Bauarbeiten in Zörbig Sprungturm im Stadtbad Zörbig ist abgerissen: Vier Millionen Euro teure Sanierung hat begonnen
Für vier Millionen Euro wird der Schwimmerbereich des Zörbiger Freibades komplett umgekrempelt. Dafür startet der Abriss. Das barrierefreie Edelstahlbecken wird nicht das einzige Highlight sein.

Zörbig/MZ. - Betonsägen drehen auf Hochtouren, dicke Farbschichten werden abgeschliffen. Im Schwimmerbecken stehen Bagger, der Sprungturm fällt: Im Zörbiger Stadtbad wird abgerissen, um den Neubeginn starten zu können.
Vier Millionen Euro will die Stadt Zörbig in den beliebten Badetempel neben dem Leipziger Teich investieren. Betroffen ist das große Schwimmerbecken samt Sprungturm, das zumindest sichtbar verschwinden wird. Im Untergrund wird es allerdings eine tragende Funktion bekommen. Das bestätigt Rainer Müller vom städtischen Bauamt. Die jahrzehntealte Betonhülle wird das neue Edelstahlbecken aufnehmen. „Aber bis das so weit ist, muss noch viel passieren“, sagt Müller.
Der Mann am Beckenrand
Einer der das Geschehen im Bad aus erster Reihe beobachtet, ist Siegfried Kusch. Bis 2002 war das Bad sein Reich. Er war der städtische Bademeister. Seit einer schweren Erkrankung sitzt er im Rollstuhl. Seine Frau Carmen chauffiert ihn. „Wir beobachten das Geschehen jeden Tag“, erzählt sie und schaut mit ihrem Mann auf einen Plan des neuen Schwimmerbereichs, den Bürgermeister Matthias Egert (CDU) mitgebracht hat.

Klar erkennbar ist: Das große Schwimmerbecken wird 50 Meter lang sein und damit auch die Normen für Schwimmwettkämpfe erfüllen. Vorgesehen ist auch ein Sprungturm mit Plattformen in drei und fünf Meter Höhe. Dazu gibt es eine breite Rutsche.
Alles ist Zukunftsmusik, aber doch in greifbarer Nähe. „Wir bauen in diesem Jahr, lassen deshalb auch die komplette Saison ausfallen. Nächstes Jahr geht es wieder in die Vollen“, so Bürgermeister Egert. Im Hintergrund fällt der erste Teil des Turms. Die Säge hatte den starken Beton in wenigen Minuten durchschnitten. Der Abriss muss sein, um das neue Becken genau platzieren zu können.

Außerdem war es schwierig, mit dem alten Turm neue Sicherheitsvorschriften einzuhalten. „Aber traurig ist das schon. Das alles ist praktisch in einem Stück gegossen und kein Allerweltsbau“, findet Rainer Müller. Der neue Turm werde heutigen Ansprüchen genügen. Und er dürfte erneut ein Anziehungspunkt im Bad werden.
Mühsam wird dort die seit einer gefühlten Ewigkeit im Jahresabstand aufgetragene blaue Farbe entfernt – und zwar da, wo wenig später die Säge kreischen und die Betonkonstruktion passend für die Aufnahme des Edelstahlbeckens gemacht wird. Das Schleifen übernehmen Mitarbeiter des Schleif- und Fräszentrums Leipzig, der gesamte Badbau liegt in den Händen der Firma Blaschke Bau aus Bobbau. „Die Farbe muss runter, muss extra entsorgt werden, sonst kann der Beton nicht als Recyclingmaterial wiederverwendet werden“, erklärt Rainer Müller.
Edelstahlbecken landet auf Unterkonstruktion
Bürgermeister Egert blickt indes voraus. Wenn auf dem Grund des jetzigen Schwimmerbeckens die nötige Unterkonstruktion angebracht ist, wird das Edelstahlbecken eingesetzt. In wenigen Wochen soll das geschehen. Dann wird die komplexe Haustechnik angeschlossen.

Außerdem wird der Beckenrand an das Niveau des Umfelds angeglichen. Barrierefrei soll der neue Schwimmerbereich sein. Es wäre ein Quantensprung zu dem bisherigen Becken, das seit 1966 existiert, und kein Vergleich zum großen Aufbruch im Jahr 1937, als das erste Freibad als städtische Einrichtung in Zusammenarbeit mit dem Sportverein Zörbig gebaut worden war.
Traum vom warmen Wasser
Barrierefreiheit ist eine wichtige Trumpfkarte, die die Zörbiger im Wettbewerb um die Publikumsgunst ausspielen wollen. Eine weitere Karte halten sie aber noch in der Hinterhand. Auf dem Bauplan sind deutlich die Stellen zu erkennen, über die die Zufuhr von warmen Wasser realisiert werden soll. „Es wird sicher nicht gleich realisiert“, erzählt Matthias Egert. Der Zörbiger Bürgermeister ist aber zuversichtlich, dass die Warmwasserversorgung das Zörbiger Bad noch attraktiver machen kann. Die Ideen dafür reichen bis zu einer direkten Leitungsverbindung zum Unternehmen Verbio, um von dort Warmwasser beziehen zu können. Alternativ ist von der Nutzung von Solar- und Windenergie für die Wärmeerzeugung die Rede.