Simulierter Weltraumausflug Simulierter Weltraumausflug: Bitterfelderin nimmt an Mars-Mission auf Hawaii teil

Halle (Saale) - Christiane Heinicke hat ihr Ticket zum Mars schon gebucht. Allerdings wird die 29-jährige Bitterfelderin nicht mit einer Rakete zum 200 Millionen Kilometer entfernten roten Planeten fliegen, sondern morgen das Flugzeug nach Hawaii besteigen. Auf der amerikanischen Pazifikinsel nimmt die promovierte Ingenieurin als erste deutsche Wissenschaftlerin an der Mission „Hawaii Space Exploration Analog and Simulation“ (HI-SEAS) teil. Das Projekt wird von der US-Raumfahrtbehörde Nasa finanziert und der University of Hawaii durchgeführt. Zuletzt war Christiane Heinicke an der Aalto University in Finnland beschäftigt. Mit fünf anderen Wissenschaftlern aus den USA, Großbritannien und Frankreich wird die Deutsche ein Jahr lang in einer simulierten Mars-Station leben. Diese hat einen Durchmesser von zwölf Metern und ist unterteilt in Betten-, Dusch- und Laborbereich.
Leben am Vulkanhang
Aufgebaut ist die Station auf halber Höhe des Vulkans Mauna Loa, denn die Mineralogie des Marsbodens ähnelt den verwitterten Böden vulkanischen Ursprungs auf Hawaii. Das haben Untersuchung der Bodenproben gezeigt, die durch den Mars-Rover Curiosity genommen wurden. „Meine Aufgabenstellung ist es, Wasser aus dem trockenen Boden zu gewinnen.“ Dafür will Christiane Heinicke mehrere kleine Treibhäuser am Vulkanhang errichten. „So soll das durch die Sonne verdunstende Wasser aufgefangen werden.“ Herausfinden wolle sie, welche Methode sich am besten eigne und wie viel Flüssigkeit man gewinnen könne. Dafür muss sie Strapazen auf sich nehmen. Denn beim Verlassen der solarbetriebenen Kuppel sind, auch bei sehr hohen Außentemperaturen, Raumanzüge vorgeschrieben. Sollte das Projekt erfolgreich sein, könnte die Nasa die Erkenntnisse auch auf bemannte Mars-Missionen übertragen.
Wie groß die Belastungen auf der Forschungsstation für Heinicke sein werden, lesen Sie auf Seite 2.
Doch nicht nur diese Forschungsergebnisse sind von Interesse. Raumfahrtbehörde und Universität wollen auch die Faktoren bestimmen, die die Gruppendynamik bei geplanten Aufenthalten auf dem Mars beeinflussen. Denn je länger eine Mission dauere, desto wichtiger sei, dass die Mitglieder zueinander passen. Daher sind die Gemeinschaftsräume der Station mit Kameras ausgestattet. Zudem werden die biometrischen Daten aufgezeichnet. So soll auch die Frage beantwortet werden, wie sich das Verhalten der Gruppe entwickelt, wenn sie über einen langen Zeitraum in völliger Isolation auf engstem Raum zusammenlebt.
Test in den Rocky Mountains
Trotz der psychischen und physischen Belastung, die mit der Isolationsstudie einhergehen, ist Christiane Heinicke zuversichtlich, dass sie die Mars-Mission auf der Erde erfolgreich beenden wird. „Unter den harten Bedingungen der Rocky Mountains gab es bereits ein Auswahlverfahren.“ So habe sich die bestmögliche Konstellation für die Crew herauskristallisiert. Die sechs Teilnehmer hätten dort ihre körperliche Leistungsfähigkeit, mentale Belastbarkeit und Teamfähigkeit unter Beweis gestellt. Und so wird die deutsche Ingenieurin als „Chief Scientific Officer“ - also als wissenschaftliche Leiterin im Team - am 28. August die simulierte Weltraumstation betreten. (mz)
