheregion sei unter der Rubrik „Wie weiter?“ die Notwendigkeit eines solchen Akteurs beschrieben worden, erinnert Uwe Hippe, Tourismus-Amtsleiter des Landkreises. Umgesetzt ist allerdings bis heute nichts. (mz)

