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Stadtwerke Bitterfeld-Wolfen Stadtwerke Bitterfeld-Wolfen: Der Lange Lulatsch feiert seinen 40. Geburtstag

Von Michael Maul 27.12.2016, 12:07
Wolf-​Mi­chael Birkner ist nicht nur der dienst­äl­teste Mit­ar­bei­ter, er hat auch den 120 Meter hohen Schorn­stein wachsen sehen.
Wolf-​Mi­chael Birkner ist nicht nur der dienst­äl­teste Mit­ar­bei­ter, er hat auch den 120 Meter hohen Schorn­stein wachsen sehen. Kehrer

Wolfen - Nachdem die vielen Industrieschornsteine der Großwerke verschwunden sind, steht die derzeit höchste Esse in unserer Region auf dem Gelände der Stadtwerke Bitterfeld-Wolfen.

Vor 40 Jahren wurde der Schlot gebaut und Wolf-Michael Birkner hat als dienstältester Mitarbeiter der Stadtwerke das Wachsen miterlebt.

Viele dicke Ordner sind zu sehen, wenn Birkner die Schranktüren in seinem Büro öffnet. Doch er kennt sich aus. Ein Griff und er hat die passenden Unterlagen in der Hand. Zeichnungen, Genehmigungen, Rechnungen - alles ist noch vorhanden und zu jedem Teil hat der Stadtwerke-Mitarbeiter einen Kommentar sowie auch persönliche Erinnerungen.

700 Kubikmeter Beton allein im Fundament des Schornsteins

„Gebaut wurde der Schornstein 1976 vom VEB Spezialkombinat Magdeburg in einer so genannten Kletterbauweise“, erinnert sich Birkner. Stück für Stück habe man die trapezförmigen Elemente gegossen und dann aneinandergefügt. „Täglich wurden so etwa zwei Meter geschafft.“

Ebenso sei mit dem zwei Meter dicken Innenrohr verfahren worden, das aus Stahl gefertigt ist. Lediglich die letzen Meter würden aus Edelstahl bestehen, so Birkner. Wie viel der gesamte Schlot wiegt, kann auch der Fachmann nicht genau sagen. Lediglich vom Fundament hat er eine Zahl parat. „700 Kubikmeter Beton stecken in dem für den hohen Schornstein relativ kleinen Fundament.“ Da könne man sich ungefähr vorstellen, wie viel Beton der gesamte Bau verschlungen habe.

Eine Treppe führt im Inneren bis nach oben

Im Inneren könne man auf einer Treppe bis nach oben steigen und auf den zwei außen angebrachten Revisionsbühnen nach dem Rechten sehen. Wie viele Stufen es bis zur letzten oberen Bühne sind, kann Birkner nicht sagen. Er weiß aber, dass man von der Zeit her etwa 20 Minuten benötige und zum Schluss ganz schön außer Puste sei.

„Wenn die Revisionsfirmen, die alle zwei Jahre den Koloss begutachten, kommen, benutzen sie allerdings die außen angebrachte Leiter“, sagt Birkner. Das scheint der bessere Weg zu sein.

Neben vielen Revisionen und Kontrollen erlebte das Bauwerk im Jahr 1991 auch eine Verschönerungskur. „Der Schornstein hat einen komplett neuen Anstrich bekommen und seit dieser Zeit kann man auch den Schriftzug Stadtwerke weithin sehen.“ Seit dieser Zeit stehe auch das neue Gebäude der Stadtwerke an der Leipziger Straße.

Energie aus einer Hand, ist der Slogan der Stadtwerke Bitterfeld-Wolfen. Die städtische Gesellschaft beliefert tausende Haushalte der Region mit Erdgas, Trinkwasser, Strom und Fernwärme.

Doch nicht nur die Versorgung steht bei der Firma im Mittelpunkt. Jeder Interessent hat die Möglichkeit, sich in Sachen effektiver Energieversorgung beraten zu lassen. Sollte es einmal zu Störungen in der Versorgung mit irgendeinem Medium kommen, sind bei den Stadtwerke rund um die Uhr kompetente Ansprechpartner vor Ort. (mz/mm)

Ein Abriss kommt nicht in Frage

Mit seinen 120 Metern Höhe habe sich der Schornstein in den Jahren auch als Stationierungspunkt für diverse Antennenanlagen gemausert, sagt der Mitarbeiter, der im Jahr des Baustarts bei dem städtischen Energieversorger angefangen hat.

„Damals wurde noch mit Schweröl gefeuert“, erklärt er die Höhe des Schlotes. Heute würde man solch eine Größe eigentlich nicht mehr benötigen, da sich die Abgastemperaturen wesentlich verringert hätten. „Es wurde auch schon einmal an Abriss gedacht“, sagt Birkner. Doch diese Pläne habe man aus Kostengründen schnell wieder verworfen. Viel zu teuer wäre die Firma die Demontage gekommen und außerdem hätten dann die Antennen irgendwo anders angebracht werden müssen. Das sei zwar nicht ausschlaggebend gewesen, hätte aber die Kasse des Energieversorgers erheblich beeinflusst.

Ein Wolfener Verein, der schon seit vielen Jahren von der Höhe profitiere, sei der Radioclub Wolfen. „Die Funker erreichen mit ihren Antennen auf dem Schornstein die ganze Welt“, freut sich Birkner auch darüber, dass damit eventuell die Stadtwerke weltweit bekannt sein dürften.

Eine Kirche musste für den Schornstein weichen

Eine Erinnerung, die noch viele Jahre weiter zurückreicht, kennt er aber auch. „An dieser Stelle, wo sich heute der Komplex der Stadtwerke Bitterfeld-Wolfen befindet, stand in den 60er Jahren eine kleine Holzkirche, die allerdings mit Baubeginn des Energieversorgers weichen musste.“

Da es sich bei dem Gebäude jedoch um eine transportable Kirche gehandelt habe, sei sie in Dessau wieder aufgestellt worden. „Das war quasi nur ein Umzug, für die Gemeindemitglieder wurde dafür 1977 in der Siedlung Steinfurth die neue Friedenskirche gebaut“, blickt der Stadtwerkemann zurück.

Eine Zahl hat Birkner zum Schluss auch noch parat. „Das Baugenehmigungsverfahren hat insgesamt nur zwei Jahre gedauert“, beschreibt er die zügige Bearbeitung. (mz)

Die kleine hölzerne Kirche musste dem Neubau der Stadtwerke weichen.
Die kleine hölzerne Kirche musste dem Neubau der Stadtwerke weichen.
privat