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Reiter muss sein Ross erst finden

Von Heidi Reuschel 14.09.2007, 16:22

Mühlbeck/Friedersdorf/MZ. - Nach einer Reise dorthin und einem Abstecher zum Buchdorf in Redu in Belgien sowie nach Bredevoort in Holland wuchs die Idee, aus den gesammelten Eindrücken die "Quintessenz für ein ähnliches Projekt in Mühlbeck-Friedersdorf umzusetzen", so die 64-Jährige. Die gebürtige Rheinländerin hat schon früh ihre Leidenschaft für Bücher entdeckt, denn einst arbeitete sie als Buchhändlerin in Köln. Nachdem sie dann ein Altenheim in Bitterfeld leitete, war der Weg nach Mühlbeck nicht weit.

Die Gründung des Fördervereins durch die beiden Dörfer Mühlbeck und Friedersdorf sowie mehr als 40 Personen aus ganz Deutschland erfolgte vor fast genau zehn Jahren am 26. September 1997. Aus logistischen Gründen schlossen sich die Dörfer für das Projekt zusammen, was sich als riesiger Vorteil erwies. Mit sieben Antiquariaten begann das Buchdorf seine Erfolgsgeschichte, mittlerweile sind es 13. "Je mehr Antiquariate es gibt, umso attraktiver und interessanter wird der Besuch im Buchdorf. Der Unterschied zum herkömmlichen Buchgeschäft ist, dass sich Ross und Reiter finden müssen", erklärt Heidemarie Dehne. Mit einer Auswahl aus über einer Million Büchern aus allen Bereichen der Literatur sollte jeder seinen literarischen Vorlieben nachgehen können.

"Besucher aus ganz Deutschland aber auch internationale Gäste kommen ins Buchdorf" berichtet die Mühlbeckerin. Da man dort ohne Probleme mehrere Tage verbringen könnte und ein einziger Tag zum Stöbern meist nicht ausreicht, bieten Gasthäuser und Privatpersonen in unmittelbarer Nähe Schlafmöglichkeiten an - unter vielversprechenden Bezeichnungen wie "Oase" zum Beispiel oder "Baumhaus". Gastronomische Einrichtungen wie Cafés und Restaurants sorgen für das leibliche Wohl.

Der Förderverein Buchdorf Mühlbeck-Friedersdorf veranstaltet zudem einmal im Monat ein so genanntes Show-Fenster. Immer an den Schnapsdaten im Jahr finden verschiedene Aktionen statt, beispielsweise am 10.10., wenn die Autorin Ilona Schlott eine Lesung für Kinder veranstaltet, bei der sie ihr Buch "LOFO, das unbekannte Tier" vorstellen wird. "Aufgrund der Bezeichnung Show-Fenster sind wir sehr flexibel bei der inhaltlichen Gestaltung, die Palette reicht von Lesungen bis zum Kasperle-Theater. Mittlerweile fragen die Autoren sogar schon bei uns an, ob sie kommen dürfen", so Heidemarie Dehne. Weitere Höhepunkte während des zehnjährigen Bestehens waren auch der Gründungsgeburtstag, der alljährliche "Tag des Buches" am 23. April sowie das internationale Buchdorf-Treffen im Jahre 2000 mit 14 Buchdörfern - unter anderm aus Schottland, England, und Finnland.

Wie die Vereinschefin erzählt, befinden sich die weltweit verbreiteten Buchdörfer immer in landschaftlich attraktiven Regionen, so auch jenes in Mühlbeck-Friedersdorf. Es ist einer von vielen Besuchermagneten und gehört somit zu einem sehenswerten Ausflugsziel am Rande der Dübener Heide. "Wir wollen uns als Buchdorf Mühlbeck-Friedersdorf der Öffentlichkeit in schönem Ambiente präsentieren. Und Ausflugsziele wie die Goitzsche tragen natürlich dazu bei", so die Vorsitzende des Vereins. Aber auch das Buchdorf selbst lädt zum Verweilen ein. Dem Antiquariat "Bücher con sum" beispielsweise schließt sich ein riesiger Garten mit Streuobstwiese an, aus dem sich die Gäste bedienen dürfen. Neben einem Rosenpavillon, der gerade angelegt wird, und Grillplatz können Besucher auch im Freien schmökern.