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Stellenabbau bei Hanwha Q-Cells Stellenabbau bei Hanwha Q-Cells: Haseloff zu Besuch in Thalheim

Von Felix Knothe 26.01.2015, 12:35
2012, nach der Übernahme von Q-Cells durch Hanwha, war man in Thalheim noch zuversichtlich.
2012, nach der Übernahme von Q-Cells durch Hanwha, war man in Thalheim noch zuversichtlich. DPA Lizenz

Thalheim - Reiner Haseloff (CDU) sah auf den ersten Blick etwas verloren aus vor dem Pförtnerhaus von Hanwha Q-Cells in Thalheim. Normalerweise werden Pressetermine in gediegenen Foyers oder vor vertäfelten Saaltüren abgehalten. Aber Hanwha wollte nach dem Gespräch mit Sachsen-Anhalts Ministerpräsidenten keinen solchen Termin veranstalten. So stieg Haseloff beim Pförtner nochmal aus dem Auto und trat bei strengem, kaltem Wind vor die wartenden Journalisten.

Dass es trotzdem keine sprechenden Bilder für Haseloff wurden - allein vor den Toren des Großkonzerns, den die Landesregierung erst nach Thalheim geholt hatte, um nun dem größten Jobabbau im Land seit Jahren nur zusehen zu können - lag an der Botschaft, die Haseloff aus dem Verhandlungszimmer mitbrachte: Hanwha in dem Bitterfeld-Wolfener Ortsteil hat trotz des Endes der Massenproduktion von Solarzellen dauerhaft Zukunft. „Ich habe in meiner langjährigen Tätigkeit noch keinen Umstrukturierungsprozess gesehen, der mit so großem Aufwand betrieben wird. Wenn man einen Standort schließen will, macht man das anders“, sagte Haseloff.

Die Verantwortlichen im Unternehmen hätten ihm zugesichert, dass die in Thalheim verbleibende Forschungs- und Entwicklungsabteilung nicht nur dauerhaft bestehen bleibe, sondern auch ausgebaut und in Sachsen-Anhalt gebündelt werde. Kapazitäten aus Amerika und Asien würden dort zusammengefasst. Auch würden weiterhin Solarzellen in Thalheim produziert. „Es gibt das klare Bekenntnis zum Aufbau einer Entwicklungslinie. Ein bis zwei Schichten werden hier produzieren um neue Produkte zu testen, ehe sie in Malaysia in Serie gehen“, so Haseloff.

Die Verhandlungen um einen Sozialplan für die bis zu 550 von Entlassung betroffenen Mitarbeiter im Unternehmen hat Haseloffs Besuch am Montag zwar durcheinandergebracht. Ein ursprünglich erwartetes Arbeitgeberangebot wird wohl nach MZ-Informationen nun erst am Donnerstag oder Freitag vorliegen. Doch hat sich das Unternehmen nach Aussagen Haseloffs bereits auf die Gründung einer Transfergesellschaft festgelegt. Sie soll Mitarbeiter qualifizieren und weitervermitteln und gilt als wichtiger Schritt zu einer Einigung. All dies, so Haseloff, mache auch Hoffnung, „dass die 550 nicht in Stein gemeißelt sind.“

Betriebsratschef Uwe Schmorl, mit dem Haseloff am Pförtnerhaus den Schulterschluss demonstrierte, zeigt sich für den Rest der Verhandlungen jedenfalls zuversichtlich. „Es hat beim Unternehmen schon ein Umdenken stattgefunden.“ Dass man nicht nur kleinste Produktionskapazitäten für Forschung und Entwicklung brauche, sondern eine ganze, wenn auch kleine Fertigungslinie, „war wohl nicht allen klar“, so Schmorl.

So richtete sich der Blick am Ende des windigen Pressetermins weg von der Hiobsbotschaft der letzten Woche, hin aufs große Thalheimer Ganze. Ein Mitglied von Haseloffs Delegation meinte, Thalheim werde nun endgültig vom Industriestandort mit Massenproduktion zum hoch entwickelten Standort für Forschung und Entwicklung. „Anders geht es in Deutschland wohl nicht.“ Damit zumindest diese Entwicklung weitergeht, hat Haseloff übrigens am Freitag einen Brief an Bundeswirtschaftsminister Siegmar Gabriel (SPD) geschrieben und ihn um Unterstützung für Thalheim gebeten. Es war die letzte der Hoffnungsbotschaften Haseloffs.