Technik nach langer Wartezeit eingetroffen Sekundarschule Raguhn ersetzt Kreidetafeln durch elektronische Activboards
Wie das den Unterricht verändert.

Raguhn/MZ - Für die Lehrerinnen und Lehrer ist derzeit jede Unterrichtsstunde Neuland. Spielt die Technik an der Wand eine Geschichts-DVD über das externe Laufwerk ab? „Das habe ich in der Pause heimlich ausprobiert“, sagt Regina Bretschneider, die Leiterin der Raguhner Sekundarschule. Ergebnis: Das Bild funktioniert, der Ton noch nicht.
Experimente wie dieses sind in der Bildungsstätte derzeit an der Tagesordnung. Denn seit Anfang dieser Woche hängt in dem gesamten Schulgebäude keine einzige Kreidetafel mehr. Stattdessen sind nun 16 elektronische Tafeln montiert. Zu Wochenbeginn wurde die seit über einem Jahr erwartete Technik endlich geliefert.
150.000 Euro für Raguhn
Das Umrüsten ist Teil der „Landesinitiative für nachhaltige digitale Infrastrukturen in Unterricht und Schule“ (Lindius), an der die Raguhner als Netzwerkschule teilnehmen. Sie sollen mit der Technik neue Unterrichtsformate entwickeln, sie ausprobieren und dann an andere Schulen aus dem Landkreis weitervermitteln. Dafür stellt das Land ihnen 150.000 Euro zur Verfügung. Schon Ende 2020 hatten die Raguhner sich dafür entschieden, den Großteil des Budgets in die sogenannten Activboards zu investieren. Lange mussten sie sich seitdem mit einem einzigen Probeexemplar begnügen (die MZ berichtete).
Nun aber sind die elektronischen Tafeln da - und von einem Tag auf den nächsten wird der Unterricht mit digitalen Hilfsmitteln bestritten. „Das Erste, was die meisten Kollegen ausprobiert haben, war die Whiteboard-Funktion, um auf der Tafel zu schreiben“, sagt Lehrerin Sabine Rosenthal. Schon jetzt ist mehr möglich. Etwa das Erstellen interaktiver Arbeitsblätter und das Abspielen zuvor heruntergeladener Filme. Das Kollegium lernt Tag für Tag dazu. „Schon vor dem ersten Klingeln waren wir im Gespräch darüber, was wir ausprobiert haben“, schildert Bretschneider. „Der Austausch funktioniert“.
Was hingegen immer noch nicht richtig funktioniert, ist die Internetverbindung. Die Sekundarschule leidet weiter unter einer langsamen Datengeschwindigkeit. Das Netz verkraftet bislang nur wenige Zugriffe zur selben Zeit. Das schränkt auch die Gebrauchsmöglichkeiten der neuen Tafeln ein. Dabei ist das Problem bei Land und Kreis seit Projektstart im Sommer 2020 bekannt. „Nun wird es wirklich langsam akut“, sagt die Schulleiterin.
Doch auch hier soll es zeitnah vorangehen. So ist angekündigt, dass die Telekom den Hausanschluss ans Glasfasernetz zum Monatsende fertigstellen soll. Allerdings fehle derzeit noch ein wichtiges Bauteil, das wegen Lieferengpässen auf dem Markt derzeit nicht zu haben ist. Wann das schnelle Internet tatsächlich funktioniert, bleibt also offen.
Weitere bauliche Umrüstungsarbeiten sollen Anfang April an eine Firma vergeben werden. Diese wird dann unter anderem zusätzliche Steckdosen montieren und das Wlan bis in die Sporthalle der Sekundarschule führen. Erst wenn all dies geschehen ist, wird die Technik ihre volle Wirkung entfalten. Dann könnten beispielsweise Pulsmessungs-Apps im Sportunterricht verwendet und Aufgaben über die Lernplattform Moodle gestellt werden. In einem nächsten Schritt könnten Schüler ihre eigenen Laptops im Unterricht nutzen und viele Schulbücher durch E-Books ersetzt werden. Aber: „Das ist noch ganz weit weg“, so Bretschneider.
„Richtig toll und praktisch“
Für den Moment schaffen die neuen Tafeln jedenfalls schon eine ganze Menge Euphorie an der Schule. Und zwar nicht nur im Lehrerzimmer. „Also ich finde die Tafeln richtig toll und praktisch“, sagt etwa Schülerin Vanessa. Und auch die Lehrkräfte beobachten im Unterricht bereits Veränderungen. „Die Schüler sind zur Zeit unheimlich bewegt, an der Tafel zu schreiben“, sagt Rosenthal.