Stadtbad-Areal Stadtbad-Areal in Bitterfeld-Wolfen: Wackelt der Chefsessel von Steg-Chef Harald Rupprecht?

Bitterfeld-Wolfen - Wie sehr wackelt der Stuhl von Harald Rupprecht, dem Chef der kommunal bedeutsamen Stadtentwicklungsgesellschaft (Steg)? Seine Gesellschaft schuldet der Stadt Bitterfeld-Wolfen Geld, das sie (noch) nicht zurückzahlen kann.
Über 300.000 Euro hat der Bitterfeld-Wolfener Stadtrat jetzt bis Mai 2017 gestundet, um der Gesellschaft mehr Zeit einzuräumen. Es ist nicht der erste Aufschub, der Rupprecht in der Sache gewährt wurde. Daher wächst die Ungeduld bei mehreren Stadträten, die auch im Aufsichtsrat der Steg sitzen.
Stadt Bitterfeld-Wolfen erwartet Fortschritte am Gelände des ehemaligen Stadtbads an der Goitzsche
Das Geld hängt nach MZ-Informationen an einem Verkauf und einer Wohnbebauung auf dem ehemaligen Stadtbad-Gelände an der Goitzsche. Beides stockt auf dem Filetgrundstück seit Jahren.
Die Steg soll daher jetzt bis Mai ein Konzept vorlegen, wie es dort vorwärtsgehen kann. Der Verkauf würde Geld in die Steg-Kassen spülen, womit sie wiederum ihre Schulden begleichen könnte.
„Das Konzept ist bis Mai aufzubereiten und zu diskutieren. Damit kann dann geschaut werden, welche Umsetzungsreihenfolge und zeitlichen Abläufe sich für die gewählte Variante ergeben“, gibt sich Steg-Geschäftsführer Rupprecht auf MZ-Anfrage zuversichtlich für eine Lösung.
Nur kleiner Teil des Stadtbad-Geländes ist bisher verkauft worden
Bisher ist nur ein kleiner Teil des Stadtbad-Geländes verkauft worden: Deshalb fielen am Pappelweg in diesem Jahr mehrere Bäume. Doch was ist mit dem größeren Teil der Fläche?
Das Hauptproblem sind bisher unerfüllte Lärmschutzvorgaben, die die Steg vor einem Verkauf realisieren soll. Laut Planunterlagen werden ein Wall oder eine Wand von neun Metern Höhe vorgeschrieben, bevor dort jemand wohnen kann. „Aber die geforderten Lärmschutzmaßnahmen sind wirtschaftlich nicht machbar“, rechtfertigt sich Steg-Geschäftsführer Harald Rupprecht. Für die Steg ist das zu teuer.
Hoffnung bereite ihm jetzt aber eine andere, weniger strenge Auslegung des Lärmschutzes. In diesen Genuss seien unlängst die Edeka-Planer in der Wittenberger Straße gekommen. Die Steg hofft, davon ebenfalls profitieren zu können.
In diesem Fall könnte auf einen neun Meter hohen Lärmschutz verzichtet werden. Doch für Rupprecht drängt die Zeit. Werden die Lärmschutzvorgaben an der B 100 für ihn lockerer? Klappt zeitnah der Grundstücksverkauf?
Warum Bitterfeld-Wolfen bis heute kein Geld von der Steg bekommen hat.
Die Geschichte begann schon vor über zehn Jahren. Damals war die Stadt Bitterfeld noch eigenständig. Sie wollte die Brachfläche des ehemaligen Stadtbads mit Wohnhäusern bebauen lassen. Dafür übertrug die Kommune das Grundstück ihrer Entwicklungsgesellschaft, der IPG (heute: Steg).
Die Gesellschaft musste den Preis dafür aber zunächst nicht bezahlen. Stattdessen sollte sie das Gelände erschließen und an einen Investor weiterverkaufen. Erst dann – nach dem Weiterverkauf – sollte die IPG ihre Schuld gegenüber der Stadt begleichen. Das ist aber bis heute nicht passiert. Immer stärker drängen jetzt Stadträte auf eine Rückzahlung.
Dem Vernehmen nach sind sie unzufrieden, weil sich am Stadtbad-Gelände nichts tue. Aber würde die Kommune deshalb tatsächlich ihre eigene Gesellschaft in die Insolvenz treiben? Wohl kaum.
Steg in der Kritik: Nur Abriss statt Entwicklung?
Die Steg ist gerade einmal drei Jahre alt. 2013 entstand sie aus der Fusion der Bitterfelder IPG und dem Wolfener Pendant, der EWN. Die Chefs der beiden Gesellschaften arbeiteten zunächst als Doppelspitze weiter. Vor einem Jahr ist der frühere IPG-Chef Werner Rienäcker aber abberufen worden – aus gesundheitlichen Gründen, heißt es.
Daher leitet der einstige Wolfener EWN-Kopf Harald Rupprecht nun allein die neue Entwicklungsgesellschaft. Er hat damit mindestens zwei Bitterfelder Problempunkte geerbt, an denen er jetzt gemessen wird: Nicht nur am Stadtbad stockt es, auch beim Streitfall Goitzsche Camp ist die Steg als Flächeneigentümer in der Pflicht.
Die Gesellschaft ist für die Stadt Bitterfeld-Wolfen von großer Bedeutung. Sie koordiniert unter anderem Abriss und Aufwertungen in Wolfen-Nord sowie die Weiterentwicklung des Dichterviertels.
Sie steht aber auch in der Kritik. Zuletzt krittelte während des OB-Wahlkampfs Einzelkandidat Eckbert Flämig: „Die Steg betreibt keine Stadtentwicklung, sie reißt ab.“ (mz)