1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Bitterfeld-Wolfen
  6. >
  7. Sackwitz: Sackwitz: Aufregung um eine kleine Schlange

Sackwitz Sackwitz: Aufregung um eine kleine Schlange

Von Marcel Duclaud 29.06.2004, 13:46

Sackwitz/MZ. - Hans Kossurok hatte es gleich gewusst und den Skeptikern entgegen gehalten: "Ich habe hier keine Gummi-Schlange und kenne Ringelnatter und Blindschleiche." Hilfe zu holen, war für die beiden Sackwitzer dennoch nicht ganz einfach. Einen ganzen Tag haben sie damit zugebracht, jemanden zu finden, der sich in solch einem Falle zuständig fühlt. Liane Dake: "Wir wollen weder, dass der Schlange etwas passiert, noch, dass vielleicht Menschen gefährdet werden. Und wenn wir sie hier in der Nähe aussetzen, ist sie morgen ja vielleicht wieder in unserem Garten."

Schon am Morgen hatte Hans Kossurok, als er den blauen Plaste-Teddy, der auf dem grünen Rasen thront, reinigen wollte, Bekanntschaft mit der kleinen Kreuzotter gemacht. "Die schnappte nach meiner Hand." Liane Dake ergänzt: "Er war ganz bleich, als er ins Wohnzimmer kam." Nach dem ersten Schreck handelten beide besonnen, fingen das Tier - mit Handschuhen bewehrt - in einer Blechschüssel, legten einen Deckel darauf und griffen zum Telefon.

Bei mehreren Tierärzten meldeten sie sich, beim Tierheim Wittenberg und Dessau, bei Naturschützern, die nicht zu erreichen waren, schließlich in ihrer Verzweiflung bei der Feuerwehr - die wollte den Einsatz freilich bezahlt haben. Gemeinsam mit der MZ gelang es schließlich am Nachmittag, gleich zweifach Unterstützung zu erhalten. Jürgen Berg, Vorsitzender des Naturschutzbundes, Kreisverband Wittenberg, erklärte sich bereit, nach Sackwitz zu kommen. Allerdings glaubte er nicht an die Kreuzotter. "Das ist doch sehr unwahrscheinlich. Früher, vor vielleicht 20 Jahren, gab es bei Bad Schmiedeberg einen Einzelnachweis. Aber in den vergangenen Jahren sind keine mehr gesehen worden."

Und auch das Ordnungsamt der Verwaltungsgemeinschaft schaltete sich ein. Kurt Jungmann und Bernd-Uwe Edler, letzterer ist bei der VG Bad Schmiedeberg beschäftigt und leistete sozusagen Amtshilfe, tauchten bei Frau Dake und Herrn Kossurok auf, bugsierten die Schlange in ein Glas. Edler: "Ich habe sie gemeinsam mit Roger Baumann, der Mitglied im Heideverein ist, identifiziert. Tatsächlich eine Kreuzotter." Die beiden Männer haben das Tier fotografiert und an geeigneter Stelle in die Natur entlassen. "Offenbar", so Edler, "hat sich die Population wieder ausgebreitet. Das ist schon erstaunlich."

Jürgen Berg hingegen, der die Schlange nicht mehr gesehen hat, bleibt skeptisch: "Ich glaube nicht an die Ausbreitung der Population. Vielleicht ist das Tier ja ausgesetzt worden." Für möglich hält er auch eine Verwechslung mit der Schlingnatter: "Eine Kreuzotter schnappt nicht, die stößt einmal zu." In jedem Falle rät der Experte, bei der Begegnung mit einer giftigen Schlange gelassen zu bleiben: "Keine Panik. Für die Kreuzotter charakteristisch ist ein großes Distanzverhalten, sie lebt zurück gezogen und meidet eigentlich die Nähe von Menschen."