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Sanierung Schloss Pretzsch Sanierung Schloss Pretzsch: Altes Schild aus Gusseisen

Von Boris Canje 26.09.2001, 15:39

Pretzsch/MZ. - Es tut sich etwas am Schloss Pretzsch. Das fällt wohl jedem auf. Die Dächer des Tor- und des Westgiebelhauses sind fertig. Bis Jahresende soll das Dach des Nordflügels und die komplette Fassade saniert sein, so Verwaltungsleiterin Eva Kramer. Überraschungen gebe es jeden Tag. So wurde unter dem Dach ein gusseisernes Schild mit der Aufschrift "Potsdamsches Grosses Waisenhaus Schloss Pretzsch" gefunden.Eine Erinnerung an jene Zeit, als Preußenkönig Friedrich Wilhelm III. das Schloss der Waisenhaus-Stiftung schenkte. Es wurde gereinigt und konserviert.

Am Westflügel ist in etwa zu erkennen, wie das Schloss nach der kompletten Sanierung einmal aussehen wird. Doch bis dahin bleibt noch allerhand zu tun. So heißt es zum Beispiel, 250 Fenster zu erneuern. Da kann von einem ruhigen Schulbetrieb - im Schloss ist die Sonderschule mit Ausgleichsklassen untergebracht - keine Rede sein. Und auch die Dachsanierung bringt so ihre Probleme mit sich. Vor allem bei stärkerem Regen, wenn auch die Planen kaum noch helfen und es den einen oder anderen Wasserschaden gibt.

Auch die Schmuckelemente der Fassade werden wieder aufgearbeitet. Eine Spezialfirma hat deshalb ihr Lager vor dem historischen Gebäude aufgeschlagen. Mit Spezialzement werden kleinere Schäden vor Ort ausgeglichen. Ist dieser ausgehärtet, kann die Reparatur kaum noch bemerkt werden.

Die Sanierung eines über 500-jährigen Schlosses geht nicht ohne Überraschungen ab. So wurden ganze oder Teile von Barockdecken gefunden. Was davon wieder eingebaut wird, ist noch offen, erklärt Frau Kramer. Alles hänge auch vom zur Verfügung stehenden Geld ab. Auf alle Fälle werden alle Funde sorgsam geborgen, dokumentiert und eingelagert. Dabei helfen die Jugendlichen aus dem Projekt "Vermeidung von Untersuchungshaft" aus dem Haus Eisenhammer, einer Außenstelle des Heimes.

Wann die Sanierung abgeschlossen ist? Darüber wagt die Verwaltungschefin keine Prognose. Es werden wohl noch einige Jährchen ins Land gehen und die nahe gelegen Elbe einige Hochwasser erleben. Doch sie werde alles unternehmen, dass der "Flickenteppich", als den sie einmal den Zustand des Daches bezeichnete, bald verschwunden sein wird.

Wegen der vielen Aufgaben als Bauherrin komme sie kaum zu ihrer eigentlichen Tätigkeit, meint die engagierte Frau. Immer wieder wird sie auf die Baustelle gerufen, gilt es Problem zu klären. Doch wer sich mit ihr unterhält, der merkt schnell, dass es ihr so unrecht eigentlich nicht ist, dass die Faszination des Sanierens eines historischen Gebäudes sie gepackt hat.